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Einseitig/extremistisch orientierte Gruppen
Jugendliche sind seit jeher auf der Suche nach eigenen Ausdrucksformen, Lebensstilen und Einstellungen. Dies zeigt sich heute in sehr vielfältigen, unterschiedlichen Formen, auch "Jugendkulturen" genannt. "Identität" ist das gemeinsame Zauberwort.
Was verbirgt sich hinter Jugendkulturen?
Welcher Gruppe oder Jugendkultur sich ein junger Mensch anschließt, hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der eigenen Herkunft, dem Freundeskreis, den eigenen Interessen oder auch der Mode und den aktuellen Trends.
Jugendkulturen folgen einer eigenen internen Logik, bilden Symbole und Beziehungsformen. Sie bieten eine gemeinsame Identität als Sinnstiftung in einer unübersichtlich gewordenen Welt, sind also erst einmal nicht grundsätzlich etwas, was Eltern mit Sorge betrachten müssen.
Die verschiedenen Szenen grenzen sich ab durch äußere Merkmale wie Kleidungsstil, Körperstyling (Piercing, Tattoo, Frisur) oder einer bevorzugten Musikrichtung. "Neue Jugendkulturen" sind zum Beispiel Hip-Hop, Funsport, Computerfreaks oder Cosplay. Aber auch die "alten Szenen" wie Rocker, Hippies und andere sind noch aktiv.
Problematisch wird es vor allem dann, wenn Gewalt und Gewaltausübung in einer Gruppe Stellenwert erlangen. Wenn Gewalt als Mittel der Abgrenzung und Herstellung von Macht und Identität eingesetzt wird. Wenn Drogen und übermäßiger Alkoholgenuss zum Gruppengeschehen gehören. Wenn der Ausstieg aus der "Normalität", aus dem Arbeitsleben oder der Schule und der Bruch mit dem Elternhaus drohen.
Die Gefahr, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, ist bei allen extremistischen Gruppierungen gegeben.
Extremistisch orientierte Gruppierungen, die Eltern mit Sorge erfüllen, sind beispielsweise Rechtsradikale, Autonome, Hooligans oder Salafisten.
Warum schließen sich Jugendliche solchen Gruppierungen an?
Die Clique (peer-group) spielt grundsätzlich für Jugendliche eine wichtige Rolle. Sie bietet Hilfe bei der eigenen Identitätsentwicklung. Jugendliche finden hier Anerkennung, fühlen sich "dazugehörig" und von Gleichaltrigen verstanden.
Das vermittelt Selbstvertrauen und macht das Leben in der Gruppe äußerst attraktiv. Hier können Gefühle ausgelebt, Probleme gelöst und Wünsche nach persönlicher Bedeutung und Wirksamkeit erfüllt werden. Es eröffnen sich Erfahrungsräume mit Gleichaltrigen, die ähnliche Probleme haben.
Die Frage, warum sich eine Jugendliche oder ein Jugendlicher nun ausgerechnet der einen oder anderen gefährlichen Gruppierung anschließt und nicht einer der zahlreichen harmlosen Jugendkulturen, ist nicht so einfach zu beantworten. Und manchmal fällt die Entscheidung auch nur zufällig, weil das Unbekannte reizt, die Gefahren nicht gleich ersichtlich sind.
Extremistische Gruppierungen bieten zunächst einmal genau die Anreize, für die manche Jugendliche in der Orientierungsphase der Pubertät besonders anfällig sind. Gemeinsame "Werte" und eine starke Abgrenzung nach außen, meistens verbunden mit klaren Feindbildern, vermitteln das Gefühl von Macht und innerer Stärke. Man fühlt sich als etwas Besonderes und weiß, wohin man gehört. Solidarität und Zusammenhalt sind wichtig. Provokation dient als Mittel, sich von der Erwachsenenwelt zu distanzieren.
Jugendliche, die wenig Selbstwertgefühl, Probleme mit sozialer Anerkennung oder den Leistungsanforderungen von Schule und Elternhaus haben, sind eher gefährdet, sich einer extremistisch orientierten Gruppe anzuschließen. Die Versprechungen der Gruppe können in so einer Situation sehr reizvoll erscheinen. Gibt es zudem Freundinnen oder Freunde, die bereits Mitglied einer problematischen Gruppierung sind, fällt der Entschluss leicht.
