Hauptinhalt
Foto: Stifte, Lineale, Marker, Pinsel mit Fontänen, Aquarellfarben und verschiedene Blätter liegen sehr ordentlich auf einem Schreibtisch.
Corepics VOF / Shutterstock.com

Zwänge

Vielleicht haben Sie schon einmal gehört, dass Menschen, die sehr genau arbeiten, ordnungsliebend und penibel sind, manchmal als zwanghaft bezeichnet werden.

Infos vorab

Menschen mit Zwängen können meist ihr Handeln begründen und sind zufrieden mit ihrer Art der Alltagsbewältigung.

Ganz anders verhält es sich dagegen bei Zwangserkrankungen. Die Betroffenen sehen sich gezwungen, bestimmte Dinge zu tun oder zu denken, obwohl sie das eigentlich nicht möchten.

Die Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken haben meist nichts mit Sorgen über tatsächliche Probleme des täglichen Lebens zu tun, sondern treten eher im Zusammenhang mit unrealistischen Gefahren auf.

Leidet mein Kind unter einer Zwangsstörung?

Wenn die meisten der folgenden Aussagen seit mindestens zwei Wochen an den meisten Tagen auf Ihr Kind zutreffen, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Kind an einer Zwangsstörung leidet.

  • Mein Kind wiederholt ständig die gleichen Handlungen. Es wäscht sich beispielsweise mehrmals stündlich die Hände, kontrolliert ständig, ob Fenster und Türen geschlossen sind oder zählt immer wieder die Anzahl von Reißzwecken, Streichhölzern oder ähnlichen Dingen.
  • Mein Kind beschäftigt sich immer wieder gedanklich mit den gleichen Vorstellungen und Ideen. Beispielsweise kann ein Kind von der immer wiederkehrenden Vorstellung geplagt werden, seinem jüngeren Geschwister versehentlich Schaden zuzufügen.
  • Mein Kind empfindet diese Handlungen oder Gedanken als unangenehm und versucht sich dagegen zu wehren.
  • Mein Kind will mit diesen Handlungen oder Gedanken gefürchteten Ereignissen vorbeugen.
  • Mein Kind bekommt Angstzustände oder fühlt sich sehr unwohl, wenn es versucht, diese Handlungen oder Gedanken zu unterbinden.
  • Mein Kind weiß, dass es sich um eigene Gedanken oder Impulse handelt. Es behauptet also nicht etwa, irgendjemand oder irgendetwas zwingt es dazu.

Da Zwangsstörungen sich in vielen verschiedenen Formen äußern können, stellen die vorgestellten Beispiele nur Anhaltspunkte dar.

Warum hat mein Kind eine Zwangsstörung?

Bei der Entstehung von Zwangsstörungen sind wahrscheinlich unterschiedliche Faktoren beteiligt.

Möglicherweise spielen sowohl biologische, erbliche als auch soziale Erfahrungen in der Familie und besonders belastende Lebensereignisse eine Rolle bei der Entstehung von Zwängen (wie beispielsweise Trennung oder Scheidung der Eltern, Erkrankung oder Verlust eines nahen Angehörigen).

Oft beginnt eine Zwangsstörung eher harmlos. Sorgt sich ein Kind beispielsweise, weil seine Mutter nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zurück ist, macht es vielleicht die Erfahrung, dass es sich von seiner Angst ablenken kann, wenn es in der Zwischenzeit alle möglichen Dinge zählt. Vielleicht setzt es diese Technik zur Bewältigung seiner Angst dann auch zu anderen Gelegenheiten ein.

Irgendwann kann dann der ursprüngliche Grund, warum es damit angefangen hat, völlig unwichtig werden. Ohne die Handlung wird das Kind unruhig und entwickelt Angst davor, was passieren könnte, wenn es damit aufhört, und behält sie deshalb bei.

Wer kann meinem Kind helfen?

Die Behandlung von Zwangsstörungen ist schwierig, aber es gibt eine Reihe von Therapiemöglichkeiten, die erfolgreich sein können.

Sind Kinder oder Jugendliche betroffen, ist es überaus wichtig, dass die gesamte Familie mit in die Therapie einbezogen wird. Familientherapien oder Verhaltenstherapien können deshalb meist gute Erfolge aufweisen.

Auch tiefenpsychologisch orientierte Therapieverfahren wie beispielsweise Spieltherapien können effektiv zur Behandlung der Erkrankung eingesetzt werden.

Bringen psychotherapeutische Verfahren im Einzelfall nicht den gewünschten Erfolg, besteht zusätzlich die Möglichkeit, eine medikamentöse Behandlung durchzuführen.

Die Behandlung kann sowohl ambulant als auch teil- oder vollstationär durchgeführt werden.

Welche Form in Ihrem Fall am geeignetsten erscheint, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen besprechen.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Leidet Ihr Kind an einer Zwangserkrankung, ist eine therapeutische Behandlung wichtig, bei der Sie als Eltern mit einbezogen werden.

Ihre Mitarbeit bei der Behebung der Störung ist meist unverzichtbar. Die Therapeutin oder der Therapeut wird mit Ihnen gemeinsam geeignete Vorgehensweisen speziell für den Umgang mit Ihrem Kind besprechen.

Daneben gibt es einige allgemeine Vorgehensweisen, die Sie beachten sollten:

  • Da Ihr Kind sein Handeln nicht vollständig unter Kontrolle hat, ist es wichtig, dass Sie es dabei unterstützen. Verlangen Sie von Ihrem Kind, seine Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken möglichst einzuschränken. Sie könnten beispielsweise Ihrem Kind mit Waschzwang den Zugang zu einer Waschgelegenheit nur zu bestimmten Zeiten erlauben.
  • Wenn Sie Ihrem Kind dagegen nichts entgegensetzen, nachgiebig sind oder es sogar dabei unterstützen, seine Zwangshandlungen durchzuführen, führt dies in der Regel zu einer Verstärkung der Symptome.
  • Da Ihr Kind Ihre Zuwendung genauso oder sogar noch mehr benötigt als gesunde Kinder, ist es wichtig, sich Zeit für gemeinsame Aktivitäten zu nehmen. Diese sollten Ihnen und vor allem Ihrem Kind Spaß machen und möglichst wenig Gelegenheit bieten, sich mit den Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken zu beschäftigen.

Diese Beiträge empfehlen wir zum Weiterlesen: