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Wie ist Scientology organisiert?

Obwohl sich Scientology selbst als "Kirche" bezeichnet, wurde bereits mehrfach gerichtlich bestätigt, dass es sich hierbei nicht um eine Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes handelt, sondern wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Ziel der Organisation ist es letztlich, über die Veränderung der menschlichen Psyche mittels scientologischer Methoden die Welt im Sinne der scientologischen Ideologien zu beherrschen.

Deshalb wird die Errichtung einer scientologischen Gesellschaft in einem scientologischen Staatswesen angestrebt, das weltweit die alleinige Macht erlangen soll. Dabei spielen demokratische Grundsätze und Menschenrechte im Sinne unserer Verfassung keine Rolle mehr. Macht, Wahlrecht und Menschenrechte sollen dann nur noch Scientologen:inne haben. In einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung konnte bestätigt werden, dass die Organisation manipulative Techniken anwendet, die zu erheblichen rechtlichen und gesundheitlichen Risiken bei betroffenen Mitgliedern führen.

Aufgrund der zentralen antidemokratischen Inhalte ihrer Ideologie wird die Scientology-Organisation durch den Verfassungsschutz beobachtet. Der Freistaat Bayern versucht sich bei der Neueinstellung von Mitarbeitenden und bei der Vergabe öffentlicher Aufträge durch eine abzugebende Schutzerklärung vor Unterwanderungsbemühungen der Organisation zu schützen.

Die Scientology-Organisation gliedert sich in zahlreiche, meist international tätige Unter- und Tarnorganisationen, was von Außenstehenden schwer zu durchschauen ist. Die verschiedenen Einrichtungen werden zentral von der in Los Angeles angesiedelten "Church of Scientology International" (CSI) gesteuert. Neben der europäischen Zentrale in Kopenhagen gibt es Unterorganisationen, die als "Kirchen", "Missionen" oder "Celebrity Centers" bezeichnet werden. Daneben gibt es eine Anzahl von Institutionen, Vereinen und Einzelpersonen, die in verschieden Bereichen der Gesellschaft tätig sind und keine oder nur versteckte Hinweise auf ihre Verbindung zur Scientology-Organisation in ihrer Selbstdarstellung erkennen lassen.

Lesen Sie dazu auch die Informationsbroschüre „Das System Scientology – Wie Sie sich dagegen schützen können",  Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium des Innern

Warum ist die Scientology Organisation besonders für Kinder und Jugendliche und deren Familien gefährlich?

Um neue Mitglieder anzuwerben spricht die Scientology-Organisation vor allem Grundbedürfnisse von Menschen nach Zuwendung, Kontakten, Angstfreiheit, Sicherheit und Erfolg an. Scientology erweckt den Eindruck, dass sie alle subjektiv als störend, unangenehm oder unerträglich empfundenen Gefühle beseitigen kann. Auch zur Verbesserung der Lernfähigkeit und Schulleistungsförderung allgemein behauptet die Scientology-Organisation, unvergleichlich effektive Methoden und Techniken anbieten zu können.

Wenn sich Kinder, Jugendliche oder Eltern von den Angeboten der Scientology-Organisation ansprechen und womöglich vereinnahmen lassen, kann das unterschiedliche Gründe haben. Gerade bei Schulproblemen, Gesundheits-, Erziehungs- und anderen Problemen in der Familie (zum Beispiel Ablösung vom Elternhaus) können die vollmundigen "Angebote" der Scientology-Organisation verführerisch wirken. Die Hoffnungen der Betroffenen auf die konkret erwartete Hilfe erfüllen sich jedoch in den meisten Fällen nicht. Vielmehr sind fragwürdige Persönlichkeitsänderungen und eine Abhängigkeit von Scientology zu befürchten, wodurch weitergehende, lang anhaltende Familienkonflikte und Entwicklungsstörungen entstehen können.

Werden derartige Ideologien, Welt- und Menschenbilder sowie problematische Psychotechniken an Kinder herangetragen, kann eine gesunde psychische Entwicklung gefährdet sein. Darüber hinaus gehen wertvolle Zeit, Energie und Geld für höchst fragwürdige Kurse und Trainings verloren, die ansonsten für eine angemessene und fachgerechte Hilfe sinnvoll eingesetzt werden könnten.

Welche Angebote der Scientology-Organisation richten sich direkt oder indirekt an Kinder und Jugendliche?