Was können Eltern tun?
Eltern sollten auch bei ihren heranwachsenden Söhnen und Töchtern grundsätzlich noch wissen, was diese lesen, im Internet treiben, welche Musik sie hören und welchen Umgang sie pflegen. Das ist Voraussetzung dafür, frühzeitig zu erkennen, ob der Jugendliche mit extremistischem Gedankengut liebäugelt oder bereits Umgang mit einer derartigen Gruppierung hat.
Jede Gruppierung hat ihre eigenen Kennzeichen wie bestimmte Symbole, Musiktexte, Schriften und vieles mehr. Näheres dazu finden Sie bei den einzelnen Gruppen beschrieben.
Finden Sie konkrete Anhaltspunkte, sollten Sie sich zuerst einmal intensiv mit der Ideologie, dem Gefährdungspotenzial und dem Gedankengut der Gruppierung befassen. Sie werden gute Argumente brauchen, um sich mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter auseinander setzen zu können. Dabei helfen Ihnen entsprechende Literatur, Informationen aus dem Internet oder Gespräche mit Experten.
Auch Gespräche mit anderen Jugendlichen aus dem Umfeld Ihres Kindes – Freundinnen, Freunde oder Mitschülerinnen und Mitschüler – können helfen, mehr Einblick in die Gedankenwelt, Sorgen und Nöte Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter zu erhalten. Tun Sie das aber nicht hinter dem Rücken Ihres Kindes, um sein Vertrauen nicht zu verlieren.
In größeren Städten, wie zum Beispiel München ist die Jugendpolizei gut über extremistische Gruppierungen informiert und berät Eltern – auch anonym.
Das mag banal klingen, aber am wichtigsten ist, dass Sie mit ihrem Kind im Gespräch bleiben. Nur dann können Sie überhaupt Einfluss auf seine Entwicklung nehmen.
Hören Sie sich an, was es zu sagen hat, und setzen Sie Ihre Argumente dagegen, ohne es als Person abzuwerten und ohne das Gefühl zu vermitteln, Sie würden es mit seinen Problemen allein lassen.
Das mag oft viel Geduld von Ihnen fordern, wenn das Verhalten des Sohnes oder der Tochter ablehnend, provozierend oder aggressiv ist. Aber ständiges Bemühen um Kontakt und Kommunikation bedeutet für Ihr Kind Aufmerksamkeit, Interesse und Zuwendung.
Auch wenn Sie nicht sofort den gewünschten Erfolg haben, Sie lassen die Tür für Ihr Kind offen. Jugendlichen fällt es oft schwer, Rat und Hilfe von Erwachsenen, besonders den Eltern, anzunehmen. Sie sind hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis nach Eigenverantwortung und der Suche nach Geborgenheit. Es braucht eine Menge Mut, um sich von der Gruppe zu trennen und neue Wege zu gehen. Ihr Kind muss sich darauf verlassen können, dass es von seiner Familie dabei nach Kräften unterstützt wird.
Gehen Sie einem klärenden Gespräch nicht aus dem Weg, denn ignorieren hilft nicht weiter. Selbst verletzende Äußerungen Ihres Kindes sind immer noch ein Hinweis auf das Interesse an der Auseinandersetzung mit Ihnen. Ist Ihr Kind zeitweilig nicht zum Gespräch bereit, signalisieren Sie trotzdem immer wieder Gesprächsbereitschaft.
Jugendliche brauchen die Möglichkeit, sich am Verhalten ihrer Eltern zu orientieren. Bringen Sie Ihre Haltung eindeutig und konsequent zum Ausdruck, beispielsweise bei Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Gewalt, Drogen usw.
Stellen Sie die Meinung Ihres Kindes aber nicht als dumm oder kindisch hin – das verletzt nur das Selbstwertgefühl –, sondern setzen Sie sich kritisch auseinander. Bemühen Sie sich immer um gegenseitigen Respekt; Abwerten und Beschuldigen vergiften die Atmosphäre.
