Hauptinhalt
Foto: Kleines Mädchen sitzt am Tisch und bemalt Ostereier.
Juliya Shangarey / Shutterstock.com

Spielen

Beim Spaziergang auf eine kleine Mauer klettern, sich mit Gesichtscreme in einen Clown verwandeln... Alles, was Kinder umgibt, wird zum Spiel genutzt.

Warum Spielen so wichtig ist

Kinder wollen ihre Umwelt entdecken und verstehen. Der Alltag bietet unendlich viele Möglichkeiten.

Im Spiel machen sich Kinder mit unbekannten Dingen, Menschen, Ereignissen vertraut. Dabei gehen sie mit allen Sinnen vor: Sie sehen, hören, riechen, schmecken, greifen. Durch Erproben entsteht Erfahrung. Diese Erfahrung wird mit bereits vorhandenem Wissen verknüpft und auf andere Situationen übertragen: Kinder lernen, die Bedeutung der Dinge, Menschen und Ereignisse zu erkennen und sie ihrem Leben sinnvoll zuzuordnen.

Aus dieser Sicht wird deutlich, dass das Kind zum Spiel keinen Schonraum braucht. Seine Neugierde, die wichtigste Triebfeder seines Handelns, wird im Kontakt mit der Erwachsenenwelt genährt und aufrechterhalten.

Spielen ist also keineswegs Zeitvertreib. Spielen beinhaltet Lernen, soziale Fähigkeiten erwerben, Rollen erproben, Dinge verstehen... Kinder, die viel und intensiv spielen, lernen die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die notwendig sind, ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben zu führen. Spielen unterstützt die Lernfreude und die Lernmotivation. Beim Spiel können sich Kinder Erfolgserlebnisse holen. Kinder mit Problemen profitieren in besonderer Weise. So können Misserfolge ausgeglichen werden.

Was braucht ein Kind zum Spielen?

Kleinere Kinder spielen gerne dort, wo sich die Eltern aufhalten. Darum müssen sie auch in Wohnzimmer und Küche spielen dürfen. Dort brauchen sie einen Platz, wo sie ungestört sind.

Größere Kinder schätzen ein eigenes Zimmer sehr. Hat das Kind kein eigenes Zimmer, braucht es eine Spielecke. Hier hat es ein Regal für seine eigenen Dinge, einen Tisch zum Malen und Basteln. Für die vielen Sachen, die sich im Laufe der Zeit ansammeln, braucht das Kind eine Spielkiste oder Schubladen.

Manche Spiele brauchen allerdings richtig viel Platz. Da kann das Wohnzimmer schon mal zur Raumstation werden. Es ist sehr wichtig, hier Toleranz zu zeigen.

Wird allerdings beispielsweise der gesamte Kleiderschrank ausgeräumt, um das Raumschiff zu erweitern, geht dies den meisten Eltern zu weit. Klären Sie deutlich die Grenzen.

Selbstverständlich muss nach Ende des Spiels aufgeräumt werden. Im eigenen Zimmer kann die Raumstation ruhig einige Tage aufgebaut bleiben. So lange eben, bis das Spiel beendet ist.

Kleine Kinder spielen sieben bis neun Stunden am Tag. Ausdauer und Konzentration werden gerade im Spiel gelernt.

Schulkinder brauchen nach der Anspannung in der Schule das Spiel, um sich zu entspannen. Jetzt werden eigene Bedürfnisse befriedigt. Die Hausaufgaben dürfen nicht so lange dauern, dass keine Zeit zum Spielen mehr bleibt.

Es ist nicht sinnvoll, jeden Nachmittag zu verplanen. Kinder brauchen freie Zeit. Keine Angst vor Langeweile! Sie ist meist der Übergang zu einer neuen Idee.

Oft genügt ein kleiner Anstoß, damit das Kind in ein Spiel findet. Regen Sie ein Spiel an und setzen Sie sich zu Ihrem Kind. Hat es mit dem Spiel begonnen, ziehen Sie sich zurück. Hin und wieder braucht es vielleicht Unterstützung. Helfen Sie nur so weit, bis es selbst weitermachen kann.

