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Was ist E-Sports, was ist so faszinierend daran und wie erkenne ich Computerspielsucht?
sakkmesterke / Shutterstock.com

E-Sports und Computerspielsucht

Stundenlang am Computer spielen und im besten Fall dabei Geld verdienen? Was für viele Jugendliche wie ein Traum klingt, ist tatsächliche für einige Spielerinnen und Spieler Wirklichkeit geworden.

Was ist E-Sport?

Unter E-Sport, dem elektronischen Sport, wird der digitale sportliche Wettstreit mithilfe von Computern oder Konsolen verstanden. Im Mehrspieler- oder auch Einzelspielermodus eines Computerspiels treten Teams oder Einzelpersonen gegeneinander an und messen sich in virtuellen Welten. Das Fußballsimulationsspiel FIFA ist ebenso beliebt wie Echtzeit-Strategiespiele und Ego-Shooter (Computerspiel, bei welchem die Spielerin oder der Spieler aus der eigenen Perspektive mit Schusswaffen im Spiel mitkämpfen) wie die Spiele Dota 2, Starcraft 2 oder League of Legends.

Die Entwicklung des E-Sport ist dabei stark mit der technologischen Weiterentwicklung verbunden, weshalb auf dem Computerspielemarkt mittlerweile jedes Jahr weltweit Milliarden umgesetzt werden. In Deutschland liegt der Umsatz aktuell bei 50 Millionen Euro, Tendenz steigend. Zudem nimmt der Verkauf von Fanartikeln rasant zu und ist für die E-Sport-Teams eine wichtige Einnahmequelle geworden.

E-Sportlerinnen und E-Sportler verdienen ihren Lebensunterhalt als professionelle Spielende und liefern sich mit Computer und Konsole Wettstreite mit Spielenden weltweit. Deshalb genießen ProGamer (jemand, der ein Computerspiel sehr gut beherrscht) mittlerweile bei Kindern und Jugendlichen einen ähnlich hohen Status wie Youtuberinnen und Youtuber (Personen, die auf dem Videoportal Youtube Videos veröffentlichen und damit meist Geld verdienen) und sind mediale Vorbilder.

In Asien ist E-Sport bereits als Sport anerkannt

Südkorea gilt als die Wiege des elektronischen Sports. Dort werden bereits seit fast 20 Jahren Turniere ausgerichtet und im Fernsehen übertragen. Inzwischen werden die internationalen Wettkämpfe aus den ausverkauften Arenen weltweit auf Internetplattformen wie YouTube, twitch oder smashcast gestreamt (Echtzeit-Übertragung) und von mehreren Millionen Menschen gesehen. Teilweise sind dies mehr Zuschauer als bei etablierten Sportevents wie dem Finalspiel der NBA (National Basketball Association). In vielen asiatischen Ländern wird E-Sport als Sport anerkannt, meistens in der Kategorie Denksport.

In Deutschland ist E-Sport als Sportart mit Vereins- und Verbandsrecht aktuell noch nicht anerkannt, allerdings ist dies ein Teil des aktuellen Koalitionsvertrags. Begründet wird es damit, dass Fähigkeiten geschult werden, die nicht nur in der digitalen Welt von Bedeutung sind und Training und Sportstrukturen erforderlich sind.

E-Sport schult viele Fähigkeiten

E-Sportler/innen benötigen eine geschulte Hand-Auge-Koordination – bis zu 400 Aktionen pro Minute müssen sie mit ihren Händen schaffen, und das über mehrere Stunden hinweg. Dafür brauchen sie eine schnelle Reaktionszeit, eine hohe Aufmerksamkeit, eine geschulte Wahrnehmung, eine enorme Konzentration und sie müssen in der Lage sein, sich immer neue und clevere Spieltaktikten zu überlegen. Dafür müssen sie gute Teamplayer/innen sein. Im Spiel werden das interaktive und das problemlösende Denken geschult und die Zusammenarbeit in der Gruppe, auch länderübergreifend. All das benötigt jedoch ein langes und sehr zeitintensives Training, dafür ist eine enorme Disziplin und Zielstrebigkeit nötig.