Gestehen Sie Ihrem Kind die Möglichkeit zu, sich zu verändern oder Einsicht zu zeigen und lassen Sie ihm dabei Zeit.
Position beziehen müssen Sie wahrscheinlich auch gegenüber dem eigenen Freundeskreis, den Nachbarn. Angst um Ihren Ruf bei anderen macht Sie gegenüber Ihrem Kind, das ja gerade so gern provoziert, nur erpressbar.
Damit ist nicht gemeint, dass Sie Ihr Kind mit Verboten zuschütten oder versuchen, es zu Hause einzusperren. Das funktioniert bei Jugendlichen erfahrungsgemäß nicht mehr und zerstört jegliche Vertrauensbasis.
Das Kunststück heißt: Grenzen setzen ohne auszugrenzen. Das Zusammenleben in einer Familie erfordert Regeln und Rücksichtnahme gegenüber den Bedürfnissen aller, auch Ihren eigenen.
Machen Sie das Ihrem Kind klar und legen Sie – wenn möglich – die Regeln gemeinsam fest. Da kann es beispielsweise darum gehen, wann Ihr Kind zu Hause sein muss, welche Zeiten für gemeinsame Gespräche eingeplant werden, wie laut die Musik aufgedreht werden darf, wie lange und wie oft Computer gespielt werden darf und vieles mehr.
Kompromisse werden nötig sein. Wichtig ist, dass Sie selbst sich natürlich auch an die Regeln halten.
Dieser Ratschlag macht vor allem dann Sinn, wenn Sie frühzeitig entdecken, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter gefährdet ist, sich einer problematischen Gruppierung anzuschließen.
Ein 17-Jähriger wird kaum noch Vorschläge von Ihnen für sinnvolle Freizeitgestaltung annehmen. Bei einem 12-Jährigen dagegen lohnt sich der Versuch allemal, nach seinen Interessen zu forschen und nach Alternativen zu suchen. Erfolgserlebnisse und gute Freundschaften machen stark. Sportvereine, Freizeitstätten oder Jugendverbände bieten eine ganze Menge an Möglichkeiten.
Auch wenn Ihr Sprössling nicht gleich Hurra schreit, versuchen Sie hartnäckig ihn zu motivieren, das ein oder andere auszuprobieren. Mit etwas Glück entdeckt er vielleicht doch Begeisterung bei den Versuchen.
Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist kein Zeichen von Erziehungsunfähigkeit, sondern Ausdruck dafür, dass Sie Ihre Verantwortung um Ihr Kind ernst nehmen.
Es kann sein, dass die Situation so schwierig wird, dass Gespräche nicht mehr möglich sind. Wenn der Einfluss der Gruppe bereits so groß ist, werden Sie berechtigte Ängste um die Entwicklung Ihres Kindes haben.
Warten Sie nicht zu lange. Nehmen Sie frühzeitig die Hilfe von Beratungsstellen, dem Jugendamt, Lehrern und Lehrerinnen oder anderen Vertrauenspersonen in Anspruch.
Es ist notwendig, sich offen einzugestehen, dass das Kind womöglich dabei ist, einen problematischen Weg einzuschlagen. Erst dann können Sie Ihrem Kind wirklich helfen.
Übersicht über meist verbreitete extremistisch orientierte Gruppierungen
Der 15-jährige Alf trägt eine graue Springerjacke, Doc-Martens-Stiefel (8-Loch) mit weißen Schuhbändern. Es könnten auch "N.B."-Schuhe oder das "Londsdale"-T-Shirt sein. Er lässt sich den Kopf kahl scheren und möchte gerne eine Runentätowierung am Arm. Er sammelt Klappmesser und Landserhefte und hört Heavymetal. Beim Abendessen zu Hause äußert er wiederholt rassistische Ansichten. Er trifft sich mit Jungs von der Schule, die ähnlich gestylt sind. Dann wird Bier getrunken und etwas herumgepöbelt.
Die Eltern sind verunsichert. Wird der Sohn etwa ein Nazi? Dabei hat man sinnvolles Spielzeug geschenkt, gute Bücher gekauft und viel Geld für Markenkleidung ausgegeben, die der Junge wollte. So ähnlich könnte es aussehen, wenn Sie als Eltern sich besorgt fragen, wohin der hoffnungsvolle Sprößling nun abdriftet.
