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Foto: Baby-Junge, der schreiend und weinend in seinem Bettchen liegt.
FamVeld / Shutterstock.com

Schreibabys

Wenn das Baby schreit, gibt es im Allgemeinen einen Grund dafür. Es ist seine einzige Möglichkeit mitzuteilen, dass es Hunger, Durst oder Schmerzen hat, dass seine nasse Windel unangenehm ist, dass das Licht zu grell oder es zu laut ist.

Leidvolle Erfahrungen mit einem Schreibaby

Das Schreien des Babys versetzt seine Eltern gemeinhin in Alarmbereitschaft. Ihr Kind teilt ihnen nicht nur mit, dass es sich unwohl fühlt. Es fordert Sie gleichzeitig auf, dieses Unwohlsein abzustellen.

Zwei Stunden weinen ist durchaus normal

Die meisten Babys weinen in den ersten drei Monaten ihres Lebens relativ viel. Eine Schrei-Zeit bis zu zwei Stunden täglich gilt dabei als durchaus normal. Doch manche Babys schreien mehr, viel mehr. Sie lassen sich weder durch Stillen noch durch Tragen, Schaukeln oder Wickeln beruhigen. Sie weinen so ausdauernd und untröstlich, dass die Eltern nicht mehr wissen, wie sie ihrem Kind helfen sollen.

Auf der Suche nach Unterstützung werden Eltern häufig nicht nur von ihrem unmittelbaren Umfeld, sondern auch von behandelnden Ärztinnen und Ärzten im Stich gelassen. Denn mit guten Ratschlägen, unterschwelligen Vorwürfen oder auch Durchhalteparolen ist betroffenen Familien nicht geholfen.

Schreiambulanzen und Beratungsstellen können schnell helfen

Dagegen können verzweifelte Eltern für sich und ihr Baby wirksame Beratung und schließlich Hilfe bekommen. In sogenannten „Schreiambulanzen” oder auch spezialisierten Beratungsstellen stehen ihnen kundige Ärztinnen, Ärzte sowie Hebammen und Geburtshelfer bei der Lösung dieses Problems zur Seite. Hier können vom ständigen Schreien ihres Babys erschöpfte Eltern die immense Anspannung abbauen. Sie werden von möglichen Schuldvorwürfen entlastet und man begegnet ihnen mit Verständnis. Ihr Problem bekommt einen Namen. Sie werden feststellen, dass sie nicht die Einzigen sind, deren Baby ausdauernd schreit. Und – das Wichtigste – bei entsprechender Beratung und Behandlung kann dem Baby und seinen Eltern relativ schnell und effektiv geholfen werden.

Stark durch Erziehung: In diesem Video "Hilfe, mein Baby schreit" finden Sie weitere Tipps im Umgang mit einem Schreibaby.

Einige Tipps im Überblick bei einem Schreibaby

Man vermutet, dass Stress, Probleme bei der Geburt oder Anpassungsprobleme des kindlichen Organismus nach der Geburt eine Rolle spielen.

Beruhigung, Körperkontakt, das Kind richtig halten, Betreuung durch jemand anderen aber niemals sollten Sie Ihr Baby schütteln.
Wir haben einige Tipps zusammengestellt.

Bei vielen Kindern endet die "Schreiphase", die ab der zweiten Lebenswoche beginnen kann, nach einigen Wochen. Sie kann im Laufe der ersten drei Monate abklingen, tatsächlich recht harmlos sein und sich von selbst auswachsen.

Doch bei zirka vier Prozent der "Schreibabys" dauert sie wesentlich länger. Aus den "Schreibabys" können "Schreikleinkinder" werden.

Kontaktieren Sie Ihre Kinderärztin oder Ihren Kinderarzt sowie Schreiambulanzen oder spezialisierte Beratungsstellen, um professionelle Hilfe zu bekommen.

Welche Folgen hat übermäßiges Schreien für die Entwicklung des Babys?

Bei vielen Kindern endet die "Schreiphase", die ab der zweiten Lebenswoche beginnen kann, nach einigen Wochen. Sie kann im Laufe der ersten drei Monate abklingen, tatsächlich recht harmlos sein und sich von selbst auswachsen.

