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Foto: zwei Hände mit bunten Armbändern am Handgelenk, die zum Himmel hochgestreckt sind und ein Herzzeichen mit den Händen und Fingern formen.
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Homosexualität

Homosexualität ist die Liebe zu einem Menschen des eigenen Geschlechts. Das bedeutet, dass eine lesbische Tochter ein Mädchen liebt und ein schwuler Sohn einen Jungen.

Wie mit dem Thema Homosexualität umgegangen wird

Auch wenn Homosexualität – also die Hinwendung zum gleichen Geschlecht – in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren immer mehr Akzeptanz erfahren hat und nicht zuletzt viele Prominente ihre Homosexualität öffentlich gemacht haben, wird ihr häufig noch mit Unverständnis und abfälligen Bemerkungen begegnet.

Eltern erwarten oftmals, dass sich die Tochter für einen Jungen bzw. der Sohn für ein Mädchen interessiert und dass sie oder er heiratet und eine traditionelle Familie gründet.

Offenbart das eigene Kind seine Homosexualität oder spüren Eltern, dass der Sohn schwul oder die Tochter lesbisch ist, so ist es für einige Eltern schwer, diese Tatsache zu akzeptieren.

Sie denken darüber nach, ob sie etwas falsch gemacht haben, obwohl sie vielleicht wissen, dass Homosexualität nicht gelernt wird. Fragen wie „Wird mein Kind in einer homosexuellen Partnerschaft glücklich?" und „Was werden die Verwandten, Nachbarinnen oder Nachbarn und Freundinnen und Freunde sagen?" tauchen auf. Auch das Thema AIDS können Eltern plötzlich als eine große Bedrohung empfinden.

Was ist Homosexualität?

Homosexualität ist die Liebe zu Menschen des eigenen Geschlechts

Das bedeutet, dass eine lesbische Tochter eine Frau liebt und ein schwuler Sohn einen Mann. Dies drückt aber nicht nur Sexualität aus, sondern charakterisiert den ganzen Menschen. Wie bei der Heterosexualität, der Liebe zwischen Mann und Frau, gehören auch zur Homosexualität Liebe, Zuneigung, Vertrauen, Eifersucht, Verantwortung und Lust. So können ein Mann, der einen Mann liebt, und eine Frau, die eine Frau liebt, eine ebenso erfüllte Partnerschaft erleben wie Mann und Frau.

Ein Kind wird nicht homosexuell – ein Kind ist es von Geburt an

Vergleichende, wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass weder Schwule noch Lesben die Wahl haben, sich für eine sexuelle Orientierung zu entscheiden.

Eine dauerhafte homosexuelle Ausrichtung kann weder durch Erziehung noch durch Verführung beeinflusst werden. Eltern sind demnach für die sexuelle Veranlagung ihrer Kinder nicht verantwortlich. Homosexualität ist keine Krankheit, sondern eine völlig natürliche Neigung eines Menschen.

Woran erkenne ich, ob meine Tochter lesbisch bzw. mein Sohn schwul ist?

Viele Jugendliche haben während der Pubertät gelegentliche, manchmal auch häufige homosexuelle Kontakte. Aber nicht jeder Mensch, der als Jugendlicher einen gleichgeschlechtlichen Menschen begehrt, wird dauerhaft homosexuell sein, d. h. Homosexualität wird nicht „übertragen", auch wenn einer oder eine von beiden schwul bzw. lesbisch ist.

Die Ausrichtung der Gefühle und Bedürfnisse klärt sich beim heranwachsenden Kind langsam. Erst wenn homosexuelle Gefühle von ihm realistisch wahrgenommen und vor sich selbst anerkannt werden, wird es sich nach außen wenden können.

Es gibt keine allgemeinen Anzeichen dafür, ob ein Kind homosexuell ist oder nicht. Wenn Sie glauben, Ihr Kind könnte homosexuell sein und es nicht direkt fragen möchten, könnten Sie über einen Umweg das Gespräch auf eine lesbische Kollegin oder einen schwulen Schauspieler bringen und dabei signalisieren, dass Homosexualität für Sie nichts Ungewöhnliches ist und dass die sexuelle Neigung eines Menschen nicht ausschlaggebend für den Charakter ist. Wenn Ihr Kind weiß, dass Homosexualität für Sie kein Tabuthema ist und spürt, dass Sie ihm wirklich helfen möchten, ist es eher bereit, sich Ihnen mitzuteilen.

