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Mobbing
Mobbing ist eine Form psychischer Gewalt. Das Tückische am Mobbing ist, dass es sich um scheinbar harmlose Sticheleien handeln kann, die – einzeln gesehen – keine große Bedeutung haben müssen, jedoch mit Folgen.
Was ist Mobbing?
Da wird hinter dem Rücken über eine Mitschülerin gelästert, abgewertet, gehänselt. "Schau mal, jetzt kommt wieder die dicke Kuh!" Da werden abwertende Bemerkungen gemacht: "Du siehst blöd aus!". Informationen werden nicht weitergegeben, es wird ausgegrenzt. Auch das Ablehnen von Hilfe "Dir leihe ich meine Stifte nicht" oder auch ständiges Ausnützen "Gib mir dein Heft zum Abschreiben" kann Mobbing sein. Auch Cybermobbing, also das Verbreiten von Bildern, Videos oder Texten, die eine Person verletzen, ist Mobbing.
Die zunächst harmlosen Sticheleien müssen keine große Bedeutung haben. Über die lange Dauer und die Häufigkeit dieser Abwertungen werden gemobbte Schüler oder Schülerinnen jedoch ununterbrochen abgewertet. Sie fühlen sich der Situation hilflos ausgeliefert und werden immer isolierter.
Welche Folgen hat Mobbing?
Gemobbte Schülerinnen und Schüler reagieren mit Lernunlust, Schulangst, Konzentrationsstörungen, absinkenden Leistungen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Bauch- und ständig wiederkehrende Kopfschmerzen. Diese Symptome können Hinweise darauf sein, dass es dem Kind in der Schule schlecht geht und es eventuell von anderen Kindern gemobbt wird.
Das Kind verliert nicht nur im schulischen Bereich an Selbstbewusstsein. Die Probleme, die sich aus Mobbing ergeben, können bis zu Depressionen und Selbstmordgefahr gehen.
Häufig suchen die gemobbten Opfer das Problem bei sich selbst. Viele erzählen den Eltern und Lehrkräften nichts von der unerträglichen Situation. Sie schämen sich sogar noch für diese Situation und fühlen sich damit umso mehr hilflos ausgeliefert.
Warum wird gerade mein Kind gemobbt?
Innerhalb einer Schulklasse oder bestimmter Gruppierungen gelten (oft unausgesprochene) Regeln. Möchte oder kann ein Schüler oder eine Schülerin sich diesen nicht beugen, kann dies ein willkommener Anlass zur Ausgrenzung, zum Mobbing sein.
Manchmal genügt auch eine Eigenheit oder Besonderheit eines Kindes. Ist das Kind vielleicht besonders gut in der Schule, kann es zum "Streber" oder "Streberin" werden. Ist es vielleicht beim Sportunterricht eher ungeschickt, wird es leicht zum/r "Sportversager/in" abgestempelt. Oft ist es auch der/die "Neue", die in der Klasse ausgegrenzt werden. Bei beginnendem Interesse am anderen Geschlecht können Eifersucht und Rivalität ebenfalls Gründe für Mobbing sein.
Nicht selten weist die gemobbte Schülerin oder der gemobbte Schüler Züge auf, die sie oder ihn zum geeigneten Opfer machen:
- Ängstlichkeit
- Angepasstheit,
- geringes Selbstwertgefühl,
- Ungeschicklichkeit und Hilflosigkeit
- unsicheres soziales Verhalten.
Warum mobben manche Schulkinder?
Werden die Schülerinnen oder Schüler, die mobben, darauf angesprochen, weichen sie meist aus: "Das war doch nicht ernst gemeint!" Häufig schieben sie auch dem Opfer die Schuld selbst zu: "Der nervt uns immer, der/die ist selbst schuld!"
Schülerinnen oder Schüler, die andere mobben, haben oft selbst nicht so viel Selbstwertgefühl, wie sie nach außen vorgeben. Das heißt, sie gleichen eigene Schwächen aus, indem sie andere Menschen klein machen.
