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Welchen Einfluss Trennung und Scheidung auf Kinder haben

Wenn eine Partnerschaft zerbricht, so ist dies für alle Beteiligten ein einschneidendes Ereignis, verbunden mit Wut, Trauer und Enttäuschung. Vor allem Kinder erleben die Trennung ihrer Eltern als eine sehr schwierige Phase, in der sie große Entwicklungsschritte leisten müssen.

Nicht mehr zeitgemäß sind jedoch die düsteren Szenarien, nach denen Kinder aus gescheiterten Beziehungen immer als Verliererin oder Verlierer hervorgehen. Kinder leiden nicht ausschließlich unter der Trennung ihrer Eltern, sondern auch und vor allem, wenn in einer vollständigen Familie schlechte Beziehungen und ständiger Kleinkrieg zwischen den Eltern vorherrschen.

Auch wenn Sie als Paar auseinandergehen, so werden Sie zeitlebens Eltern für Ihre Kinder bleiben. Die größte Herausforderung für Eltern, die nicht mehr zusammenleben wollen, besteht darin, ihre Kinder auf die bevorstehende Trennung vorzubereiten, ihnen Rückhalt zu geben und sie wohlbehalten durch diese schwierige Zeit zu führen. Nur so kann sie auch als Chance für einen neuen Aufbruch begriffen werden.

Wann sagen wir unserem Kind am besten, dass wir uns trennen wollen?

Kinder leiden vor allem, wenn es in einer Familie ständig Streit gibt. Sie spüren zudem genau, wenn die Eltern versuchen, ihre Konflikte vor den Kindern zu verheimlichen oder sich ständig aus dem Weg zu gehen. Vor allem kleinere Kinder können sich einer schlechten Stimmung nicht entziehen, sondern erleben diese um ein Vielfaches intensiver. Alle negativen Gefühle, die zwischen den Eltern hin- und hergehen, übertragen sich direkt auf das Kind.

Reden Sie mit Ihrem Kind, sobald es für Sie sicher ist, dass Sie sich trennen wollen. Ihre Entscheidung, sich zu trennen, sollte sehr gut überlegt sein und darf keinesfalls aus einem Affekt heraus leichtfertig getroffen werden. Mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner zusammen sollten Sie unbedingt vorab besprechen, was Sie Ihrem Kind und wie Sie es sagen werden. Denken Sie dabei daran, dass das Wohl Ihres Kindes im Vordergrund stehen muss.

Sie sollten eine Vorstellung davon haben, welche Veränderungen in der nächsten Zeit vor allem für Ihr Kind zum Tragen kommen. Ebenso sollten Sie bereits erste Regelungen bezüglich des Wohnsitzes, der Betreuung des Kindes und der Kontakte mit dem nun nicht mehr so häufig zur Verfügung stehenden Elternteil getroffen haben. Für Ihr Kind ist es in jedem Fall vorteilhaft, wenn es an dieser Stelle bereits konkrete Informationen zu seinem täglichen Leben bekommen kann. Umso besser kann es sich auf die neue Lebenssituation einstellen.

Ihr Kind muss nun zahlreiche tief greifende Veränderungen bewältigen. Dabei ist das wichtigste Hilfsmittel das Gespräch mit ihm. Sie geben Ihrem Kind damit das Gefühl, dass Sie es mit all seinen Gefühlen in der schwierigen Situation ernst nehmen und dass es nicht hilflos allen weiteren Entwicklungen ausgeliefert ist.

Wie können wir unserem Kind am besten erklären, dass wir uns trennen wollen?

Wenn es Ihnen irgendwie möglich ist, sollten Sie auf jeden Fall beide zusammen mit Ihrem Kind über die bevorstehende Trennung oder Scheidung reden. Es wird dann besser verstehen, dass es sich um eine Entscheidung handelt, die Sie gemeinsam getroffen haben und dass Sie sich beide um das Wohlergehen Ihres Kindes kümmern.

Jedes Kind, auch ein kleines, sollte ein solches Gespräch mit seinen Eltern haben. Viele andere Gespräche werden folgen müssen. Wichtig ist, dass Sie als Erwachsene und in der Partnerschaft in dieser Gesprächssituation nicht miteinander streiten und es keinesfalls zu gegenseitigen Beschuldigungen oder Herabsetzungen kommt. Ihre Paarkonflikte haben im Gespräch mit Ihrem Kind nichts verloren.