Doch bei zirka vier Prozent der "Schreibabys" dauert sie wesentlich länger. Aus den "Schreibabys" können "Schreikleinkinder" werden. Diese

  • sind extrem unruhig,
  • zeigen Verhaltensauffälligkeiten wie zum Beispiel das Schlagen des Kopfes oder das Laufen gegen Wände,
  • leiden an Essstörungen und Schlafstörungen,
  • leiden später nicht selten am Aufmersamkeitsdefizitsyndrom (ADS).

Warum wird ein Baby zum Schreibaby?

Bei der Frage, warum manche Babys stundenlang brüllen, andere dagegen nicht, geht man von verschiedenen Ursachen aus.

Erfahrungen in der Arbeit mit Schreibabys zeigen, dass die Ursache für ausdauerndes Babygebrüll im Allgemeinen nicht im sozialen Umfeld liegt. Auch hat es offensichtlich nichts mit einer möglichen Krise in der Partnerschaft nach der Geburt zu tun. Auch die "Dreimonatskolik" scheint selten für unaufhörliches Schreien die Ursache zu sein.

In der Fachwelt vermutet man, dass Folgendes eine Rolle spielt:

  • Stress wie zum Beispiel seelische Belastungen in der Schwangerschaft. Das können unbewältigte Konflikte sein, die die schwangere Frau belasten oder auch eine spannungsgeladene Partnerschaft während dieser Zeit.
  • Probleme bei der Geburt. Übrigens: Nicht jeder Notkaiserschnitt führt zu einem Schreibaby. Es kann aber zum Beispiel durch die Geburt bei dem Baby eine leichte Schrägstellung der Wirbelsäule auftreten, die Schmerzen verursacht, die schließlich die Ursache für übermäßiges Schreien sein können.
  • Anpassungsprobleme des kindlichen Organismus nach der Geburt. Das Neugeborene muss nicht nur Umwelteinflüsse verarbeiten, es muss auch neue Ernährungsgewohnheiten erlernen sowie den Wechsel zwischen erholsamem Schlaf und aufmerksamem, zufriedenem Wachsein.

Was können betroffene Eltern von Schreibabys tun?

Das Schreien ihres Babys aushalten zu müssen, ist für Eltern nie sehr leicht, auch wenn es im Rahmen des "Normalen" liegt. Das Weinen Ihres Kindes sorgt dafür, dass bei Ihnen alle Alarmglocken läuten. Das ist gut so, denn für Ihr Baby ist es die einzige Möglichkeit, die Befriedigung seiner Bedürfnisse einzufordern.

Wenn Ihr Baby weint, werden Sie versuchen, den Grund dafür herauszufinden. Das gelingt nicht immer. Sie haben es genährt, frisch gewickelt, die Zimmertemperatur verändert – Ihr Kind schreit weiter. Es ist untröstlich.

Dann können Sie versuchen, es mit einer der folgenden Möglichkeiten zu beruhigen. Finden Sie die heraus, die für Sie am besten passen könnte, vertrauen Sie dabei auf Ihr Gefühl:

  • Sprechen Sie ruhig mit Ihrem Baby, singen Sie ihm etwas vor, massieren Sie es sanft.
  • Legen Sie sich Ihr Baby auf Ihren nackten Oberkörper, der Körperkontakt wirkt meistens ungeheuer beruhigend auf das Kind.
  • Setzen Sie Ihr Baby mit dem Rücken zu Ihnen auf Ihren Schoß. Halten Sie dabei mit einer Hand seinen Bauch, mit der anderen seinen Kopf.
  • Streckt sich Ihr Baby beim Schreien und macht es sich steif, bringen Sie es aktiv wieder in eine Haltung mit gekrümmtem Rücken.
  • Lassen Sie jemand anderen Ihr Baby halten. Es wirkt manchmal wie ein Wunder, wenn der Partner, Großmutter oder Großvater, die Freundin Ihr Kind auf den Arm nimmt.
  • Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen immer in sein Bettchen. Nehmen Sie es nicht bei der kleinsten Aufregung gleich wieder auf den Arm.
  • Legen Sie Ihr Baby beim ersten Anzeichen von Müdigkeit zu Bett. Damit kann manche Schreiattacke rechtzeitig aufgefangen werden.
  • Schütteln Sie Ihr Kind unter keinen Umständen! Es besteht die Gefahr eines Schütteltraumas.