Was versteht man unter Coming-out?

Mit Coming-out bezeichnet man den Zeitraum, in dem schwule Männer oder lesbische Frauen sich ihrer homosexuellen Identität bewusstwerden und nun langsam ihr soziales Umfeld darüber in Kenntnis setzen.

Dabei unterscheidet man zwei Phasen,

  • das „Innere Coming-out", in dem die oder der Betroffene sich ihrer oder seiner Homosexualität bewusstwird und vor sich selbst anerkennt,
  • das „Äußere Coming-out", in der sie oder er damit schrittweise an die Öffentlichkeit geht.

Zuerst teilen sich die Betroffenen meist engen Freundinnen oder Freunden mit, also Personen, bei denen das Risiko gering erscheint, sie durch das Coming-out zu verlieren. Später erfährt auch ein größerer Personenkreis davon.

Je glücklicher die oder der Betroffene in ihrer oder seiner homosexuellen Beziehung ist und je positiver die Erfahrungen mit der Bekanntgabe der Homosexualität sind, desto größer ist die Bereitschaft, sich zu „outen".

Eltern erfahren manchmal als Letzte davon, da manche Kinder fürchten, dass ihre Eltern sich von ihnen abwenden.

Wie gehe ich damit um, wenn ich erfahre, dass mein Kind homosexuell ist?

Die Erkenntnis schwul oder lesbisch, kann jungen Menschen große Angst machen.

Auch wenn sie bereits bei ihrer Aufklärung erfahren haben, dass unterschiedliche sexuelle Orientierungen normal sind, so stehen die eigenen Gefühle im Gegensatz zu dem, was das soziale Umfeld, und mitunter auch die eigenen Eltern von ihnen erwarten.

Wenn Ihr Sohn eines Tages zu Ihnen sagt: „Ich bin schwul" oder Ihre Tochter „ich bin lesbisch", so ist dies zunächst mal ein sehr großer Vertrauensbeweis Ihnen als Eltern gegenüber. Für manches Kind birgt die Offenbarung der eigenen Homosexualität aber auch ein großes Risiko, denn es könnte befürchten, von seinen Eltern abgelehnt oder gar verstoßen zu werden.

Unterstützung ist lebenswichtig

Daher sollten Sie Ihrem Kind immer zu verstehen geben, dass Sie zu ihm stehen und es bedingungslos annehmen, d. h. es so lieben, wie sie es bisher geliebt haben und dass sie es unterstützen werden.

So ist es für lesbische und schwule Kinder und Jugendliche besonders wichtig die Unterstützung durch das Elternhaus, Freundinnen und Freunde oder auch Beratungsstellen zu haben.

Wenn Sie als Eltern mit jemanden darüber sprechen wollen, kann es sinnvoll sein, sich ebenfalls an eine Beratungsstelle zu wenden.

Verständnisvolle Geprächspartnerinnen und Gesprächspartner suchen

Auch ist es in dieser Zeit hilfreich, das Gespräch mit Ihnen vertrauten Menschen, mit anderen Homosexuellen oder deren Eltern zu suchen, wo Verständnis, Einfühlung und Akzeptanz da sind. Darüber hinaus bieten Erziehungs-, Familien-, Sexual- und Lebensberatungsstellen Hilfe an.

Denken Sie möglichst oft daran, dass Ihr Kind nicht plötzlich anders ist, nur weil es Ihnen mitgeteilt hat, dass es lesbisch oder schwul ist. Es hat nur endlich offen über seine inneren Gefühle gesprochen, über etwas, was aber schon immer da war. Es ist und bleibt Ihr Kind! Hilfreich ist es auch, sich immer wieder bewusst zu machen, dass ALLE Eltern Ängste und Sorgen um die Zukunft und das Wohlergehen ihrer Kinder haben und dass nicht allein Homosexualität dafür verantwortlich ist.

Wie kann sich mein Kind vor AIDS schützen?

Wenn Sie vermuten oder wissen, dass Ihr Kind homosexuell ist, denken Sie wahrscheinlich sofort mit Sorge an die lebensbedrohliche Krankheit AIDS. Die durch eine Infizierung mit dem HI-Virus hervorgerufene AIDS-Krankheit steht in keinem Zusammenhang mit einer homosexuellen Orientierung, d. h. AIDS trifft nicht nur Homosexuelle. Da die HI-Viren durch Körperflüssigkeiten übertragen werden, muss Ihr Kind sich beim Geschlechtsverkehr immer mit Kondomen schützen. Dies ist der einzig sichere Schutz vor einer möglichen Ansteckung mit HIV, egal ob Ihr Kind hetero- oder homosexuell veranlagt ist.