Mit welchen Worten Sie Ihr Kind über die Trennung informieren, hängt natürlich vom Alter des Kindes ab. Einem kleinen Kind in allen Einzelheiten zu erklären, warum Mama und Papa auseinandergehen, kann man nicht. Daher ist es am wichtigsten, ihm zu sagen, wie es weitergehen wird und alle seine Fragen kindgerecht zu beantworten.

Überlegen Sie sich, was für Ihr Kind in einem solchen Moment wichtig zu wissen ist. Viele Kinder machen sich vor allem Sorgen, wie ihr Alltag in der Zukunft aussehen wird. Ihre Fragen sind daher eher praktisch. Außerdem möchten sie wissen, wie es dem Elternteil gehen wird, der nicht bei ihnen wohnen wird. Vor allem kleinere Kinder sorgen sich darum, ob zum Beispiel der Papa dann auch ein Bett oder etwas zu essen hat.

Anstatt zu viel über die anstehenden Veränderungen zu reden, sollten sie mehr darüber sprechen, was für Ihr Kind genauso bleiben wird wie zuvor, vor allem die Dinge, die ihrem Kind wichtig sind. Dabei sollten Sie unbedingt vorher klären, inwieweit Sie Ihre Versprechen auch halten können. In der folgenden Zeit ist es wichtig, dass sich Ihr Kind auf Ihre Aussagen verlassen kann, da es sonst zusätzlich verunsichert wird und sein Vertrauen in Sie verlieren könnte.

Es kann natürlich auch sein, dass Sie nicht auf alle Fragen des Kindes eine Antwort haben. Seien Sie ehrlich und versichern Sie ihm, dass Sie als Erwachsener eine Lösung finden werden. Das Kind soll immer wissen, dass es keine Schuld an der Situation trägt oder ansonsten irgendeine Verantwortung zu tragen hat.

Bei all den Informationen sollten Sie Ihrem Kind an allererster Stelle die Botschaft geben, dass eine Trennung nicht zwangsläufig das Ende einer Familie bedeutet, auch wenn nicht mehr alle unter einem Dach wohnen. Das ist insbesondere für ein jüngeres Kind sehr schwierig zu verstehen. Es erlebt sich und seine Eltern als eine unzertrennbare Einheit. Man kann ihm auch nicht verständlich machen, dass man wegen eines Streits auseinandergeht. Ein Erklärungsversuch wie beispielsweise „Mama und Papa streiten sich in letzter Zeit nur noch, daher wollen wir nicht mehr zusammenleben“ wird es noch nicht verstehen können, denn es streitet sich ja selbst nahezu täglich mit Geschwistern oder Freundinnen und Freunden ohne weitreichende Folgen.

Viel wichtiger ist es also, Ihrem Kind zu versichern, dass Sie auch nach der Trennung Eltern bleiben, d. h. dass sich an seiner Beziehung zu Mama und Papa nichts ändern wird.

Mit welchen Reaktionen muss ich rechnen, wenn mein Kind erfährt, dass wir uns trennen wollen?

Wenn ein Elternteil die Familie verlässt, werden das Weltbild und das Sicherheitsbedürfnis eines Kindes zutiefst erschüttert. Der Auszug und die Trennung von einem Elternteil bedeuten einen schweren Verlust.

Es hängt vom Alter Ihres Kindes und natürlich auch von seinem Temperament ab, wie es mit der Nachricht umgehen wird. Das können geballte Wut, aber auch Trauer und stilles Leid sein. Wenn Sie mehrere Kinder haben, deren Alter etwas weiter auseinanderliegt, müssen Sie sich auf die unterschiedlichsten Reaktionen einstellen.

Jedes Kind stellt andere Fragen und drückt seine Gefühle anders aus, je nachdem wie weit es in der Lage ist, Beziehungen zwischen Menschen zu verstehen und Konsequenzen abschätzen zu können, die sich aufgrund bestimmter Ereignisse ergeben.

Es gibt jedoch alterstypische Reaktionen, die man bei fast allen Kindern beobachten kann.

