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Foto: Mädchen mit großer Brille schaut über eine Schreibtischkante. Im Hintergrund ist eine Schultafel mit einer leeren Wortwolke.
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Schulnoten und Leistungsbeurteilung

Schulnoten sind eine Form der Leistungsbeurteilung von Schülerinnen und Schülern durch die Lehrkraft einer Schule. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten zur Einschätzung der Leistung. Dies ist eine wichtige Erfahrung für Ihr Kind, die positiv oder negativ sein kann.

Leistungsbeurteilung und Noten, eine wichtige Erfahrung

Die Beurteilung der Leistung der Kinder gehört zum Lernen an der Schule dazu. Oft wird dabei sofort an schriftliche Leistungsnachweise in Form von benotete Tests und Zeugnisnoten gedacht. Neben diesen Formen gibt es aber noch viele weitere, wie Referate oder mündliche Abfragen. In vielen Grundschulen gibt es insbesondere für die jüngeren Kinder keine Noten mehr, sondern andere Formen der Leistungsbeurteilung.

Gerade die individuelle Rückmeldung in Form von Noten oder kurzen Texten ist eine wichtige Erfahrung für Ihr Kind, die sich am Anfang noch neu und ungewohnt anfühlen kann. Der Umgang mit dieser Leistungsbeurteilung ist manchmal gar nicht so einfach, gerade wenn sie nicht der eigenen Einschätzung entspricht und zum Beispiel schlechter sind, als erwartet. Sie kann immer positive und negative Gefühle auslösen. Diese reichen von Stolz und Freude bis hin zu Ärger und Enttäuschung. Auch der Umgang mit diesen negativen Gefühlen gehört zum großwerden dazu, Ihr Kind kann sehr viel daraus lernen. Gefährlich wird es, wenn Leistungsdruck, oder gar Schulangst entsteht.

Gerade jüngere Kinder brauchen oft noch die Unterstützung von Erwachsenen, die ihnen dabei helfen zu verstehen, was die Beurteilung denn nun eigentlich heißt. Kinder müssen erst noch lernen, dass eine einzelne Schulnote nur einen Teil der schulischen Leistungen abbildet. Begriffe wie Jahresendnote, oder Durchschnittsnote hat es wahrscheinlich noch nie gehört, oder es versteht noch nicht was damit gemeint ist. Wichtig ist auch zu verstehen, dass eine Beurteilung der schulischen Leistung keine Beurteilung der Persönlichkeit ist. Sie können Ihrem Kind auch erklären, dass es an der Schule viel mehr lernt. Zum Beispiel im Miteinander mit anderen Kindern, oder durch all die Erfahrungen, die ihm dabei helfen selbstständig zu werden.

Es gibt an den Schulen noch weitere Möglichkeiten einen Überblick über dem vorhandenen Wissen und Fähigkeiten sowie den bestehenden Lernbedarf eines Kindes zu bekommen. Unter anderem schriftliche Tests zur Erfassung des Lernstandes am Schuljahresanfang oder die Beobachtung im Unterricht. Es gibt aber auch viele weitere Möglichkeiten im Schulalltag, wie Hausaufgabenkontrolle oder indem ein neues Thema im HSU  Unterricht (Heimat- und Sachunterricht) mit der Frage begonnen wird „Was weiß ich schon alles über das neue Thema?“. Ziel soll immer sein, das selbständige Lernen des Kindes zu fördern, es dabei zu unterstützen die eigenen Leistungen einzuordnen, seine Stärken und Fähigkeiten herauszufinden, aber auch Förderbedarfe zu erkennen.

Zwischenzeugnis, Jahreszeugnis und Lernentwicklungsgespräch

An immer mehr Grundschulen gibt es für die jüngeren Kinder Lernentwicklungsgespräche anstelle der Zeugnisse. Aber auch in den Zeugnissen stehen nicht nur die Ziffernoten (1-6). In den Zeugnissen der Jahrgangsstufe 1 sowie im Zwischenzeugnis der Jahrgangsstufe 2 erhalten die Schülerinnen und Schüler die Leistungsrückmeldung ausschließlich in Form von Texten. Erst ab dem zweiten Halbjahr der Jahrgangsstufe 2 werden die Leistungen in den Unterrichtsfächern grundsätzlich mit Ziffernnoten bewertet. Auch diese Zeugnisse erhalten Aussagen zu folgenden Bereichen:

  • Sozialverhalten
  • Lern- und Arbeitsverhalten
  • Englisch (Jahrgangsstufen 3 und 4)
  • zusätzliches Engagement
  • Aussagen zum Kompetenzerwerb in den Fächern
  • Ziffernnoten in den einzelnen Fächern
  • Aussagen zur individuellen Lernentwicklung

In der vierten Klasse erhalten die Kinder dann das sogenannte Übertrittszeugnis. Dieses enthält eine Schullaufbahnempfehlung. Das heißt, eine Aussage darüber, welche weiterführende Schule zum aktuellen Zeitpunkt aus Sicht der Lehrenden für das Kind am geeignetsten erscheint. Entscheidend ist hierfür die Durchschnittsnote aus den Fächern Mathe, Deutsch und HSU (Heimat- und Sachunterricht). 