Was fasziniert Kinder und Jugendliche an E-Sport?

Kindern und Jugendlichen macht es Spaß, die Spielzüge der Profis zu verfolgen und sich Tipps für das Spiel am heimischen Rechner zu holen. Neben den bekannten "Let's Plays" auf YouTube, bei denen die Spieler und Spielerinnen ihre Spielzüge vorführen und erklären, werden auch ganze Turniere übertragen und von Sportmoderatorinnen und Sportmoderatoren kommentiert. Die oft recht jungen E-Sport-Stars (ProGamer, professionelle Spieler) genießen mittlerweile bei Kindern und Jugendlichen einen ähnlich hohen sozialen Status wie YouTuber. Sie haben ihr Hobby zum Beruf gemacht! Denn mit Sponsoren, über Werbung und durch die Kommerzialisierung des Computerspielens verdienen sich gute und bekannte Spielerinnen und Spieler ihren Lebensunterhalt, und das nicht zu knapp. Bei Turnieren winken den Gewinnerinnen und Gewinnern teilweise Preisgelder bis in Millionenhöhe.

E-Sport wird von vielen Vereinen gefördert

Weltweit haben Profi-Fußballvereine ihre eigenen Computerspielerinnen und Computerspieler unter Vertrag genommen wie beispielsweise Manchester City oder Galatasaray Istanbul. Auch in Deutschland haben einige Fußballbundesligavereine wie Schalke 04, der VfL Wolfsburg oder der VfB Stuttgart neben ihren echten Fußballmannschaften eigene Teams ("Clans") für die Sport-Simulationsspiele wie FIFA. Dafür trainieren die Profi-Computerspielerinnen und Profi-Spieler mehrere Stunden am Tag. Einige von ihnen wohnen sogar zusammen in WGs, um sich besser auf ihr Training konzentrieren zu können. Zudem werden einzelne Spielerinnen und Spieler von den etablierten Fußballvereinen mit Stipendien gefördert, um an Turnieren teilzunehmen.

Warum wird über E-Sport oft negativ berichtet?

E-Sport wird in der Öffentlichkeit oftmals negativ dargestellt, wobei Begriffe wie "Killerspiele" fallen. In diesem Zusammenhang wird die Gewalt im Spiel, beispielsweise das Töten von Gegnerinnen und Gegnern, in den Vordergrund gerückt und der sportliche Wettkampf gerät ins Hintertreffen. Gewalt hat aber selbstverständlich im Sport nichts zu suchen. Zudem wird das Argument gebracht, E-Sport sei kein richtiger Sport, weil die Spielerinnen und Spieler sich ja nicht wirklich bewegen. Allerdings haben Studien ergeben, dass Profispielerinnen und Profispieler sehr wohl sehr viele Aktionen mit den Händen machen, zudem schlägt in den Wettkampfsituationen aufgrund der erhöhten Konzentration und der Adrenalinausschüttung das Herz einer Spielerin und eines Spielers ähnlich schnell wie das einer Marathonläuferin oder eines Marathonläufers.

Worauf sollten Eltern generell beim Computerspiel der Kinder achten?

Feste Spielzeiten und Inhalte ausmachen

Online Computerspiele machen extrem viel Spaß und sind oft das Gesprächsthema Nummer 1 auf dem Pausenhof. Wie bei allen Spielen gilt es allerdings darauf zu achten, dass Eltern mit ihren Kindern klare Zeiten und auch Inhalte, also die gespielten Spiele, vereinbaren. Dabei ist es generell hilfreich, wenn Regeln zur Mediennutzung schon früh gemeinsam aufgestellt werden, nicht erst in der Pubertät, wenn die Jugendlichen in Diskutierlaune kommen und viele Argumente finden, warum sie doch lange und eben genau dieses Spiel spielen müssen. Starre Zeit-Vorgaben bringen meistens jedoch nicht so viel wie ein mit dem Kind ausgehandelter Nutzungsrahmen klarer Regeln. Und die sind wichtig, denn bei den Strategiespielen tauchen Spielerinnen und Spieler oft in Echtzeit tief in die Handlung ein und damit aus der echten Welt ab.