Lässt sich Ihr Kind trotz all Ihrer Bemühungen nicht beruhigen und schreit es in einer Intensität und Dauer, die für Sie nicht auszuhalten ist, suchen Sie sich professionelle Beratung und Hilfe.

Wo kann ich Hilfe bekommen?

Hat die Kinderärztin oder der Kinderarzt eine Krankheit, die für das übermäßige Schreien Ihres Babys verantwortlich sein könnte, ausgeschlossen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich Rat und Hilfe zu holen.

In den meisten Großstädten gibt es sogenannte Schreiambulanzen. Sie sind häufig Kinderzentren oder Kinderkliniken angeschlossen. Sie können dort anrufen und sich telefonisch beraten oder einen Termin für ein persönliches Gespräch geben lassen. Manchmal ist es auch möglich, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter einer solchen Einrichtung zu einem ersten Gespräch zu Ihnen nach Hause kommt. Es kommt vor, dass Eltern so erschöpft sind, dass ihnen ein Gang in die Ambulanz nicht mehr möglich ist.

In jedem Fall sollten Sie sich aber frühzeitig, das heißt, bevor Sie am Ende Ihrer Kräfte sind, professionelle Hilfe suchen. Je früher Sie dies tun, desto besser kann Ihnen und Ihrem Baby geholfen werden.

Bevor Sie von allen Seiten widersprüchliche Ratschläge bekommen und bevor Ihre Selbstzweifel überhandnehmen, suchen Sie sich lieber Rat und Hilfe bei Fachleuten. Es gibt überall spezialisierte Beratungsstellen, in denen Ärztinnen, Ärzte und Hebammen Hilfe und Unterstützung anbieten.

Welche Hilfe gibt es für Schreibabys?

Führen Sie ein Schreitagebuch

Ein Patentrezept gegen die Schreiattacken Ihres Babys werden Sie nicht in die Hand bekommen. In den entsprechenden Beratungsstellen werden Sie aber lindernde Methoden kennenlernen, mit deren Hilfe Sie Ihrem Kind und sich helfen können.

Vielleicht wird Ihnen die Führung eines sogenannten "Schreitagebuchs" empfohlen, in das Sie über eine gewisse Zeit für jeden Tag eintragen, wann Ihr Baby

  • schläft,
  • tatsächlich schreit,
  • ruhige Phasen des Wachseins hat.

So lernen Sie den Rhythmus Ihres Kindes verstehen und können die ruhigen Phasen zu einem entspannten Kontakt mit Ihrem Baby nutzen.

  • In manchen Beratungsstellen setzt man auf sanfte körpertherapeutische Verfahren, mit deren Hilfe Sie für sich selbst Entspannungstechniken erlernen können. So lernen Sie, sich fallen zu lassen und vor allem, ruhig zu bleiben, wenn Ihr Kind brüllt. Ihre eigene Entspannung werden Sie automatisch an Ihr Kind weitergeben und so beruhigend auf es wirken.
  • Sie erfahren dort, wie Sie Ihr Baby mit sanften Massagen gegen die verspannte Muskulatur beruhigen. Möglicherweise lernen Sie, wie Sie es – mit zwei speziellen Griffen – halten, ohne es am Schreien zu hindern.
  • Ein leises Summen dazu, während Sie Ihr Baby auf diese Weise herumtragen, kann eine sehr beruhigende Wirkung auf Ihr Kind haben.
  • An welche Stelle Sie sich auch wenden, an eine "Schreiambulanz", eine spezialisierte Facharztpraxis, ein sozialpädiatrisches Zentrum: Sie lernen ganz praktische Methoden, wie Sie sich und Ihrem Baby helfen können.

Wie sind die Erfolgsaussichten für Schreibabys?

Meist sogar mit geringem Aufwand kann betroffenen Eltern und Kindern geholfen werden.

Hier ein paar Zahlen des Münchner Kinderzentrums, das mit seinem Angebot der "Sprechstunde für Schreibabys" allerbeste Erfahrungen gemacht hat: Bei 2.100 Familien konnte mit durchschnittlich vier Terminen rund 90 Prozent der vorgestellten Kinder geholfen werden. Ungefähr die Hälfte der Kinder wurde dabei vollständig kuriert, bei der anderen Hälfte wurde zumindest erreicht, dass sich die Kinder stabilisieren konnten.