Sorgen Sie bei Ihrer sexuellen Aufklärung dafür, dass Ihr Kind über die Übertragungswege von HIV Bescheid weiß. Auch wenn es Ihnen vielleicht schwerfällt, sich homosexuelle Liebe vorzustellen oder gar darüber zu sprechen, so können Sie durch einen offenen Kontakt und liebevolle Begleitung Ihrem Kind die nötige Sicherheit geben, um in seiner sexuellen Orientierung nicht haltlos zu werden und seine Bereitschaft zu stärken, sich Ihnen mitzuteilen. Auch das Thema AIDS lässt sich dann leichter ansprechen.

Informationen, Rat und Hilfe erhalten Sie über Broschüren und Bücher, bei Erziehungs-, Familien-, Lebensberatungs- und Sexualberatungsstellen.

Auf der Webseite „Liebensleben“ können Sie weitere Informationen über sexuelle Orientierung nachlesen.

Was kann ich für mein Kind tun, wenn es homosexuell ist?

Oftmals halten sich Klischees in unserer Gesellschaft wie zum Beispiel, dass lesbische Frauen in der Regel „männerfeindlich" und Schwule „Tunten" sind.

Von solchen diskriminierenden Vorurteilen sollten Sie sich keinesfalls verunsichern lassen, denn schließlich wird Ihr Kind kein anderer Mensch, nur weil es Ihnen anvertraut hat, einen Menschen gleichen Geschlechts zu lieben. Niemand kennt Ihr Kind besser als Sie!

So unterstützen Sie Ihr Kind

  • Ermuntern Sie es, Kontakt zu anderen Jugendlichen aufzunehmen, zum Beispiel in einer lesbischen bzw. schwulen Jugendgruppe. So erkennt Ihr Kind, dass es nicht der oder die einzige Homosexuelle ist. Vor allem in ländlichen Gebieten kann dies sehr hilfreich sein. Ein Teil der Kosten dieser Jugendgruppen werden durch öffentliche Mittel gefördert. Weiterhin sind diese Gruppen auf Spenden und Fördermitgliedschaften angewiesen.
  • Es kann für Sie als Eltern und auch für Ihr Kind sehr hilfreich sein, wenn Sie sich aktiv für den Abbau von Vorurteilen und Benachteiligung von Homosexuellen einsetzen. Dieses Engagement beginnt in der Verwandtschaft und im Freundeskreis, kann aber auf größer wirkender sozialer Ebene auch in einer Elterninitiative stattfinden. Im Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen e. V. (BEFAH) wird Eltern geholfen, die Homosexualität ihrer Kinder anzunehmen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und der allgemeinen Diskriminierung entgegenzuwirken. Mit dem Anschluss an eine solche Bewegung unterstützen Sie aktiv den Ausbau der Anerkennung von Homosexuellen.
  • Fragen Sie Ihr Kind, wenn es noch zur Schule geht, ob dort bekannt ist, dass es lesbisch bzw. schwul ist und ob es dort auf Probleme gestoßen ist. Unterstützen Sie es, wenn es notwendig erscheint und sprechen Sie mit dem Elternbeirat oder mit jenen Lehrkräften, denen Ihr Kind und auch Sie vertrauen.
  • Bedenken Sie, dass es nicht die Entscheidung der Eltern ist, wer erfährt, dass Ihr Kind homosexuell ist. Sie sollten daher unbedingt mit Ihrem Kind absprechen, welche Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Familie oder den Nachbarinnen und Nachbarn davon erfahren soll, damit das Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Kind nicht gestört wird.
  • Schnell spricht sich herum, wenn jemand im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft homosexuell ist. Einem Klatsch begegnen Sie am besten, wenn Sie in die Offensive gehen und das Thema sachlich angehen. Wichtig ist, dass Sie diesen Menschen klarmachen, dass sich an dem Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem schwulen Sohn oder Ihrer lesbischen Tochter nichts geändert hat, nur weil sie oder er homosexuell ist.
  • Stehen Sie unbedingt auch in der Öffentlichkeit zu Ihrem Kind!