Begutachten Sie die Dinge, die Ihr Kind geschaffen hat. Nehmen Sie sich die Zeit, mit Ihrem Kind beispielsweise über ein Bild zu sprechen, sich Dinge erklären zu lassen... Sie müssen es natürlich nicht für die kleinste Sache überschwänglich loben. Das verunsichert eher. Besser ist: „Das hast Du wirklich gut gemacht!“

Haben sich Kinder in ein Spiel vertieft, stört es sie sehr, wenn sie unterbrochen werden. Sie können das Spiel dann schwer wieder aufnehmen.

Selbst wenn Eltern es gut meinen und beispielsweise einen Apfel anbieten – den kann Ihr Kind auch essen, wenn es mit dem Spielen fertig ist.

Überschütten Sie Ihr Kind nicht mit Spielsachen. Die Auswahl fällt zu schwer – die Kinder wissen dann nicht, was sie zuerst tun sollen und beschäftigen sich nicht intensiv mit einer Sache.

Manche Dinge können im Keller gelagert werden und werden beispielsweise nach zwei Monaten wieder heraufgeholt. Das gibt wieder einen neuen Reiz.

„Spiel doch mal damit!“ Drängen Sie Ihr Kind nicht, das Spielzeug zu wechseln. Hat es auf eine Sache keine Lust mehr, wird es damit aufhören.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, auch beim Spielen. Anregungen sind erst erwünscht, wenn das Kind lustlos wird.

Auch wenn das Kind große Bauklötze auf kleine stellt und der ganze Turm umfällt... Es hat etwas gelernt. Lassen Sie Ihr Kind selbst ausprobieren.

Helfen Sie erst, wenn Ihr Kind nicht mehr weiter weiß. Präsentieren Sie aber keine fertige Lösung. Bauen Sie den Turm für Ihr Kind auf, hat es nichts davon. Der Turm soll ja nicht gebaut werden, damit er einfach da steht.

Manche Kinder mögen bestimmte Spielsachen nicht. Erwachsene können oft nicht glauben, dass beispielsweise die wunderbare Kasperlefigur völlig ignoriert wird.

Ihr Kind wird wohl wissen, warum es die Figur nicht mag. Es kann (zumindest im Moment) in seiner Fantasiewelt nichts damit anfangen. Gut möglich ist aber, dass zu einem späteren Zeitpunkt Kasperltheater sehr aktuell wird. Oft mögen Kinder auch Spielsachen deshalb nicht, weil ihnen eine Farbe, der Geruch oder irgendeine Kleinigkeit nicht gefällt.

Die meisten Kinder mögen es, wenn ihnen kleine Hilfen beim Spiel gegeben werden. Das heißt nicht, es ständig zu verbessern. Ihr Kind spürt, dass Sie mit seinem Werk nicht zufrieden sind, und es ist selbst nicht zufrieden.

Es wagt nicht mehr, seinen eigenen Einfällen zu folgen. „Die Mama kann das sowieso besser“ – mit dieser Einstellung gewinnt das Kind kein Selbstvertrauen. Es traut sich weniger zu. Und zwar nicht nur beim Spiel. Äußert ein Kind öfter: „Das kann ich sowieso nicht“, ist es höchste Zeit, über das eigene Verhalten nachzudenken.

Gemeinsames Spiel in der Familie ist wunderbar. Geben Sie Ihrem Kind aber ebenso die Gelegenheit, allein zu spielen. Schließlich soll es selbstständig werden.

Kinder brauchen eine Rückzugsmöglichkeit (Spielecke, Kinderzimmer), wo sie sich alleine und ungestört ausbreiten können. Insbesondere Kinder, die ganztags im Kindergarten oder in Schule und Hort mit anderen Kindern zusammen sind, genießen diese Zeit des Allein-Spielens besonders.

Bei kleineren Kindern ist es notwendig, Freundschaften zu unterstützen. Laden Sie andere Kinder ein (beispielsweise nach dem Kindergarten). Oder bringen und holen Sie Ihr Kind von einem Freund oder einer Freundin ab.

Erlauben Sie Ihrem größeren Kind, nachmittags allein auf den Spielplatz zu gehen.

Kinder brauchen Freiraum, um ihre Ideen verwirklichen zu können.

Verschenken Sie nicht einfach Spielsachen, von denen Sie glauben, Ihr Kind mag sie nicht mehr. Werfen Sie keine Dinge weg, weil Sie Ihnen unansehnlich erscheinen.

