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Foto: Kleines Mädchen mit Sonnenbrille und zwei Einkaufstüten in einer Boutique
Kiselev Andrey Valerevich / Shutterstock.com

Konsumerziehung

Konsum bedeutet in unserer heutigen "Konsumgesellschaft" mehr als die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie essen, sich kleiden und eine Wohnung zu haben.

Was steckt hinter dem Konsumbedürfnis?

Das Konsumvermögen und die Konsumbereitschaft der Bevölkerung sind zum Schwungrad für die volkswirtschaftliche Konjunktur und damit auch für den Wohlstand unserer Gesellschaft geworden.

Konsumieren können heißt, über genügend Geld für die persönliche Bedürfnisbefriedigung zu verfügen. Es bedeutet auch die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und ist für viele Menschen über den Besitz von "Statussymbolen" wie zum Beispiel exklusive Markenkleidung, ein großes Auto oder das eigene Haus der Inbegriff für Erfolg und Anerkennung.

Motor dafür, dass Menschen bestimmte Produkte und Dienstleistungen erstreben und zum Kaufen animiert werden, sind die Werbung und die Geldwirtschaft, die über Kredite und Ratenzahlung auch die kurzfristige Erfüllung der Wünsche ermöglicht.

Gefährdungen entstehen dann, wenn Konsumgewohnheiten und finanzielle Verpflichtungen die Kaufkraft übersteigen und Schulden nicht mehr abgebaut, sondern angehäuft werden. Dieser Fall tritt häufig bei Krisen wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Konkurs, Krankheit oder Scheidung ein und führt dann meistens zum finanziellen Zusammenbruch und zu großen Belastungen in der Familie.

Wie werden Kinder und Jugendliche von der Werbung beeinflusst?

Als Phänomen dieser Entwicklung lässt sich feststellen, dass die Konsumgüterindustrie Kinder und Jugendliche als zahlungskräftige Zielgruppe entdeckt hat.

Die Werbung wird als Bestandteil des Alltags auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten. Produkte werden in Augenhöhe von Kindern platziert, zum Beispiel an der Supermarktkasse.

Mit dem Fernsehprogramm und im Internet werden Verkaufsmethoden verknüpft. So finden immer ausgefeiltere Werbemethoden Zugang zum Kinderzimmer.

Durch diese Vermarktung werden in Kindern und Jugendlichen ständig neue Bedürfnisse geweckt, Konsumansprüche erhöht und Illusionen erzeugt. So werden viele Konsumgüter zu Ersatzbefriedigungen für mangelnde Anerkennung und Bestätigung.

Daraus kann sich eine zwanghafte Orientierung an bestimmten Marken und Produkten entwickeln und auch das Kaufverhalten der Eltern beeinflussen bzw. zu Konflikten in der Familie führen. Vor allem, wenn Eltern nicht willens oder nicht in der Lage sind, damit Schritt zu halten.

Nicht selten löst dieser Konsumdruck auch verstärktes Konkurrenzdenken und Ausgrenzungen in den Gleichaltrigengruppen aus.

Worauf kommt es bei der Konsumerziehung an?

Es liegt auf der Hand, dass Kinder frühzeitig auf ein angemessenes Konsumverhalten vorbereitet werden müssen, um die notwendige Kontrolle und Eigenverantwortlichkeit im Umgang mit Konsum und Geld zu erlernen.

Dies ist eine sehr schwierige und mitunter aufreibende Aufgabe für Eltern, denn sie müssen gegen den Einfluss ganzer Industrien, die über riesige Werbesummen verfügen, ankämpfen.

Planen und Sparen lernen

Bei der Konsumerziehung spielt deshalb nicht nur der Umgang mit Geld eine Rolle. Ab einem gewissen Alter müssen Kinder lernen, dass ihre Bedürfnisse nicht sofort befriedigt werden. Sie müssen die Erfahrung machen, dass sie zur Erfüllung von Wünschen selbst etwas beitragen müssen. Am Ende winkt aber auch das Gefühl des Erfolgs und des Stolzes darauf, sich durch die Planung und Sparen selbst etwas "erwirtschaftet" zu haben.