  • Sehr kleine Kinder verhalten sich häufig ängstlich oder aggressiv und lassen die Mutter oder den Vater kaum noch aus den Augen. Papa ist weggegangen. Wer weiß, ob Mama nicht auch noch geht? Häufig nässt ein kleines Kind dann wieder ein oder verlangt nach seinem längst abgegebenen Schnuller. Hinter solchen auffälligen Verhaltensweisen steht unbewusst der Wunsch danach, dass alles wieder so wie früher sein möge.
  • Kinder im Kindergartenalter zeigen ähnliche Verhaltensweisen, doch können sie schon stärker ihre Gefühle zeigen. Da sie sich in diesem Alter als Mittelpunkt ihrer kleinen Welt erleben, geben sie sich häufig die Schuld an der Trennung der Eltern.
  • Jüngere Schulkinder können bereits durchaus Verständnis für die elterlichen Probleme aufbringen. Dennoch sehen sie sich einer Trennung der Eltern ohnmächtig ausgeliefert und sie empfinden Trauer und Wut. Die schulischen Leistungen können nun plötzlich nachlassen und Verhaltensauffälligkeiten auftreten. Ebenso kann es auch zu Schwierigkeiten im Freundeskreis der Kinder kommen.
  • Ältere Schulkinder beginnen sich bereits um ihre Eltern zu sorgen. Sie leiden darunter, wenn es Papa oder Mama nicht gut geht. Sie übernehmen oft aus diesem Gefühl heraus Verantwortung für Dinge, für die sie eigentlich noch zu jung sind.
  • Jugendliche zeigen sich in ihren Reaktionen auf eine bevorstehende Trennung sehr widersprüchlich. Zum einen sind sie sehr einfühlsam den Beziehungsproblemen der Eltern gegenüber und bieten sich vielleicht sogar als Gesprächspartnerinnen bzw. Gesprächspartner an. Andererseits zeigen sie mit deutlicher Wildheit und auch Wut ihre grenzenlose Enttäuschung über das Auseinandergehen der Eltern und den damit verbundenen Verlust ihrer vorher intakten Familie. Sie sind oft schon mit der eigenen widersprüchlichen Gefühlswelt der Pubertät und dem Finden eines Platzes in der Gesellschaft überfordert. Wenn die Familie als Halt in dieser schwierigen Entwicklungsphase verloren geht, werden auch auf die Eltern schimpfende Jugendliche verzweifelt und wütend.
  • Ältere Jugendliche fühlen sich durch die Trennung der Eltern oft gezwungen, schneller erwachsen werden zu müssen. Überstürzte und konfliktreiche Ablösungsversuche von der Familie werden unternommen, doch vielen Jugendlichen gelingt dies in einer solchen Situation überhaupt nicht.

Ihr Kind muss seine Gefühle in jedem Fall zum Ausdruck bringen dürfen. Die Reaktionen Ihres Kindes mögen Sie verunsichern. Betrachten Sie sie jedoch unter keinen Umständen als Störung in der Entwicklung Ihres Kindes, sondern als sein starkes Bemühen, mit einer schwierigen und veränderten Situation fertig zu werden. Wichtig ist, dass Sie in der Zeit vor, während und nach der Trennung Ihrem Kind zur Seite stehen und auch als getrennte Partnerin oder Partner Ihrem Kind vollwertige Elternteile bleiben.

Warum sind wiederkehrende Gespräche mit unserem Kind so wichtig?

Wenn Sie bedenken, welche tief greifenden Veränderungen eine Trennung für Sie als betroffene Erwachsene mit sich bringt, werden Sie verstehen, dass das einmalige Aufklärungsgespräch mit Ihrem Kind keinesfalls ausreichen wird.

Vor, während und nach der Trennung sollten Sie Ihrem Kind gegenüber eine ständige Gesprächsbereitschaft zeigen, sodass es jederzeit Fragen anbringen oder mögliche Ängste ausdrücken kann. Die durch die Trennung verlorene Sicherheit muss sich Ihr Kind mühsam wieder erarbeiten. Vermutlich werden Sie ihm dasselbe mehrmals erklären müssen und immer wiederkehrende Fragen erneut beantworten müssen, wie beispielsweise „Ist es meine Schuld, dass Ihr nicht mehr zusammen seid?“ oder „Liebt ihr mich beide noch?“. Auch will es immer wissen, ob es die neuen Regelungen, die seinen Alltag verändern, alle richtig verstanden hat.