Sie möchten Stärke und Macht vor den Mitschülerinnen oder Mitschülern demonstrieren und zeigen ein gewisses Führungsverhalten. Meist sind sie umgeben von Mitläuferinnen oder Mitläufer und Anhängerinnen oder Anhänger.
Wie kann sich mein Kind wehren?
Viele Kinder möchten nicht, dass die Lehrkraft oder die Eltern eingeschaltet werden. Sie befürchten, dass die Situation dann noch schlimmer wird.
Aber es ist wichtig, bei einem Mobbing Vorfall einzugreifen!
Es handelt sich hier nicht um kleine Sticheleien, sondern um eine Situation, die für das gemobbte Kind dramatisch ist. Darum muss die Lehrkraft, gegebenenfalls die Schulleitung oder den Elternbeirat von den Vorfällen informieren.
Wenn Sie selbst eingreifen, erklären Sie Ihrem Kind, mit wem Sie sprechen werden. Fragen Sie Ihr Kind, wie die Vorfälle genau ablaufen. Selbst wenn es sich um Kleinigkeiten handelt, nehmen Sie diese ernst. So fühlt sich Ihr Kind unterstützt.
Nicht sehr hilfreich ist, sofort zum Telefonhörer zu greifen und die Eltern des mobbenden Kindes zu beschimpfen. Diese wissen vermutlich nichts davon. Selbst, wenn Sie Verständnis für die Situation Ihres Kindes erreichen können, heißt das noch lange nicht, dass das mobbende Kind nicht im Verborgenen weitermacht. So gesehen ist die Sorge Ihres Kindes, dass alles schlimmer wird, wenn die Erwachsenen eingeschaltet werden, nicht unbegründet.
Fragen Sie Ihr Kind, wie es sich gegenüber den mobbenden Kindern verhält. Es hat sicher einiges versucht, um diesen unangenehmen Situationen zu entrinnen. Fragen Sie, ob seine Methoden funktioniert haben. Hat es besser funktioniert, einfach zu gehen oder sich zu wehren?
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, welche anderen Lösungsmöglichkeiten es geben könnte. Kann es sich mit anderen Kindern der Klasse anfreunden? Kann es einfach weggehen und die Sticheleien ignorieren? Kann es in diesen Situationen selbstbewusst auftreten und sich wehren?
Hat Ihr Kind einen Lösungsweg ausprobiert, fragen Sie nach, wie es gelaufen ist. Hat es nicht geklappt, gibt es sicher noch eine andere Möglichkeit. Zumindest kann sich Ihr Kind nun mit Ihnen besprechen, fühlt sich ernst genommen und vor allem – nicht mehr alleine.
Reaktionen der Lehrkräfte bei Mobbing
Lehrkräfte reagieren oft überrascht auf Berichte über Mobbing in ihrer Klasse. Die Vorfälle finden meist im Verborgenen statt, beispielsweise in der Pause oder auf dem Schulweg. Ein sensibles Wahrnehmen der Lehrkräfte wäre wünschenswert.
Erfährt die Lehrerin oder der Lehrer davon, dass ein Schulkind einen "schlechten Stand" in der Klasse hat, muss sie oder er klar Stellung beziehen und der Klasse die Folgen für die Opfer deutlich machen.
Die Ausreden der Mobber, dass das ja alles nur Kleinigkeiten seien, dürfen nicht gelten. Viele Kleinigkeiten können sich zu einem großen Berg anhäufen.
Ein Klassenklima, in dem man sich gegenseitig mit Respekt begegnet, ist von entscheidender Bedeutung.
Leider findet sich auch so manche Lehrkraft, die einzelne Schülerinnen oder Schüler "auf dem Kieker" haben – und nicht die erforderliche Professionalität des Berufes. Aber auch Mobbing der Schulkinder gegenüber Lehrerinnen und Lehrern ist keine Seltenheit. Auch das Lehrerzimmer selbst ist vor Mobbing nicht sicher.