An den weiterführenden Schulen gibt es die Möglichkeit das Zwischenzeugnis für bestimmte Jahrgangsstufen zu ersetzen, Welche Form der Leistungsrückmeldung es an der Schule Ihres Kindes gibt und für wen es welche Form gibt, erfahren Sie durch die Schule.

Was ist ein Lernentwicklungsgespräch?

Grundschulen in Bayern haben seit dem Schuljahr 2014/2015 die Möglichkeit, das Zwischenzeugnis für die Jahrgangsstufen 1 bis 3 durch ein sogenanntes dokumentiertes Lernentwicklungsgespräch zu ersetzen. Jede Schule entscheidet selbst, ob es an der Schule diese Lernentwicklungsgespräche, oder weiterhin ein Zwischenzeugnis gibt. Die Entscheidung gilt für alle Schülerinnen und Schüler. Seit dem Schuljahr 2020/2021 können zusätzlich auch die Jahreszeugnisse durch ein Lernentwicklungsgespräch ersetzt werden.

Die Aussagen dieses Gespräches entsprechen den Inhalten des Zwischenzeugnisses, können aber umfassender dargelegt werden und sind vor allem für die Kinder verständlicher. Ein großer Vorteil ist, dass es einen direkten Austausch und eine direkte Rückmeldung gibt. Für das Kind kann es dadurch leichter werden, realistische Vorstellungen der eigenen Leistung zu entwickeln. Die Inhalte entsprechen denen des

Zwischenzeugnisses: Sozialverhalten, Lern- und Arbeitsverhalten, Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachunterricht, Religion / Ethik, Kunst Musik, Sport, Werken und Gestalten.

Das Gespräch besteht aus drei Teilen, wesentlich ist dabei die Vorbereitung. Die Lehrkraft und das Kind füllen vor dem eigentlichen Gespräch einen Bogen aus, in dem es um die Einschätzung der Leistungen geht. Beim eigentlichen Gespräch, bei dem es dann um die individuellen Kompetenzen, Stärken und Schwächen des Kindes geht, sind dann das Kind, die Lehrkraft und eine erziehungsberechtigte Person dabei. Alle Gesprächsteilnehmenden haben die Möglichkeit nachzufragen, sodass Lernstand, Leistungsvermögen und auch Förderbedürfnisse sichtbar werden. Am Ende werden Ziele für das nächste Schulhalbjahr vereinbart, an denen gemeinsam gearbeitet werden soll. Dies kann zum Beispiel sein, dass das Kind das Heft ordentlicher führen möchte, der Schulranzen am Vortag vollständig gepackt wird, oder es jeden Tag 10 Minuten laut vorliest.

Was tun bei schlechten Noten?

Schlechte Noten können sehr negative Gefühle auslösen, Ihr Kind ist vielleicht traurig, wütend oder zweifelt an sich. Bei schlechten Noten sollten Eltern daher gemeinsam mit dem Kind überlegen, was zu der schlechten Note geführt hat. Dabei ist es aber wichtig, nicht nur die Note im Auge zu haben, sondern auch die Umstände. Schauen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind hin: War es ein Ausrutscher, das Kind war unkonzentriert oder krank? Ist es in dem Fach normalerweise sehr gut, hat aber diese eine Thema nicht verstanden? Vielleicht hat es sich schon verbessert und die Deutschprobe enthält viel weniger Rechtschreibefehler als die letzte? Besonders frustrierend kann es für Ihr Kind, wenn sich das Kind sehr angestrengt hat um sich zu verbessern, die Note aber immer noch so ist wie die letzte.

Was Sie als Eltern auf jeden Fall vermeiden sollten, ist der Vergleich mit besseren Mitschülerinnen oder Mitschülern und starker Druck. Denn die Grundvoraussetzungen für den Lernerfolg sind der Spaß am Lernen und der Schule. Gerade wenn Prüfungsangst der Grund für die schlechten Noten ist, hilft kein Druck. Hier können Sie Ihrem Kind helfen, wenn Sie es in kleinen Erfolgen bestätigen und es für seine Stärken loben. Bedenken Sie auch immer, dass Noten nur eine Momentaufnahme der Situation sind und es "Spätentwickler" gibt, die viel Anlaufzeit brauchen.