Nicht wenige Jugendliche haben Probleme mit den Leistungsanforderungen der Schule oder Lehrstelle. Sie suchen nach neuem Halt und Orientierung. Da bietet die Gruppe oder Clique Anerkennung, Sicherheit und Freundschaft. Hier wird auch die "andere" Sprache gesprochen. Hier ordnet man sich in neue Hirarchien ein, fühlt sich stark.
Denn rechtsextremistische Gruppen sind hierarchisch geordnet und bieten Identifikation. Sie glauben an den starken Führer, der sie aus der individuellen Schwäche erretten kann. Das Gefühl, endlich aus der Belanglosigkeit ausbrechen zu können, etwas Besonderes zu sein, verleiht innere Stärke.
Für sie existieren klare Feindbilder: Nichtdeutsche (besonders Andersfarbige, Asylbewerber), Punks, Hip-Hopper und vor allem Autonome. Vor deren Andersartigkeit bestehen nicht eingestandene Ängste. In der einhelligen Gruppenmeinung gegen Ausländerinnen und Ausländer und Andersartige findet der Einzelne sich gestärkt. So entstehen (oft spontan) "Aktionspläne". Dann wird zum Beispiel ein Behinderter umgestoßen oder ein asiatisch aussehender Junge verprügelt.
Mädchen spielen eine untergeordnete Rolle. Einige wenige behaupten vielleicht Machtpositionen oder sind fasziniert von Gewalt. Nicht selten werden die Freundinnen, in der Szene als "Renees" bezeichnet, aber sexuell ausgebeutet und "weitergereicht".
Wenn die Grenzen der Fairness und Mitmenschlichkeit durchbrochen werden, gibt es nur schwerlich ein Zurück. Dann besteht möglicherweise bereits eine Anklage wegen Körperverletzung oder anderer schwerer Straftaten. Bereits der Besitz von Butterfly-Messern oder verfassungsfeindlicher Kennzeichen, wie zum Beispiel dem Hakenkreuz ist verboten und kann zu einer Anzeige führen.
Was ist zu tun?
Beobachten Sie aufmerksam die Entwicklung Ihres Kindes. Achten Sie besonders auf Gruppenfreizeiten (Zeltlager, Wanderausflüge ...), die auch jüngeren Kindern angeboten werden. Dahinter könnten sich "Fänger" aus dem rechtsradikalen Lager verbergen, die Kinder sogar auf Spielplätzen ansprechen.
Die genannten äußeren Anzeichen (Springerjacke, Tätowierung usw.) sind zwar noch nicht notwendigerweise ein sicheres Anzeichen für Rechtsradikalismus, sondern können auch Versuche sein, sich abzugrenzen oder in einer Gruppe Gleichaltriger ernst genommen zu werden. In jedem Fall sollten Sie aber durchaus hellhörig werden und die Diskussion und Auseinandersetzung mit Ihrem Jugendlichen suchen.
Wenn die Gruppenzugehörigkeit einmal gefestigt ist, wird ein Ausstieg sehr schwierig. Die Auseinandersetzung wird nicht leicht sein. Das Verhalten Ihres Kindes ist womöglich provozierend, aggressiv und abwehrend. Eltern brauchen hier viel Geduld und geeignete Argumente.
Betroffen sind Kinder aus allen Bevölkerungsschichten, besonders aber solche, die sich als "Verlierer" der Gesellschaft begreifen. In so einem Fall braucht der Jugendliche Ihre verstärkte Zuwendung und Aufmerksamkeit, auch wenn er das abstreitet. Versagensängste müssen ernst genommen werden.
Erfolgserlebnisse in dieser Zeit sind besonders wichtig. Mut machen ist besser, als an Misserfolge zu erinnern oder Schuldgefühle zu produzieren. Überlegen Sie, wie Sie Ihrem Kind zu Erfolgserlebnissen verhelfen können.