Nachhilfeunterricht

Die Förderung von Schülern durch zusätzlichen Unterricht in privaten Unternehmen ist in den letzten Jahren zu einem immer größer werden Markt geworden. Mehr als ein Viertel aller Schüler erhält inzwischen Nachhilfeunterricht.

In diesem finanziell lukrativen Bereich ist auch die Scientology-Organisation zunehmend vertreten. Inzwischen sind in der Bundesrepublik mindestens 30 solcher Einrichtungen bekannt, die meist von einzelnen Scientologen betrieben werden, deren pädagogische und fachliche Qualifikation sich häufig auf selbst absolvierte Kurse bei der Scientology-Organisation beschränken. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich um einiges höher.

Eltern und Schulen wird in ansprechenden Werbeschriften beispielsweise eine "völlig neuartige" Lerntechnik angepriesen, mit der angeblich alle Lernprobleme schnell und mühelos beseitigt werden können.

Der Begriff Scientology taucht in Firmenbezeichnungen und Werbematerial selbstverständlich nicht auf. Oftmals ist es für Eltern nur schwer feststellbar, ob ein Zusammenhang zur Scientology-Organisation besteht. In den Einrichtungen bleibt es in der Regel nicht bei normaler Lernhilfe. Den Eltern werden vielmehr sehr schnell Angebote für weitere Kurse unterbreitet. Dort werden dann die Kinder und nach Möglichkeit auch deren Eltern möglichst schnell an die "Philosophie" von Scientology-Gründer Ron Hubbard herangeführt.

Dabei ist es gleichgültig, ob diese "Technologie" von der Scientology-Organisation selbst angeboten wird oder ihren Ablegern, etwa "Applied Scholastics" oder von einzelnen Scientologen. Eine Liste der in der Bundesrepublik tätigen Institute, die nach Hubbards Studiertechnologie arbeiten, findet sich im Internet auf der Homepage der Scientology-Tarnorganisation Applied Scholastics. Hier können Sie die scientologischen Anbieter in Deutschland im Menü unter "Global Locator" einsehen.

Nachdem hier sicher nicht alle Scientologen aufgeführt sind, die Nachhilfe anbieten, empfiehlt es sich in jedem Fall, Anbieter und Angebote genau zu überprüfen bzw. sich fundiert beraten zu lassen.

Wo kann ich mich informieren, wer berät zum Thema Nachhilfe?

Bei Unklarheiten sollte schon vor Vertragsabschluss mit dem Nachhilfeanbieter eine Fachberatungsstelle einbezogen werden:

Handelt es sich um Angebote, die sich in erster Linie auf die Vermittlung schulischer Inhalte beziehen, sind staatliche und städtische Schulämter und Schulberatungsstellen die richtigen Ansprechpartner zur fachlichen Beurteilung pädagogischer Inhalte und Methoden. Oft findet sich auch ein passendes Angebot mit Hilfe von Erfahrungen, die innerhalb der Schule, bei anderen Eltern oder Lehrkräften vorliegen.

Bei Fragen zu vertragsrechtlichen Vereinbarungen sind die Verbraucherzentralen, eine Rechtsberatungsstelle oder eine niedergelassene Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt die richtigen Kontaktpersonen.

Sollten Zweifel bezüglich des weltanschaulichen Hintergrunds eines Angebots bzw. einer Gruppierung auftreten, stehen die kirchlichen Beratungsstellen oder die staatliche Scientology-Krisenberatungsstelle unter derTel.: 0180/1000042; (Anrufe aus Bayern zum City-Call Tarif) zur Verfügung.

Welche sonstigen Angebote der Scientology-Organisation zielen direkt auf Kinder und Jugendliche?

Jugend für Menschenrechte in Deutschland e.V.

Der Verein ist der deutsche Ableger der Organisation "Youth For Human Rights International", die im Jahre 2001 von einer Institution der Scientology-Organisation gegründet wurde. Ziel ist es, speziell Kinder und Jugendliche mit einem Thema anzusprechen, welches eine hohe soziale Zustimmung erwarten lässt. Eingesetzt zur Anwerbung werden in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene aus den Reihen der Scientology-Organisation, was wohl Glaubwürdigkeit und Vertrauen in den Verein untermauern soll. Junge Menschen, die sich für die Durchsetzung der Menschenrechte auf der ganzen Welt einsetzen wirken zweifellos engagiert und sympathisch.