Die spannende Handlung, das Gefühl von Macht und Kontrolle, die auszuführenden taktischen Spielezüge und auch die Zusammenarbeit mit anderen Spielern und Spielerinnen üben eine starke Anziehung aus. Durch den Rausch, den dieser Spielspaß mit sich bringt, kann es allerdings allzu leicht passieren, dass schnell ein ganzer Tag oder die Nacht vor dem PC verbracht werden und Prioritäten nicht mehr richtig gesetzt werden, so dass (lästige) Verpflichtungen, wie die Hausaufgaben oder auch Treffen mit den Freunden vergessen werden.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Spiele, lassen Sie sich die Faszination erklären und machen Sie Ihrerseits deutlich, warum die Einhaltung der Regeln wichtig ist. Bieten Sie immer aktive attraktive Alternativen wie Ausflüge, Sport oder Lesen an.

Wie erkenne ich Computerspielsucht?

Online-Spielsucht ist seit 2018 durch die Weltgesundheitsorganisation WHO als Krankheit anerkannt. Damit ist bei Bedarf eine Behandlung (Therapie) begründet.

Spielsucht kann dann vorliegen,

  • wenn Ihr Kind nur noch ans Spielen in der virtuellen Welt denkt,
  • wenn Ihr Kind nicht mehr steuern kann, wieviel Zeit es am Computer verbringt und es die dort verbrachte Zeit nicht mehr begrenzen kann oder will,
  • wenn Ihr Kind launisch oder aggressiv reagiert und versucht, heimlich weiter zu spielen, wenn der Zugang zum Computer oder zur Konsole eingeschränkt wird,
  • wenn Ihr Kind alle anderen sozialen Kontakte vernachlässigt.

Spielsucht kann körperliche Auswirkungen haben wie

  • Schlafstörungen
  •  Erschöpfung
  •  Verspannungen

Auch soziale und psychische Folgen können auftreten:

  • Probleme in der Schule oder Ausbildung bzw. im Job
  • Konflikte mit Familie oder Freunden
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit
  • Depression
  • Ängste

Sollten Sie das Gefühl haben, Ihr Kind hat sein Spielverhalten nicht mehr unter Kontrolle, wenden Sie sich an eine Beratungsstelle.

Altersfreigabe der Spiele beachten

Zudem sollten Eltern sich im Vorfeld darüber informieren, welche Spiele ab welchem Alter generell nicht entwicklungsbeeinträchtigend sind. Anhaltspunkte hierfür bietet die USK, die Prüfstelle für Computerspiele. Sollten gewünschte Spiele von der Altersfreigabe her noch nicht für Ihr Kind freigegeben sein, suchen sie gemeinsam nach Alternativen, die ähnliche Bedürfnisse erfüllen.

Datenschutz beachten

Achten Sie generell immer auch auf die Datenschutzeinstellungen bei Onlinespielen: Welche Daten werden zu welchem Zweck eingefordert und was davon ist wirklich notwendig? Wichtig ist hier, dass Ihr Kind keine persönlichen Daten von sich preisgibt. Wird zum Anmelden eine E-Mail-Adresse verlangt, ist es sinnvoll, eigens eine Adresse für diesen Zweck anzulegen. Zudem sollte der Spielername keine Hinweise auf den echten Namen Ihres Kindes geben.

Vorsicht vor versteckten Kosten!

Ein weiterer Punkt sind mögliche in-game-Kosten. Oft lassen sich bestimmte Erweiterungen wie hochwertige Waffen, Tränke, Kleidung etc. im Spiel nur kostenpflichtig erwerben. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass einige Angebote echtes Geld kosten und besprechen Sie, wie damit umgegangen wird. Generell gilt: Ohne die Einwilligung der Eltern können Minderjährige keine Verträge eingehen, aus denen Kosten entstehen. Eine Ausnahme besteht, wenn Jugendliche solche Spielerweiterungen mit ihrem eigenen Taschengeld erwerben.

Auf der Website von „klicksafe.de“ finden Eltern wichtige Tipps zum Thema Digitale Spiele.