Die Spielsachen sind Eigentum Ihres Kindes. Platzt das Kinderzimmer aus allen Nähten, besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was weggegeben werden kann.

Überlegen Sie, ob Sie einen Unterschied machen, welche Spielsachen Sie einem Jungen oder einem Mädchen in die Hand geben. Kritisieren Sie Ihren kleinen Jungen, wenn er mit Puppen spielt? Hier werden erste Rollenmodelle eingeübt.

Gemeinsame Spiele und austauschbares Spielzeug tragen zum gegenseitigen Verständnis bei. Dazu ist notwendig, dass das Kind erlebt, wie die Eltern partnerschaftlich miteinander umgehen.

Tipps für den Spielzeugkauf

Das Angebot für Spielsachen ist riesengroß. Es gibt sehr gutes Spielzeug, aber auch viel Unsinniges und Überflüssiges. Die Angebote wechseln oft sehr schnell. Kinderwünsche und Vorstellungen der Eltern prallen aufeinander. Oft lassen sich Eltern wie Kinder von den Versprechungen der Werbung beeindrucken. Nicht alles, was hier als modern angepriesen wird, ist geeignet, damit zu spielen. Mit vielen Dingen kann das Kind schlichtweg nichts anfangen.

Es geht ja nicht um die Erzeugnisse der Spielwarenindustrie, sondern um das Spielen des Kindes. Das Spielzeug wird von dem Kind sozusagen „belebt“, es weist ihm seine Bedeutung zu.

Jedes Alter, jede Entwicklungsstufe hat unterschiedliche Spielbedürfnisse. Aber auch gleichaltrige Kinder spielen auf verschiedene Weise.

  • Berücksichtigen Sie das Alter des Kindes. Grundsätzlich gilt: Je kleiner das Kind, desto größer das Spielzeug. Und umgekehrt. Ein kleines Kind mag einen großen Ball, es malt mit dicken Wachsmalkreiden. Ein größeres Kind spielt sehr gerne mit Steckbausteinen und kann schon mit Pinsel und Wasserfarben umgehen. Spielsachen, die das Kind im Moment noch überfordern, wird es eventuell auch später nicht mehr benutzen. Gute Spielsachen können auch dann noch reizvoll sein, wenn das Kind eigentlich zu alt dafür ist. Beispielsweise kann sich ein 9-jähriges Mädchen noch hervorragend mit der alten Holzeisenbahn vergnügen.
  • Berücksichtigen Sie die Wünsche des Kindes. Ihr Kind entscheidet selbst, womit es spielen will. Möchten Sie eine Sache überhaupt nicht kaufen, erklären Sie dies Ihrem Kind. Gibt es sein eigenes Taschengeld dafür aus, wird dieses Spielzeug wohl sehr wichtig sein. Vielleicht spielen alle seine Freunde damit? Kaufen Sie keine Dinge, deren Zweck zu eindeutig festgelegt ist. Manche Spielsachen sehen interessant aus, letztendlich kann das Kind aber damit kaum etwas anfangen. Besser sind Spielsachen, die Möglichkeiten offen lassen. Sie reizen eher zu fantasievollem Spiel.

Übrigens – die meisten Kinder sind fasziniert von Alltagsgegenständen: Töpfe, Kochlöffel, Schneebesen... fertig ist das Küchenorchester. Interessante Spielsachen finden sich nicht nur in den Spielwarenläden.

Mein Kind möchte ständig mit einem Gewehr oder einer Pistole spielen

Nicht nur im Fasching ballern vor allem Jungs gerne mit Pistolen oder Gewehren herum. Jeder Stock kann zum Gewehr werden. Was steckt dahinter?

Kinder fühlen sich mit einer Waffe groß, stark und unüberwindlich. Dieses Spiel findet in der Fantasie statt. Schießen ist für Kinder nicht mit Tod oder Grausamkeit im Sinne der Erwachsenen verbunden. Wasserpistole, Pfeil und Bogen sind Spielsachen, die völlig in Ordnung sind.

Bedenklich wird es dann, wenn das Kind ausschließlich mit solchen Dingen spielen möchte.

Mein Kind spielt mit Kriegsspielzeug

Kinder begegnen der Darstellung von bewaffneten Auseinandersetzungen in jeder Nachrichtensendung. Ob Darstellungen in Comics , Videos oder Computerspielen – mit Krieg und Gewalt können Kinder sehr leicht in Berührung kommen.