Ein Gespräch muss nicht immer lang sein. Oftmals reicht schon ein kurzer Satz, um das momentane Bedürfnis Ihres Kindes nach Sicherheit zu befriedigen. Vor allem sollten Sie ihm zuhören und zulassen, dass es erzählt, wie es ihm geht. Manchmal haben Kinder ganz gute Ideen in Bezug auf das, was ihnen selbst gut tut, vor allem, wenn die Eltern sich neben dem Wohl des Kindes um die Organisation eines neuen Lebens nach der Trennung von der Partnerin oder vom Partner kümmern müssen. Prüfen Sie in einem solchen Fall, ob sich die Idee Ihres Kindes umsetzen lässt. So können Sie ihm das Gefühl geben, dass es die Entwicklungen mit beeinflussen kann und nicht ohnmächtig der Trennungssituation ausgesetzt ist.

Ihre Paarkonflikte haben in den Gesprächen mit Ihrem Kind nichts zu suchen. Reden Sie daher immer voller Achtung über den anderen Elternteil. Ihr Kind hat ein Recht darauf, Papa und Mama auf seine Weise zu lieben und zu achten. Ihr Kind sollten Sie zudem nicht als Ersatz für eine andere erwachsene Gesprächspartnerin oder einen anderen erwachsenen Gesprächspartner benutzen. Wenn ein Kind in die Rolle der Trösterin oder des Trösters seiner Eltern gedrängt wird, muss es seinen eigenen Kummer hintenanstellen, um Mama oder Papa nicht noch mehr zu „belasten“.

Nur wenn Sie für ständige Gespräche mit Ihrem Kind offen sind, werden Sie seine Sorgen und Ängste verstehen und etwas gegen sie tun können. Je öfter Ihr Kind Sie über die Trennung befragt und je offener es über seine diesbezüglichen Gefühle sprechen kann, desto größer und reifer wird sein Verständnis für dieses Ereignis werden und desto schneller kann es wieder stabilisiert werden.

Wie kann ich mein Kind durch die schwierige Zeit der Trennung und danach am besten begleiten?

Wie Kinder langfristig mit der Trennung und Scheidung ihrer Eltern fertig werden, ist weniger von der Tatsache der Trennung selbst abhängig, sondern vor allem von den Bedingungen vor und nach der Trennung. Als Eltern können Sie viel dazu beitragen, dass das Ereignis an Schrecken verliert und Ihr Kind die gewohnte verlorene Sicherheit durch eine neue ersetzen kann. Daher dürfen Sie, auch wenn es schwierig ist, nicht nur Ihre eigenen Probleme sehen, sondern sollten vor allem für das Wohl Ihrer Kinder Sorge tragen.