Klappt es in der Schule nicht sofort, bietet der Freizeitbereich Möglichkeiten, sich zu bestätigen, anderen Umgang zu bekommen. Suchen Sie mit Ihrem Kind nach Möglichkeiten, Freizeit aktiv und befriedigend zu erleben. Schulprobleme sollten Sie mit den Lehrkräften besprechen.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Bemühungen nichts nützen und Ihr Kind einen gefährlichen Weg eingeschlagen hat, suchen Sie professionellen Rat und Hilfe.
Die Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus bietet, mit drei dezentralen Büros, eine Mobile Beratung mit speziell ausgebildeten Berater_innen bei Vorfällen mit neonazistischen, extrem rechten, rechtspopulistischen und rassistischem Hintergrund.
Die Gruppierung entstand in England ca. 1965 und der Name wegen der rasierten Köpfe aus englisch skin = Haut und head = Kopf.
Skinheads ("Skins") sind überwiegend junge Männer, meist zwischen 18 und 25 Jahren, die sich zu kleinen Gruppen zusammenfinden. Auch weibliche Skinheds, sogenannte Skingirls, schließen sich diesen Gruppen an. Man erkennt sie an kahl rasierten Schädeln, uniformähnlicher Kleidung, Springerstiefeln und gelegentlich auch verchromten Ketten. Durch ihr Auftreten wollen sie Angst verbreiten und Aufsehen erregen.
Im lose organisierten Freundeskreis wird gerne und viel Alkohol getrunken. So "gestärkt" treten gelegentlich Aggressionen und extreme Gewaltreaktionen zutage.
Häufig liegt der Haltung gedankliche Nähe zur extremen "Rechten" zugrunde. Aber: Nicht jeder Skin ist Anhänger rechtsradikaler Gruppierungen! Ursprünglich (seit den späten 60er-Jahren) war der Skinhead ein Protestierer gegen Jugendarbeitslosigkeit und schlechte Lebensbedingungen der Arbeiterklasse in Großbritannien. Es existieren auch Skins ohne politischen oder rechtsradikalen Hintergrund.
Die Mehrzahl der Skinheads beteiligt sich unorganisiert oder nur vereinzelt an rechtsradikalen Umtrieben. Auseinandersetzungen im sozialen Umfeld und spontane Gewaltausbrüche kennzeichnen die Szene. Trotz mancher Kontakte zu rechtsextremen Gruppen sind Skinheads im Gegensatz dazu meist wenig diszipliniert und gering organisiert.
Der (internationale) Verbund "blood and honour" (Blut und Ehre) wurde in Deutschland bereits verboten. Daneben existieren so genannte "Hammerskins" und in München der "Freizeitverein Isar 96 e. V", der sich durch feige Anschläge auf ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger "profilierte".
Wie Sie als Eltern mit dem Problem umgehen können, lesen Sie bitte unter dem Stichwort "Rechtsradikalismus" und der Frage "Was können Eltern tun"? nach.
Punks lehnen ab, was sie als spießbürgerlich-angepasst und damit als "kleinkariert" oder verlogen empfinden. Entsprechend sehen sie sich als Gegenbewegung, Revolte und Verneiner gesellschaftlicher Werte. Sie wollen "schocken" und provozieren sowie Reaktionen der "Angepassten" hervorrufen.
Sie machen sich das Leben damit sozusagen vorsätzlich noch schwerer, als es ohnehin ist. Zum Beispiel, wenn ihr Schnorren ("Haste mal 'nen Euro?") auf Missbilligung stößt oder sie wegen ihres Äußeren angestarrt werden. Denn ihr Outfit steht ebenfalls für bedingungslose Provokation: Insignien auf der Kleidung drücken ihre Ablehnung des Etablierten aus, ebenso das zerfetzte T-Shirt. Manche greifen zu greller Schminke. Die Haare sind oft bunt gefärbt, manchmal tragen sie einen Irokesenschnitt ("Iro"), eine Art Hahnenkamm.
Punks lehnen ab, was als Konsumterror und Leistungsdruck empfunden wird. Die "Leistungsgesellschaft" insgesamt wird in Frage gestellt. Meist vermögen sie nicht einmal die Notwendigkeit einer dauerhaften Arbeit einzusehen. Das Leben auf der Straße erscheint ihnen lebendiger, erstrebenswerter als langweilige bürgerliche Wohnformen. Dabei sind ihnen Gemeinschaftlichkeit und Solidarität durchaus wichtig: Solidarität untereinander, aber fast immer auch mit anderen "am Rande" lebenden, vielfach herumgestoßenen Menschen.
