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Foto: Junges Mädchen verdeckt ihr Gesicht mit den Händen. Um sie herum schwirren Stress-Symbole.
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Tics

Kinder machen mitunter Bewegungen oder Geräusche, deren Sinn für die Beobachterin bzw. den Beobachter nicht nachvollziehbar ist.

Was sind Tics?

Manchmal gehören Bewegungen zu einem fantasierten Spiel, manchmal wissen die Kinder selbst nicht genau, warum sie beispielsweise mit der Zunge schnalzen oder ihr Gesicht verziehen. Sie machen es „nur so“.

Auf der anderen Seite gibt es auch Kinder, die über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder dieselbe „unsinnige“ Bewegung vollziehen oder sinnlose Geräusche von sich geben, ohne darauf Einfluss nehmen zu können. In diesen Fällen kann eine Tic-Störung vorliegen.

Unwillkürliche, meist rasch ablaufende einfache oder kombinierte Bewegungen oder Geräusche, die von der Betroffenen oder vom Betroffenen nicht oder kaum gesteuert werden können, werden als Tic bezeichnet.

  • Es können unterschiedlichste Muskelgruppen betroffen sein. Sehr häufig ist der Gesichts- und Kopfbereich beteiligt.
  • Manche Kinder blinzeln, nicken immer wieder mit dem Kopf oder ziehen ihn zur Seite, andere zucken mit den Schultern oder machen kurze Rumpfbewegungen.
  • Ein Tic kann aber auch aus komplexen Handlungen bestehen wie etwa Hüpfen, sich auf die Schenkel klopfen und anschließend in die Luft schlagen.
  • In anderen Fällen produzieren die Kinder auch immer wieder die gleichen Geräusche wie etwa Räuspern, Grunzen, Hüsteln oder Schnalzen mit der Zunge. Manche Kinder geben auch immer wieder die gleichen vollständigen Wörter oder Sätze unwillkürlich von sich.
  • Eine seltene Sonderform der Tic-Störung ist das sogenannte „Tourette-Syndrom“, bei dem die Betroffenen gleichzeitig einige Bewegungs-Tics und Laute, oft obszöne oder aggressive Wörter, kombinieren.
  • Die Tics können mit großer Häufigkeit (mehrmals in der Minute) oder nur wenige Male am Tag auftreten.
  • Bei starker Erregung wie etwa bei Freude oder Ärger treten die Tics meist häufiger auf, im entspannten Zustand werden sie seltener.

Wie lange dauert eine Tic-Störung?

  • Fachleute unterscheiden zwischen einer chronischen (mehr als zwölf Monate dauernd), einer vorübergehenden Form der Tic-Störung (weniger als zwölf Monate) und dem Tourette-Syndrom (kombinierte Störung, die mindestens ein Jahr dauert).
  • Daneben zeigen manche Kinder nur sehr kurzzeitig Tics, die genauso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind.
  • Bei etwa 70 Prozent der betroffenen Kinder handelt es sich um eine vorübergehende Störung, die auch ohne Behandlung wieder von selbst verschwindet.
  • Allerdings kann ein Tic auch nach einem vorübergehenden Abklingen wieder von Neuem beginnen.
  • Nach der Pubertät verschwinden auch chronische Tics oft ganz.
  • Insgesamt nehmen sie meist im Laufe des Lebens an Intensität ab.

Warum hat mein Kind einen Tic?

  • Bei vorübergehenden und chronischen Tic-Störungen kann meist nicht genau geklärt werden, warum ein Kind einen Tic entwickelt.
  • Viele der betroffenen Kinder leiden allerdings gleichzeitig unter einer Hyperaktivitäts-Störung. Sie sind also insgesamt sehr unruhig und können sich nur sehr schlecht konzentrieren.
  • Die Ursachen dafür sind vermutlich Stoffwechselstörungen im Gehirn.
  • Bei der Tourette-Störung kann in den meisten Fällen eine familiäre Häufung festgestellt werden, was darauf hinweist, dass sie in erster Linie genetisch bedingt ist.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Wenn Sie Tics an Ihrem Kind bemerken, sollten Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt darüber sprechen, da zunächst überprüft werden sollte, ob es sich tatsächlich um eine Tic-Störung handelt oder möglicherweise andere Bewegungsstörungen vorliegen.

Da viele Tic-Störungen von selbst wieder verschwinden, ist eine Behandlung oft gar nicht notwendig. Geduldiges Abwarten ist für diese Fälle die beste Therapie.

In besonders schweren Fällen – oder wenn Ihr Kind selbst sehr unter dieser Störung leidet – stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die miteinander kombiniert werden können, zur Verfügung.

  • Das Erlernen von Entspannungstechniken kann helfen, die Häufigkeit der Tics zu verringern.
  • Sollte dies nicht ausreichen, gibt es auch komplexere Verhaltenstherapien, bei denen die betroffenen Kinder lernen, den unwillkürlichen Handlungen entgegenzusteuern.
  • Auch eine medikamentöse Behandlung kann zu einer deutlichen Linderung der Symptome führen.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Da Ihr Kind kaum Kontrolle über seine Tics hat, wird es wenig nützen, wenn Sie es ermahnen oder auffordern, damit aufzuhören. Sätze wie „Hör auf zu zucken.“ oder „Halt dich ruhig, wenn ich mit dir spreche." bewirken bei Ihrem Kind nur, dass es sich noch unglücklicher fühlt.

  • Ihr Kind braucht aber das Gefühl, von Ihnen auch trotz seines Tics geliebt und akzeptiert zu werden. Am besten Sie schenken dem Tic im Umgang mit Ihrem Kind so wenig Beachtung wie möglich.
  • Viele der betroffenen Kinder müssen jedoch außerhalb des Elternhauses eine Menge leidvoller Erfahrungen machen. Sie werden von anderen Kindern oder Erwachsenen, die wenig über die Störung wissen, angesprochen, ausgelacht oder auch beschimpft.
  • Um diese Erfahrungen verarbeiten zu können, braucht Ihr Kind dringend Ihre Unterstützung. Sprechen Sie in Ruhe mit ihm über seine Erlebnisse und darüber, wie es am besten auf solches Verhalten reagieren kann.
  • Vielleicht führt auch ein klärendes Gespräch mit der Lehrkraft oder anderen Erwachsenen, die mit Ihrem Kind zu tun haben, zu mehr Verständnis gegenüber Ihrem Kind.

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