  • Als Eltern sollten Sie sich niemals im Affekt trennen. Wenn ein Elternteil nach einem großen Krach einfach seine Koffer packt und geht, gerät die Familie in ein großes Chaos. Eine Trennung sollte daher immer gut vorbereitet sein.
  • Nehmen Sie sich viel Zeit für Ihr Kind! Versichern Sie ihm immer wieder, dass Sie es weiterhin unverändert lieb haben. Reden Sie mit ihm, wann immer es Fragen hat.
  • Sorgen Sie für eine verlässliche tägliche Routine. Kinder brauchen das Gefühl von Beständigkeit. In der schwierigen Situation einer Trennung können schon kleine alltägliche Rituale helfen, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren, und sie geben Kindern das Gefühl, dass nicht alles außer Kontrolle gerät. Zu viele Veränderungen überfordern gerade in dieser Situation Ihr Kind.
  • In allen Gesprächen mit Ihrem Kind sollten Sie darauf achten, dass Sie in Abwesenheit der Ex-Partnerin oder des Ex-Partners voller Achtung über den anderen Elternteil des Kindes sprechen und Ihren Frust über sie oder ihn für sich behalten. In Ihren Gesprächen mit dem Kind geht es nicht um Ihre ehemalige Partnerschaft und was daran nicht funktioniert hat, sondern es geht für das Kind immer um Papa oder Mama, d. h. einen Elternteil, den das Kind so lieben und achten möchte wie zuvor. Versuchen Sie auch nicht, sich Ihrem Kind als den „besseren“ Elternteil darzustellen. Zwingen Sie es nicht, für Sie und gegen den anderen Elternteil Partei zu ergreifen.
  • Fragen Sie sich beide als Ex-Partnerin oder Ex-Partner, wie Sie es schaffen können, dass die Betreuung der Kinder möglichst stabil bleibt, d. h. wenn z. B. der Vater die Kinder regelmäßig zum Fußballtraining oder Ballett gefahren hat, dann wäre es gut, wenn er dies auch in Zukunft tun würde. Auch Krippe, Kindergarten und Schule sollte für die betroffenen Kinder möglichst gleich bleiben. Wenn es bei der Betreuung Engpässe gibt, sollten zunächst nur vertraute Personen aushelfen, wie z. B. die Großeltern.
  • Die Beziehung der Kinder zu ihren beiden Elternteilen darf sich trotz der Trennung nicht ändern. Nur wenn Kinder tatsächlich erfahren, dass Mama und Papa, jeder für sich, genauso bleibt und ihnen genau so viel Liebe und Zuwendung gibt wie vorher, kann ihnen die Angst genommen werden, dass der andere Elternteil auch noch geht. Aber allein das Versprechen, dass z. B. Papa an jedem Wochenende zu Besuch kommt, reicht nicht aus. Gerade jüngere Kinder können mit zeitlichen Dimensionen nicht viel anfangen. Viel wichtiger ist die Erfahrung, dass Papa tatsächlich regelmäßig anruft oder kommt. Das bedeutet: Das konkrete Erleben, dass die Beziehungen für das Kind erhalten bleiben, auch wenn die Eltern nicht mehr zusammen sind, ist viel wichtiger als alle Versprechen.
  • Wichtig ist, dass Sie die gescheiterte Partnerschaft von Ihrer Elternschaft trennen und dass Sie sich bei der Kindererziehung in allen wesentlichen Punkten abstimmen. Vielleicht hilft es, sich zwischen all den Spannungen einzugestehen, dass es zwar in der Partnerschaft nicht geklappt hat, aber dass man als Eltern doch noch etwas Wichtiges leisten kann, nämlich die gemeinsamen Kinder, die man sich einst zusammen gewünscht hat, möglichst unbeschadet durch die Trennung zu begleiten. Dazu bedarf es einer Art Arbeitsgemeinschaft, in der es klare Regeln gibt, an die Sie sich als Eltern unbedingt beide halten müssen. Falls Sie zu zweit nicht weiterkommen, kann Ihnen eine Mediatorin oder ein Mediator weiterhelfen. Die getroffenen Absprachen sollten von Zeit zu Zeit unter die Lupe genommen und verändert werden. Ein solches gemeinsames Erziehungskonzept mit offenen Aussprachen verhindert im Übrigen, dass Sie nicht in Spiele verwickelt werden, in denen Ihr Kind sagt „bei Papa darf ich aber immer...“ oder „Mama hat aber gesagt...“
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht immer nur mit einem bestimmten Elternteil tolle Wochenendausflüge, Kinobesuche oder sonstige Unterhaltung erleben darf. Es sollte mit beiden Elternteilen etwas unternehmen dürfen, damit nicht der eine von beiden plötzlich begehrter wird.
  • Sollte sich durch Ihre Trennung und Scheidung Ihre finanzielle Situation so ändern, dass Sie sich nun viele Dinge nicht mehr leisten können, die vorher in Ihrer Familie ganz normal waren, so verschweigen Sie dies Ihrem Kind nicht. Erklären Sie ihm die neue Situation.
  • Verantwortung für die Kinder zu übernehmen, bedeutet vor allem, sie nicht emotional zu missbrauchen. Oftmals geben Elternteile ihrer Versuchung nach, den Ärger und Frust über die Ex-Partnerin oder den Ex-Partner bei den eigenen Kindern abzuladen oder fehlende Liebe und Anerkennung bei ihnen zu suchen. Wenn Sie merken, dass Sie mit der Trennung überfordert sind, sollten Sie sich so schnell wie möglich Unterstützung, zum Beispiel beim Jugendamt, holen.

Wenn es Ihnen als Ex-Partnerin oder Ex-Partner gelingt, einen Schlussstrich unter Ihre gescheiterte Beziehung zu ziehen und Sie sich vornehmen, als Eltern weiterhin zusammenzuarbeiten, so haben Sie gute Chancen, dass Ihre Kinder dennoch „glückliche“ Scheidungs- bzw. Trennungskinder werden. Denn durch Ihre Zusammenarbeit am Wohle des Kindes können Sie Ihrem eigenen Kind Vorbild darin sein, dass eine Trennung nicht das Ende einer Familie bedeutet. Sie kann auch der Beginn einer neuen Lebensform sein, die möglicherweise sogar besser ist als ein von Konflikten und schlechter Stimmung geprägtes Elternhaus.