Gelegentliche "Randale" gehört für viele Punks zum Anderssein. Dabei kann Gewalt als vermeintliche Konfliktlösung oder Aggressionsabbau durchaus vorkommen. Insgesamt ist Gewalt aber kein bestimmendes Merkmal für sie. Die allermeisten Punks sind trotz des schockierenden Äußeren in Wirklichkeit weder untereinander noch gegenüber Dritten wirklich aggressiv. Manche halten Hunde, die bei vielen Bürgern Angst hervorrufen, aber meistens nicht aggressiv sind.
Das Leben als Punk ist meist eine der extremeren Ausformungen der verschiedenen Durchgangsstadien in der jugendlichen Such- und Ausprobierphase. Das kann für alle Menschen im Umfeld, insbesondere für Eltern, sehr "stressig" und hinsichtlich der abfälligen Bewertung von Nachbarn auch persönlich kränkend sein.
Wirklich sozialschädliches Verhalten, zum Beispiel massivere Straftaten, sind erstaunlich selten. Wo jedoch solche Entgleisungen auftreten, sollen sie nicht bagatellisiert werden, sondern den Jugendlichen klar, eindeutig, konsequent und – wo nötig – auch strafrechtlich, jedoch immer angemessen, begegnet werden.
Bei unangemessener und kalter Härte werden junge Menschen eher noch weiter radikalisiert und in der Folge in noch problematischere Verhaltensweisen gedrängt.
Wann wird es gefährlich?
Es gilt zu unterscheiden zwischen Situationen,
- in denen eine Jugendliche oder ein Jugendlicher "nur" sich selbst das Leben schwerer macht, und andererseits
- solchen, in denen sie oder er sich massiv gefährdet (exzessiver Alkoholkonsum, harter Drogenkonsum, erhebliche Straftaten), oder dass sie oder er riskiert, ihre oer seine Möglichkeiten für eine erfüllende Lebensgestaltung insgesamt zu zerstören.
Kritisch ist die Punkerkultur dann, wenn der Kontakt zur sonstigen Realität nicht nur vorübergehend unterbrochen, sondern für längere Zeit abgebrochen wird. "Oppositionsgeist" ist für den einzelnen Menschen, aber auch für die Gesellschaft wichtig. Gefährlich wird es jedoch, wenn die in einer pluralen, vielfältigen Gesellschaft unvermeidlichen Auseinandersetzungen gar nicht mehr stattfinden und/oder die Kommunikation gänzlich abgerissen ist.
Was ist zu tun?
Bitte lesen Sie auch, was wir unter "Extremistisch orientierte Gruppierungen" allgemein unter den Fragestellungen "Warum schließen sich Jugendliche solchen Gruppen an?" und "Was können Eltern tun?" vorgeschlagen haben.
Es gibt keine mühelosen "Schnell-Rezepte" zur Problemlösung, aber auch keine Alternativen zu "sich informieren", "mit Ihrem Sohn/Ihrer Tochter zu reden versuchen", "klare Position beziehen", "Grenzen setzen", gegebenenfalls "Hilfe in Anspruch nehmen". Zugänge zu Ihrem Kind, die beharrlich immer wieder gesucht werden müssen, aber auch gefunden werden können.
Sagen Sie Ihrem Kind nicht nur, sondern – was viel wichtiger ist – lassen Sie es spüren: "Du bist mir wichtig". Und: "Ich will nicht, dass Du auf mir herumtrampelst. Ich werde auch notwendige Grenzen setzen und diese dann konsequent durchhalten. Und ich bin bereit, mich mit dir auseinander zu setzen."
