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Wann spricht man von Hochbegabung?

Hochbegabte Kinder sind in manchen Bereichen gleichaltrigen Kindern weit voraus. Sie verfügen über überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen, die sich sehr früh entwickeln. Dies kann sich auf einzelne Bereiche beziehen wie den sprachlichen, den logisch-mathematischen Bereich. Ihre besondere Begabung kann aber auch auf künstlerischem, sportlichem oder sozialem Gebiet hervorstechend sein. Oder auf allen Gebieten gleichzeitig.

Werden ihre besonderen Fähigkeiten nicht erkannt und speziell gefördert, kann dies zu großen Problemen für das Kind führen.

Auch wenn die Fähigkeiten in manchen Bereichen weit über dem Altersdurchschnitt liegen – alle anderen Interessen sind die der Gleichaltrigen.

Besondere Talente führen nicht automatisch zu herausragenden Leistungen oder zu einem glücklichen Leben. Alle Kinder brauchen Förderung, die ihren Bedürfnissen gerecht wird – auch die Hochbegabten.

Als erste Anlaufstelle zur Orientierung dienen interessierten Eltern Verbände wie die "Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e. V.", die viele regionale Vertretungen hat.

Wie erkenne ich, dass mein Kind hochbegabt ist?

Oft wird eine Hochbegabung erst erkannt, wenn das Kind auffällig anders ist als die anderen Kinder.

Hier einige Merkmale für eine Hochbegabung:

  • Das Kind fällt auf, weil es keinen Spaß an den altersgemäßen Spielangeboten hat.
  • Es ist sich selbst und anderen gegenüber kritisch und möchte alles richtigmachen.
  • Es fühlt sich von seiner Umwelt isoliert.
  • Im Kindergarten langweilt sich das Kind. Es macht bei bestimmten Spielen nicht mit und stört stattdessen, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Es interessiert sich für Dinge, für die es eigentlich noch zu klein ist. Es kann sich oft nicht in die Gruppe einbringen.
  • In der Schule fühlt es sich unterfordert. Es ist unbeliebt, weil es für die anderen ein "Streber" ist. Um die Mitschüler zu gewinnen, spielt es unter Umständen den Klassenclown. Es zeigt schwache Leistungen, obwohl es intelligent ist.
  • Es stellt ständig Fragen an Erwachsene, die über die Fragen von Kindern in diesem Alter hinausgehen.
  • Es versteht unter Umständen komplizierte technische Abläufe und kann dieses Wissen auch anwenden.
  • Es diskutiert mit Erwachsenen über Themen, die gleichaltrige Kinder nicht interessieren.

Wie geht es den Eltern von hochbegabten Kindern?

Eltern hochbegabter Kinder stoßen manchmal auf Vorurteile. Ihnen wird unterstellt, sie hätten das Kind "dressiert" oder würden es überschätzen. Eltern hochbegabter Kinder werden häufig als extrem ehrgeizig angesehen. Oft wird ihnen vorgeworfen, sie würden ihr Kind nicht Kind sein lassen.

Den Wenigsten ist klar, dass der Umgang mit einem hochbegabten Kind anstrengend sein kann. Die Kinder sprechen häufig wie Erwachsene. Sie sind sehr verständig. Sie müssen gefördert und geistig ausgelastet werden, damit sie sich gut entwickeln können. Andererseits sind sie jedoch Kinder mit all den Bedürfnissen, die Gleichaltrige auch haben. Das macht die Erziehung schwierig.

Nicht nur hochbegabte Kinder, auch deren Eltern brauchen Unterstützung. Häufig finden Familien den Weg zu einer Beratungsstelle jedoch erst dann, wenn das Kind Schwierigkeiten in der Schule hat und sie herausfinden wollen, woher diese Schwierigkeiten kommen.

Wird nach unterschiedlichen Testverfahren tatsächlich die Diagnose "Hochbegabung" gestellt, durchleben die Eltern eine Bandbreite von Emotionen: Manche hatten schon so ein Gefühl, andere Eltern können nicht nachvollziehen, warum ein hochbegabtes Kind schlecht in der Schule ist, wieder andere freuen sich oder sind völlig überfordert.

An vielen Orten haben sich betroffene Eltern deshalb zu Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. Hier können sie sich zum Erfahrungsaustausch treffen und erhalten oft wertvolle Tipps durch andere Eltern.