Wer kann uns helfen, wenn wir unsere Probleme alleine nicht bewältigen können?

Wenn Sie als Familie oder als Einzelne bzw. Einzelner mit den Konflikten und den tief greifenden Veränderungen einer Trennung nicht zurechtkommen, wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen die Probleme über den Kopf wachsen, können Sie sich von außen helfen lassen.

  • Als Eltern minderjähriger Kinder ist das Jugendamt Ihr erster Ansprechpartner. Sie und Ihre Familie haben in Krisensituationen Anspruch auf eine kostenlose Beratung.
  • Auch kirchliche und andere freie Träger haben Beratungsstellen für Partnerschafts- und Familienprobleme eingerichtet. Sie sind in der Regel ebenfalls kostenlos, da sie sich durch Spenden finanzieren.
  • Frei praktizierende Psychologinnen und Psychologen und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten kümmern sich gleichermaßen um Krisen in der Partnerschaft, verlangen für Ihre Beratungsstunden aber ein Honorar.
  • Oftmals kann Betroffenen auch in Gruppen geholfen werden, in denen man sich mit anderen Eltern in ähnlichen Lebenssituationen austauschen kann. Das können Selbsthilfeinitiativen oder Gruppen für Alleinerziehende sein.

Was ist Mediation?

Eine Trennung ist immer mit Trauer, Wut und Enttäuschung verbunden. Es kommt meist zu ganz typischen Auswirkungen: Die Bereitschaft zum Gespräch nimmt ab, das gegenseitige Misstrauen wächst, Missverständnisse häufen sich. Schnell werden gemeinsame Kinder als Faustpfand eingesetzt. Der ursprüngliche Paarkonflikt gerät zum Streit ums Kind und endet oft als Kampf vor dem Gericht.

Manche Eltern entschließen sich daher bei einer Trennung und Scheidung für eine Mediation, auch Vermittlung genannt – eine besondere Form von Beratung. Mit Blick in die Zukunft wollen sie die unmittelbaren Folgen der Trennung und Scheidung wie zum Beispiel Sorgerecht, Umgang, Unterhalt gemeinsam klären. Dabei vermittelt eine neutrale unparteiische Person, die Mediatorin oder der Mediator, zwischen dem Paar und unterstützt sie bei der Klärung der wesentlichen Konfliktpunkte. Gemeinsam entwickeln sie einen Plan, wie beide Eltern nach der Scheidung am besten zum Wohl ihrer Kinder zusammenarbeiten können. Dies setzt natürlich voraus, dass jeder den Willen aufbringt, gemeinsam mit der Ex-Partnerin oder dem Ex-Partner eigene Lösungen zu entwickeln. Dies ist sicherlich nicht leicht, aber vielen Paaren gelingt es.

In mehreren Sitzungen werden die wichtigsten familiären Fragen und Probleme geklärt und gelöst. Gemeinsam getroffene Vereinbarungen werden als Arbeitsergebnisse der Eltern schriftlich festgehalten. Eventuell werden sie notariell beurkundet und/oder in das gerichtliche Scheidungsverfahren eingebracht.

Auch nach Abschluss der Vermittlung können die Ex-Partnerin oder der Ex-Partner bei Unstimmigkeiten oder neuen Konflikten die Mediatorin oder den Mediator jederzeit wieder um Beistand bitten. Die getroffenen Vereinbarungen können zudem mit dem Älterwerden der Kinder, einer neuen Heirat oder anderer neuer Lebensbedingungen nicht mehr praktikabel sein und müssen dann durch neue Vereinbarungen ersetzt werden.

Mediation gibt es in Deutschland noch nicht als Regelleistung, doch Sie können sich informieren, ob Sie in Ihrem Jugendamt oder in einer freien Beratungsstelle angeboten wird. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, zu einer niedergelassenen Mediatorin oder Mediator zu gehen. Hier wird jedoch für jede Sitzung ein bestimmtes Honorar verlangt.

Die Onlinehilfe-Plattform STARK: Streit und Trennung meistern – Alltagshilfe, Rat & Konfliktlösung möchte Eltern und ihre Kinder bei allen Fragen und Herausforderungen rund um Beziehungskrise, Trennung und Scheidung informieren und unterstützen.