Die „Kriegsspiele“ der Kinder sind nicht von ihnen selbst erfunden, sondern spiegeln die Welt der Erwachsenen. Um diese Eindrücke und Ängste zu verarbeiten, wird die bedrohliche Welt der Erwachsenen nachgestellt.

Natürlich können all diese Dinge von Kindern nicht ferngehalten werden. Wichtig ist hinzusehen, in welchem Umfang Kinder derartigen Einflüssen ausgesetzt sind.

Kinder, die Gewalt oder Misshandlungen ausgesetzt sind, drücken sich im Spiel häufig in Form von Aggression aus. Diese wenden sich gegen Figuren oder Dinge. Kinder durchleben im Spiel sowohl ihre Opferrolle als auch die Täterrolle (der Vergeltung).

Panzer, Plastiksoldaten, Flugzeugmodelle aus dem Zweiten Weltkrieg... Diese Dinge haben in einem Kinderzimmer nichts zu suchen. Aus guten Gründen:

  • Kriegsspielzeug vermittelt die Idee, dass Gewalt ein Mittel der Konfliktlösung sei.
  • Es vermittelt die Faszination der Waffentechnik. Die Folgen werden nicht offen gelegt.
  • Geschichte wird als Kriegsgeschichte dargestellt, die von „Helden“ geprägt wird.
  • Im Mittelpunkt steht der harte Kämpfer. Männlichkeit wird sehr einseitig dargestellt.
  • Es wird eine grobes Schwarz-Weiß- Denken gefördert.
  • Das Recht des Stärkeren steht im Vordergrund. Ziel ist die Vernichtung des Gegners.

Spielt Ihr Kind in erster Linie mit Kriegsspielzeug:

  • Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind an Kriegsspielzeug so faszinierend findet.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Waffen und ihre tödlichen Folgen.
  • Schenken Sie kein Kriegsspielzeug.
  • Bieten Sie gutes, Fantasie förderndes Spielzeug an.
  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und spielen Sie mit ihm.

Rollenspiele

Sind Kinder in ein Rollenspiel vertieft, sind Störungen äußerst unerwünscht. Sie begeben sich oft so in die Rolle hinein, dass sie nicht einmal hören, wenn sie angesprochen werden. Hier geschieht anscheinend etwas sehr Wichtiges: In Rollenspielen verarbeiten Kinder Probleme, Spannungen, Enttäuschungen und Ängste. Rollenspiele sind äußerst wichtig für die geistige und soziale Entwicklung.

Im Rollenspiel kann einfach alles zum Vorschein kommen. Da kann der Kuschelbär schon einmal sehr böse geschimpft werden. Wird ein Geschwisterchen geboren, wird die Puppe zum Baby umfunktioniert.

Hören Eltern bei Rollenspielen einmal genauer hin, ist es möglich, dass sie sich geradezu selbst aus dem Kindermund sprechen hören. Das kann durchaus Anlass zum Nachdenken geben.

Mein Kind mag nicht spielen

Jedes Kind hat einen natürlichen Spieltrieb. Manche Kinder allerdings finden schwer in ein Spiel. Sie brauchen eine Zeit lang, bis sie sich vertiefen können. Andere werfen die Spielsachen nur herum. Oder sie haben keine Ideen.

Woran kann es liegen, wenn ein Kind nicht spielt?

  • Es ist umgeben von zu vielen Spielsachen und kann sich nicht entscheiden.
  • Die Eltern können alles besser.
  • Es muss zu oft allein spielen.
  • Es darf nicht spielen, was es möchte.
  • Es darf keine Unordnung machen.
  • Es besitzt vorgefertigtes Spielzeug, das nicht zum Spielen anregt.

Überlegen Sie, wie die Spielsituation zu Hause ist. Wenn möglich, verändern Sie die entsprechenden Punkte.

Spielen ist außerordentlich wichtig für die Entwicklung Ihres Kindes. Manche Kinder sind sehr leicht ablenkbar oder können sich nicht konzentrieren. Gelingt es Ihrem Kind trotz bester Bedingungen nicht zu spielen, suchen Sie Rat bei einer Beratungsstelle.