Es ist auch sehr wichtig, dass Sie Ihr Kind auf seine Stärken hinweisen und damit dazu beitragen, dass sein Selbstvertrauen nicht unter den schulischen Leistungen leidet. Jedes Kind hat seine eigenen Stärken und Fähigkeiten. Vielleicht ist das Kind in einem Fach sehr gut und ein anderes fällt ihm sehr schwer, es ist vor allem in einem Bereich sehr interessiert und ein anderes Fach findet es eher langweilig. Vielleicht sind die Stärken vor allem in den sogenannten Nebenfächern, oder das Kind ist besonders sportlich oder künstlerisch talentiert.

Was wenn sich schlechte Leistungsbeurteilungen häufen?

Sollten sich schlechte Noten häufen, ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, was die Ursache hierfür ist. Hat das Kind genug Ruhe und Zeit für Hausaufgaben und Lernen? Könnte es von Eltern oder älteren Geschwistern unterstützt werden? Braucht es Förderunterricht oder externe Nachhilfe? Muss es erst lernen, in der Schule zu lernen? Oder steckt hinter den schlechten Noten Prüfungsangst? Leidet es unter Schulstress oder anderen Schulproblemen? Ist es lernbehindert, hat es eine Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche?

Bei all diesen Überlegungen ist es ratsam, das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen und gemeinsam zu überlegen, wie die Leistung verbessert werden kann.

Werden die Noten im Laufe des Schuljahrs immer schlechter, sollte man genau hinsehen. Manchmal stecken hinter schlechten schulischen Leistungen ganz andere Probleme. In welcher Situation befindet sich das Kind? Gibt es Probleme in der Familie wie zum Beispiel eine Trennung? Gefällt es ihrem Kind in der Klasse? Ist es in einer Mobbingsituation? Hat es Probleme mit Freundinnen oder Freunden oder gibt es gar Konflikte in der Klassengemeinschaft? Werden die Noten nur in einem Fach schlechter und hat es vielleicht Schwierigkeiten mit einer Lehrerin oder einem Lehrer? Empfindet es die Schule als stressig? Oder liegt ein anderes Schulproblem vor?

Sprechen Sie mit Ihrem Kind. Vielleicht kann es ausdrücken, ob und warum es Probleme hat. Suchen Sie auf jeden Fall auch den Kontakt zu den Lehrkräften oder Schulleitung.

Bleibt es bei den schlechten Noten, ist die Frage gerechtfertigt, ob das Kind auf die richtige Schule geht. Sprechen Sie mit Ihrem Kind und suchen zusammen eine Lösung. Vielleicht ist ein Schulwechsel eine gute Lösung? Beraten Sie sich jedoch vor einer derart weitreichenden Entscheidung immer mit den Lehrkräften und / oder Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer der Schule.

Eltern können sich immer auch  an externe Beratungsstellen wenden wie der bke oder dem zuständigen Jugendamt.

Was können wir tun, wenn durch ein schlechtes Zeugnis die Versetzung gefährdet ist?

Wenn Ihr Kind trotz aller Mühen und Nachhilfe immer wieder schlechte Noten schreibt, sodass es zur Gefährdung der Versetzung und zum schlechten Zeugnis kommt, sollten Sie sich weiterreichende Gedanken machen. Wichtig ist auch hier, das Gespräch mit den Lehrkräften. Erkundigen Sie sich, welche Unterstützungsangebote es an der Schule Ihres Kindes gibt. Sowohl für Ihr Kind, als auch für Sie. Eine besondere Unterstützung bieten zum Beispiel sogenannte Beratungslehrkräfte an. Diese können Ihnen dabei helfen die Entscheidung zu treffen, wie das Kind weiter unterstützt werden soll. Es kann sehr schwer sein, hier eine Entscheidung zu treffen, die sich für alle richtig anfühlt.

Ist es besser, das Kind Nachhilfe und jegliche Unterstützung zu geben, in der Hoffnung, dass es im nächsten Schuljahr einen besseren Start schafft? Oder ist es besser, dass das Kind die Klasse wiederholt, den Stoff noch einmal aufarbeitet und dann die Schullaufbahn weiter fortsetzen kann? Dann

Beziehen Sie Ihr Kind unbedingt in die Überlegungen ein. Ständige Niederlagen können sehr demotivierend sein, aber auch der Wechsel in eine andere Klasse oder Schule kann für das Kind schwer sein. Bedenken Sie dabei immer:

Es geht jetzt darum, welcher Weg zum jetzigen Zeitpunkt der richtige für Ihr Kind ist. Unser Schulsystem ist sehr variabel und bietet viele Möglichkeiten. Auch später kann Ihr Kind immer noch eine Schule mit anderen Abschlussmöglichkeiten oder einer anderen Ausrichtung besuchen – falls es das überhaupt möchte und sinnvoll findet.

Hier finden Sie näher Informationen über das bayerische Schulsystem.

Auf der Webseite des Bayerischen Landesjugendamtes finden Sie ein Verzeichnis der bayerischen Jugendämter.