Wie kann ich mein hochbegabtes Kind außerhalb der Schule unterstützen?

Hochbegabte Kinder sind weit überdurchschnittlich geistig befähigt. Diese Besonderheit muss auch außerhalb der Schule gefördert werden, damit die Kinder ihre Fähigkeiten entfalten können. Hoch begabte Kinder brauchen die Möglichkeit zu fragen, zu lesen, zu lernen, zu experimentieren. Und sie müssen in ihrer Besonderheit akzeptiert werden.

Um die unendliche Wissbegier dieser Kinder zu befriedigen, ist die Belegung von Kursen außerhalb der Schulzeit sinnvoll.

In Kursen der "Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind" oder des "Vereins Hochbegabung e. V." finden die Kinder neben interessanten Angeboten Kontakt zu anderen Hochbegabten und können sich austauschen. 

Bei aller Förderung ist zu bedenken, dass das Kind trotz Hochbegabung ein Kind ist.

Welche Angebote für hochbegabte Kinder gibt es an Schulen?

Das bayerische Bildungswesen sieht eine individuelle Förderung für alle Schüler und Schülerinnen vor. Deshalb gibt es auch eine Reihe von Maßnahmen, die speziell für Hochbegabte angeboten werden.

So kann, um den Fähigkeiten hochbegabter Kinder gerecht zu werden, ihre Schullaufbahn durch vorzeitige Einschulung, das Überspringen von Jahrgangsstufen oder vorzeitiges Ablegen von Abschlussprüfungen beschleunigt werden.

Achten Sie bei der Wahl der weiterführenden Schule auf Angebote für Hochbegabte. Informieren Sie sich über Auswahl und Anzahl der Wahlfächer, Wettbewerbe, Zusatzunterricht, vom Staatsministerium organisierte Ferienseminare etc.

Weitergehende Informationen über Fördermöglichkeiten hochbegabter Schüler und Schülerinnen finden Sie auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus.

Auch innerhalb des Unterrichts können Hochbegabte gefördert werden:

  • Zusatzarbeiten mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad;
  • Betreuung von Langzeitprojekten (Wetterbeobachtung, Schulgarten, Klassentagebuch usw.);
  • stundenweise Teilnahme am Unterricht höherer Klassen;
  • Besuch von Wahlfächern, die für höhere Klassen angeboten werden.

Welche Probleme können hochbegabte Kinder in der Schule haben?

  • Hochbegabte Kinder können meist schon vor der Einschulung lesen, schreiben und rechnen. Kein Wunder, dass sie sich langweilen, wenn sie beispielsweise eine Woche lang immer nur einen Buchstaben malen müssen. Sie beteiligen sich nicht am Unterricht oder stören.
  • Oft werden diese Kinder nicht von der Lehrkraft aufgerufen, weil sie "sowieso schon alles wissen". Dabei hat ein hochbegabtes Kind selbstverständlich das gleiche Bedürfnis nach Anerkennung wie jedes andere Kind.
  • Sie werden von den Klassenkameraden argwöhnisch betrachtet, als Streber verrufen oder ausgenutzt.
  • Das "Anderssein" in bestimmten Bereichen kann sie zu Außenseitern machen.
  • Manche Kinder versuchen, sich zu verstellen. Doch dies kann nicht klappen. Nicht selten werden die Kinder traurig und mutlos. Darum ist es außerordentlich wichtig, dass die Kinder selbst lernen, ihre besondere Begabung zu akzeptieren.
  • Hochbegabte Kinder sind in mancher Hinsicht anders – es darf aber nicht vergessen werden, dass sie gefühlsmäßig die gleichen Bedürfnisse wie die anderen Kinder haben.

Gerade die Tatsache, dass Hochbegabten das Wissen geradezu "zufliegt", kann langfristig zu schulischen Problemen führen:

  • Sie lernen nicht, zu lernen. Das heißt, sie entwickeln keine Lerntechniken.
  • Sie erfahren nicht die Grenzen ihrer eigenen Möglichkeiten. Diese Kinder verstehen oft nicht, dass auch sie nicht alles können.
  • Sie können mit Misserfolg und Enttäuschung schlecht umgehen.

Darum brauchen hochbegabte Kinder auch im Schulbereich besondere Unterstützung und Fürsorge. Gespräche mit dem Kind, mit Eltern, Mitschülern und den Lehrkräften helfen, Verständnis für die Situation des Kindes zu wecken.

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