Da als Ansprechpartner im Internetauftritt von "Jugend für Menschenrechte" aber keineswegs engagierte Jugendliche genannt werden sondern die Pressesprecherin von Scientology in Deutschland, können interessierte Jugendliche auf diese Weise direkt und ohne es zunächst zu bemerken in die Fänge einer Organisation geraten, deren inhaltliche Verbundenheit mit dem Thema Menschenrechte bei genauerer Betrachtung nicht ernst zu nehmen ist. So bezeichnet die Scientology-Organisation beispielsweise bereits öffentliche Kritik an ihrer Lehre als "Schwerverbrechen".

Der Verein wendet sich auch immer wieder an Schulen, verteilt Broschüren zum Thema Menschenrechte oder führt Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen durch, die vor allem für Jugendliche durchaus ansprechend gestaltet werden. Bei diesen professionell gestalteten Kundgebungen mit Musik- und Tanzeinlagen sowie Videovorführungen werden Flugblätter verteilt und Unterschriften gegen Menschenrechtsverletzungen gesammelt. Namen und Anschriften werden wahrscheinlich für weitere Anwerbungsversuche verwendet. Um solche und ähnliche Aktivitäten durchschauen zu können, müssen nicht nur Jugendliche selbst, sondern auch Lehrkräfte und Eltern gut informiert sein.

Sag nein zu Drogen, sag ja zum Leben e.V.

Dieser Verein wurde bereits 1982 von Scientologen in München gegründet und hat in mehreren deutschen Städten "lokale Anlaufstellen". Auch hier wird das Ziel verfolgt, wichtige gesellschaftliche Themen zu besetzen und speziell auch Jugendliche anzusprechen. Die Bezeichnung des Vereins lässt auf den ersten Blick keine Zweifel über seine sozialen und ehrenwerten Motive aufkommen.

Der Verein führt Informationsveranstaltungen durch, produziert und verteilt Broschüren, die speziell Jugendliche ansprechen sollen. Interessierte Erwachsene werden aufgefordert, mit Unterstützung und Broschüren des Vereins eigene Informationsveranstaltungen durchzuführen und Infostände zum Beispiel bei Sportveranstaltungen zu betreiben. Zur Behandlung von Drogenabhängigkeit wird auf die Scientology-Unterorganisation "Narconon" verwiesen, die wiederum ohne die eindeutige Verbindung zur Scientology-Organisation auf den ersten Blick erkennbar zu machen, scientologyübliche Kurse als "Drogentherapie" verkauft. Trotz gegenteiliger Behauptungen von "Narconon" ist eine Wirksamkeit der angebotenen "Therapie" nicht belegt.

Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. (KVPM)

Bei der "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V." handelt es sich ebenfalls um einen von Scientology-Mitgliedern gegründeten Verein, der massiv und pauschal gegen Psychiatrie und Psychotherapie agiert.

Dieser Verein wendet sich mit einem Teil seiner Kampagnen nicht direkt an Kinder und Jugendliche, sondern an Eltern von Kindern, die Verhaltensprobleme aufweisen. Während der letzten Jahre wird zunehmend in der Öffentlichkeit über die Behandlung von Kindern mit sogenannter Aufmerksamkeitsstörung (ADHS/ADS) diskutiert. Teil einer verantwortungsvollen Behandlung dieses Syndroms kann die medikamentöse Behandlung mit dem Wirkstoff Methylphenidat sein, welcher vor allem unter dem Handelsnamen "Ritalin" bekannt ist. Natürlich ist eine kritische Diskussion über eine manchmal allzu leichtfertige Verschreibungspraxis notwendig, allerdings sind die Argumente der KVPM in vielen Fällen irreführend oder gar falsch. So bezeichnet die KVPM "Ritalin" durchgehend als süchtigmachende "Droge" und verunsichert viele Eltern allein durch diese unzutreffende Behauptung.

Erklärtes Ziel von Scientology bzw. von KVPM ist die Abschaffung der Psychiatrie, ihrer Medikamente und Ärztinnen und Ärzte. Die Scientology-Organisation behauptet, dass ihre eigenen "Techniken" wirkungsvoller sind und die wissenschaftlich begründete Psychiatrie und Psychotherapie durch sie ersetzt werden soll.

Mit dieser und ähnlichen Kampagnen verfolgt die Scientology-Organisation zwei Ziele. Zum einen wird ein Thema aufgegriffen, welches dem Verein und schließlich auch der Organisation ein sozial engagiertes Image in der Öffentlichkeit ermöglichen soll. Auf der anderen Seite geht es hier wie in allen anderen Bereichen letztendlich um eigene Expansion, Geschäfte und Einfluss. Die Scientology-Organisation kommt durch Unterschriftenaktionen, Umfragen und Aktionen an Daten potentieller Kunden.