Diese Aussicht auf Erfolg können Sie durch Lob und zum Beispiel durch Tipps beim Abwägen des Für und Wider eines Kaufs lenken und unterstützen. Wichtig ist, dass Sie die so getroffenen Entscheidungen Ihres Kindes im vertretbaren Rahmen respektieren und bestärken.

Ihre Bedenken sollten Sie ihm vorher im Entscheidungsprozess oder in anderen Zusammenhängen vermitteln, damit es zu seinen Entscheidungen stehen und daraus Entscheidungsfreude und Sicherheit gewinnen kann.

Dazu gehört auch, dass Kinder zwischen eigenen und aufgedrängten Bedürfnissen unterscheiden können. Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Entwicklung seines Selbstwertgefühls, unabhängig von Besitztümern und Marken. Helfen Sie ihm dabei, sich gegenüber der Allgemeinheit und gegen Gruppendruck durch die Entwicklung eigener Standpunkte selbstbewusst zu behaupten. Toleranz und persönliche Stärke im Sinne von "Ich unterscheide mich von anderen, und andere unterscheiden sich von mir!" sind notwendig.

Qualität von Quantität unterscheiden

Angesichts der Werbeflut und der Vielzahl von Einflüssen, denen Kinder ausgesetzt sind, müssen sie auch lernen, Qualität von Quantität zu unterscheiden. Wie Untersuchungen zeigen, befriedigt sie längerfristig nicht die Menge an Spielsachen, sondern eher ihre Qualität. Das heißt eine altersgerechte Beschaffenheit des Spielzeugs sowie kreative und emotionale Verwendungsmöglichkeit und Langlebigkeit. Meist löst auch nicht die Menge an Kleidung Zufriedenheit aus, sondern es ist das einzelne Lieblingskleidungsstück, das Wohlbefinden und Geborgenheit vermittelt. Damit wird ihr persönlicher Geschmack und die Fähigkeit zu einer durchdachten Auswahl als Voraussetzungen für eine nachhaltige Bedürfnisbefriedigung gebildet.

Mit der bewussten Auseinandersetzung hinsichtlich des Kaufverhaltens geht auch die Wertschätzung der Dinge einher, die bei Überfluss und einem Überangebot leicht verloren geht. Durch die Reizüberflutung haben Kinder und Jugendliche oft kein Gespür dafür, was die Dinge wirklich wert sind bzw. kosten und welche Löcher sie in die Haushaltskasse reißen können. Reden Sie deshalb mit Ihren Kindern sachlich - und ohne Schuldgefühle zu erzeugen - über Ihre finanziellen Möglichkeiten und Grenzen, damit sie erfahren, dass das Familieneinkommen meist hart erarbeitet ist und bestimmte Ausgaben nicht selbstverständlich sind.

Der Kauf eines Smartphones

Eine weitere Herausforderung für Eltern ist das Smartphone. Abgesehen vom praktischen Nutzen, dass die Kinder per Handy jederzeit erreichbar sind und das Chatten via Whatsapp und anderen sozialen Medien zum alltäglichen Kommunikationsmittel geworden ist, besteht die Gefahr, dass sich soziale Kontakte immer mehr darauf beschränken. Hier sollten Sie mit Ihren Kindern Vereinbarungen zum Gebrauch treffen.

Beim Kauf eines Smartphones empfiehlt sich eines mit "Pre-Paid-Card", die ähnlich wie Telefonkarten zu Festpreisen gekauft und dann abtelefoniert bzw. das aufgeladene Datenvolumen zum Surfen im mobilen Internet genutzt werden kann werden. Damit sind bei den Ausgaben Grenzen gesetzt und eine Kontrolle gewahrt.

Wie in anderen Erziehungsfragen auch, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie mit Ihren eigenen Konsumgewohnheiten in positiver wie negativer Hinsicht das Vorbild sind, das am meisten prägt. Sie sollten darin zu einer klaren und konsequenten Haltung finden, diese nach außen und Ihren Kindern gegenüber begründen und vertreten.

Um Konflikte zu vermeiden ist es wichtig, als Elternpaar einen gemeinsamen Standpunkt einzunehmen und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Auf der anderen Seite spricht aber auch nichts dagegen, Kinder manchmal zu "verwöhnen" und zum Beispiel Großeltern diese Rolle übernehmen zu lassen.