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Foto: Junges Mädchen mit Mütze und Sonnenbrille lehnt mit einem Tablet in der Hand an einer Wand.
Rohappy / Shutterstock.com

Snapchat Messaging-App zum Versenden von Videos und Bildern

Bei Kindern und Jugendlichen ist Snapchat unglaublich beliebt – bei Erwachsenen stößt die App, deren Logo einen weißen Geist auf gelbem Hintergrund zeigt, oft auf Unverständnis.

Was ist Snapchat eigentlich?

Die App Snapchat (von "Snap" = Schnappschuss und "Chat" = Gespräch) wurde 2011 veröffentlicht. Inzwischen nutzen weltweit knapp 150 Millionen Menschen täglich den kostenfreien Instant-Messaging-Dienst, Tendenz stark steigend. Die Hauptzielgruppe liegt dabei laut Snapchat selbst im Bereich der 13- bis 24-Jährigen. Bei deutschen Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren gehört Snapchat laut der aktuellen JIM-Studie (die Studie Jugend, Information, (Multi-) Media wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest herausgegeben) zu den beliebtesten Social-Media-Apps (neben YouTube, Instagram, WhatsApp und TikTok). Bei Mädchen ist die App beliebter als bei Jungen.

Über Snapchat können die Nutzenden zum einen direkt mit anderen Nutzenden kommunizieren und Nachrichten, Bilder, Fotos, Emojis (Smileys in allen Variationen), Sticker oder kurze Videos verschicken, die nach einmaligem Ansehen automatisch nach 10 Sekunden gelöscht werden (deshalb der Geist im Logo). Fotos und Selfies, also Selbstportraits, können dabei mit Fotofiltern verfremdet werden, z. B. in dem man sich selbst Hundeohren, einen Blumenkranz oder eine Maske aufsetzt. Ebenso lassen sich Geofilter verwenden, die auf den Ort zugeschnitten sind, an dem sich der User gerade befindet. Zudem können Nutzende über die App Audio- und Videoanrufe tätigen.

Außerdem können User eine "Story", eine Art Tagebuch, erstellen. Dort können sie Bilder und Videoausschnitte aneinanderreihen und so ihren Tag dokumentieren. Diese sind dann für alle hinzugefügten Freundinnen und Freunde sichtbar und werden automatisch nach 24 Stunden gelöscht. Ist in der Story der Standort freigegeben, so ist die Geschichte für jedermann sichtbar. Nachrichtenportale wie CNN oder Spiegel Online nutzen diese Storys, um Nachrichten graphisch aufzubereiten und zu kommunizieren. Eine ähnliche Art des digitalen, sich selbst löschenden Tagebuchs haben mittlerweile auch Facebook, Instagram und WhatsApp übernommen.

Was ist das Gute an Snapchat?

Die App ist auf das Wesentliche reduziert. Im Prinzip können die Userinnen und User sofort loslegen, haben sie sich für einen Nutzernamen entschieden und registriert. Die Kommunikation ist dabei direkt, relativ einfach und durch den automatischen Zerstörungsmechanismus sehr kurzweilig.

Werbefrei und ohne Abgreifen von personalisierten Daten

Im Gegensatz zu Social-Media-Plattformen wie Facebook, sammelt Snapchat keine personenbezogenen Daten für die personalisierte Werbung. Nutzerinnen und Nutzer können zwar anderen (Nachrichten-)Seiten und ihren Lieblingspromis folgen, jedoch ist die Plattform werbefrei.

Kreatives Videogestalten

Die App lädt Kinder und Jugendliche dazu ein, selbst kreativ zu werden. Mittlerweile ist die Technik an den Smartphones so weit fortgeschritten, dass in Echtzeit Filter über Gesichter gelegt werden können und Videos in einer Schleife, verlangsamt oder beschleunigt abgespielt werden können. Bilder lassen sich mit Emojis und Texten beschriften. Dabei muss es nicht perfekt sein, der Spaß steht an oberster Stelle.

Um den Spaßfaktor zu erhöhen, hat Snapchat das "Belohnungssystem" eingeführt. Nutzerinnen und Nutzer können Trophäen sammeln, wenn sie bestimmte Aufgaben (Bilder mit einem bestimmten Filter, mit vielen Farben, zu einer bestimmten Uhrzeit veröffentlichen etc.) erfüllt haben.

Snapchat findet in einem geschlossenen System statt

Obwohl Bilder und Videos über die App in andere soziale Netzwerke versendet werden können, ist Snapchat ein in sich geschlossenes System. Storys und Bilder sind im Regelfall nur dort, also über ein mobiles Endgerät, einsehbar, anders als z. B. Plattformen wie Instagram oder Facebook, die sowohl über eine App am Smartphone oder Tablet als auch im Browser abrufbar sind.

Was gibt es an Snapchat zu bemängeln?

Jugendschutz

In der aktuellen Version ist Snapchat ab 13 Jahren zugelassen – die Kontrolle erfolgt jedoch nur über die eine Eingabe eines (nicht überprüfbaren) Geburtsdatums. Kinder unter 13 Jahren werden auf die Plattform SnapKidz weitergeleitet, bei der die Anmeldedaten nicht auf dem Server, sondern auf dem Endgerät gespeichert werden. Auch können in dieser Version Bilder und Videos zwar aufgenommen, aber nicht verschickt werden.

Datenschutz

Die Registrierung erfolgt unter Angabe von Username, E-Mail-Adresse, Geburtsdatum und Telefonnummer. Um das volle Angebot von Snapchat nutzen zu können, greift die App auf die Kamera, Fotos, das Mikrofon, den Standort und das Adressbuch zu.

Kinder und Jugendliche – oder deren Eltern – können aber das Konto so einstellen, dass nur Freundinnen und Freunde den Content sehen können und den Kindern und Jugendlichen Nachrichten und Snaps senden dürfen. Auch kann die Standortbestimmung deaktiviert werden.

Es stellt sich die Frage, ob der Content, also die Bilder, Videos und Nachrichten, wirklich gelöscht werden. Nutzerinnen und Nutzer sollten sich bewusst sein, dass die Schnappschüsse zwar auf der App nicht mehr abrufbar sind, Empfängerinnen und Empfänger können jedoch einen Screenshot machen (in dem Fall wird die Absenderin bzw. der Absender darüber informiert). Natürlich besteht zudem immer die Möglichkeit, einen Snap mit einem Zweitgerät zu fotografieren. So können die Versendenden nicht mehr kontrollieren, wer die Nachricht/das Bild im Zweifelsfall wirklich zu sehen bekommt und wie die weitere Verbreitung verläuft.

Immer "on"

Die geposteten Inhalte löschen sich automatisch nach 24 Stunden. Damit befeuert die App die Angst, etwas zu verpassen, sollte der Nutzende sich nicht regelmäßig einloggen. Denn neben den besten Freundinnen und Freunden sind auch sehr viele Sängerinnen und Sänger, Schauspielerinnen und Schauspieler oder YouTuberinnen und YouTuber dort zu finden, die die Fans auf diesem Weg in Echtzeit an ihrem Leben "teilhaben" lassen. Und wer will sich das entgehen lassen?

Diese "FOMO – Fear of missing out" (die Angst, etwas zu verpassen) sorgt dafür, dass das Smartphone nur im äußersten Notfall aus der Hand gelegt wird. Die App ist damit sehr zeitaufwendig, die User wollen "always on" sein – damit kann die App eine ohnehin schon vorhandene Smartphone-Anziehung verstärken.

Kinder und Jugendliche bekommen zudem das Gefühl, sie müssten permanent etwas posten, um bei ihren Freundinnen und Freunden nicht in die "digitale Vergessenheit" zu geraten. Dies kann zu enormem Stress führen, zur Abhängigkeit vom Smartphone. Bestimmte Aktivitäten werden so unter Umständen als Mittel zum Zweck, um ein witziges Video oder ein neue Fotos posten zu können, andere Aktivitäten, die nicht so "snappable" sind, also sich nicht gut in Szene setzen lassen, geraten womöglich ins Hintertreffen.

Versteckte Kosten

Die App selbst ist zwar kostenfrei, jedoch gibt es kostenpflichtige Fotofilter und Geofilter. Replays (Wiederholungen) der Snaps kosten ebenso Geld. Eltern können am Handy des Kindes diese sogenannten "In-App-Käufe" in den Einstellungen deaktivieren, oder mit einem Passwort sperren.

Gefahr von Cybermobbing

Ein Messaging-Dienst, bei dem Inhalte nach dem Anschauen wieder verschwinden, lädt förmlich zum Versenden zweifelhafter Inhalte ein, Stichwort "Sexting" (ein Kunstwort aus den Begriffen "Sex" und "Texting" – das Versenden von erotischen Inhalten). Auch wird auf diesem Weg "Cybermobbing", das digitale Mobbing, leichter. Das Schwierige ist erneut, dass sich Bilder und Texte automatisch löschen, werden diese nicht über Umwege archiviert.

Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag über Sexting.

Werden Kinder und Jugendliche mit unpassenden Inhalten konfrontiert, so können sie sofort den Absender blockieren. Zudem können Belästigungen dem Support im Bereich 'Einstellungen' gemeldet werden.

Andersherum ist es ebenso wichtig, die Kinder und Jugendlichen darüber aufzuklären, sollten sie selbst in die Lage kommen, Freundinnen oder Freunden (heikle) Bilder zu schicken, dass diese über Umwege sehr wohl archiviert werden können. Im Zweifelsfall kann sie dies in eine unangenehme Lage versetzen, sollten ihnen die Bilder später peinlich, oder die Freundschaft beendet sein und die Bilder als unfaires Druckmittel herhalten.

Kinder und Jugendlichen zum rücksichtsvollen und bedachten Umgang anleiten

Generell sollten Eltern einen verantwortungsbewussten, rücksichtsvollen und bedachten Umgang ihrer Kinder mit den sozialen Medien fördern.

Dies kann zum einen darüber geschehen, dass die Sicherheitseinstellungen des Kontos zu Beginn besprochen und gemeinsam umgesetzt werden. So kann z. B. eingestellt werden, dass nur Freundinnen und Freunde die Inhalte sehen. Damit kann ausgeschlossen werden, dass Ihr Kind von Fremden kontaktiert wird.

Des Weiteren ist ein interessiertes, gemeinsames Ansehen und Ausprobieren der App eine Möglichkeit für die Eltern, in die digitale Welt der Kinder einzutauchen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das soziale Netzwerk funktioniert.

Es sollte besprochen werden, was die Kinder selbst posten dürfen, dass stets die eigenen und fremden Persönlichkeitsrechte gewahrt werden sollen. Hier gilt, wie auf allen anderen Social-Media-Plattformen auch, dass Kinder und Jugendliche (und natürlich auch Erwachsene) nichts posten oder verschicken sollten, was ihnen oder den Freundinnen und Freunden später unangenehm sein könnte.

Dabei sollten Eltern stets ein Vorbild im Netz sein und selbst auch die eigene Privatsphäre (persönliche Daten und Bilder) schützen.

An wen kann ich mich wenden, wenn mein Kind bedroht, beschimpft oder beleidigt wird?

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