Das wird eine Jugendliche oder ein Jugendlicher in der beginnenden oder schon "ausgebrochenen" Ablösungsphase – und zumal ein Punk – kaum mit einer spontanen "Rückkehr in den Schoß der Familie" quittieren. Aber vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind durchaus selbst hin- und hergerissen ist und Standpunkte noch nicht absolut gefestigt sind. Auch wenn es das nicht zugegeben kann, hat es das Bedürfnis, geschätzt und gemocht zu werden. Und zwar gerade auch von denen, die es vielleicht am schlimmsten provozieren "muss", weil es noch nicht weiß, wie man Bedürfnisse nach Selbstständigkeit und Geborgenheit unter einen Hut bekommt.
Meinungsverschiedenheiten und Enttäuschungen werden es Ihnen nicht leichtmachen. Es kann verbittern, wenn Begleitung und Unterstützung so scheinbar schnöde abgewiesen werden. Beides können Sie immer nur anbieten, aber nicht aufdrängen.
Zu viel Freiraum kann als Desinteresse empfunden werden. Zu viel Reglementierung stößt ab. Streitpunkt kann die Ratte sein, die Ihr Sohn "unbedingt haben muss": Geht er mit dem Tier artgerecht um? Haben Sie eine unüberwindliche Angst vor Ratten? Immer wieder wird es um "Güterabwägung" gehen: Ist Ihrem Sprössling das Entsprechende wirklich wichtig oder bloß vorübergehendes Spielzeug oder nur ein Provokationsmittel?
Können Sie gemeinsam nach Lösungen suchen, Vereinbarungen treffen?
Autonome versuchen – insofern ähnlich den Punks, aber mit weniger "abgerissenem" oder schrillem Äußeren (oft schwarze Kapuzenjacken) – eine Gegenkultur mit eigenen Werten und Einstellungen zu leben. Sie setzen sich von angeblich überholten, manchmal vielleicht auch wirklich zu engen Vorstellungen von Ordnung, Sauberkeit, Disziplin, Höflichkeit ab, weil sie diese für Beweise konservativer oder gar rechter Orientierung halten. Sie nehmen für sich in Anspruch, Werte wie Freiheit und Gleichheit zu definieren, was manchmal auch zu Missdeutung oder gar Missbrauch führt. Autonome kritisieren Defizite der so genannten Normalgesellschaft und fühlen sich berufen, diese zu korrigieren.
Die/der "typische" Autonome ist zwischen 18 und 28 Jahre alt, Schülerin oder Schüler, in Ausbildung oder Studium oder hat diese abgebrochen, jobbt gelegentlich oder ist arbeitslos. Die "Verweildauer" innerhalb der Szene beträgt oftmals nur wenige Jahre.
Autonome lehnen jegliche Herrschaft ab: Staatliche Institutionen, hierarchische Organisationen, politische, wirtschaftliche und gesellschaftlich-kulturelle Fremdbestimmung. Nach Auffassung der Autonomen ist "das System" nicht reformierbar, das Ziel einer „herrschaftsfreien Gesellschaft“ nur durch einen radikalen Umbau und politischen Kampf erreichbar. Der Kampf gegen das System ist dabei nicht notwendigerweise gewaltsam. Gewalt darf nach Auffassung der Autonomen allerdings notfalls zur Systemüberwindung eingesetzt werden.
Autonome sind in verschiedenen thematischen Feldern aktiv, etwa in der Anti-Atomkraft- und auch breiteren Öko-Bewegung, radikalem Tierschutz, Antifaschismus, Antirassismus, Antiimperialismus. Zusammenarbeit mit anderen entsprechend engagierten Gruppierungen erfolgt in punktueller Form. Erhebliche Bedeutung hat dabei die Frage nach der Gewaltbereitschaft.
Was ist zu tun?
Vieles, was oben im Abschnitt "Punks" und dort in "Wie mit Punks umgehen?" und "Was können Eltern tun?" ausgeführt ist, gilt entsprechend.
Jugendliche, die sich den Autonomen anschließen, sind meist schon in einem Alter, in dem Ihr Einfluss als Erziehende begrenzt sein wird. Trotz aller berechtigter Sorgen und Ängste bleibt Ihnen nur die Möglichkeit zu versuchen, mit Ihrem Kind im Gespräch zu bleiben, die hinter der politischen Haltung stehenden Vorstellungen zu verstehen versuchen und zu diskutieren. Dabei strafrechtlich relevantes Verhalten konsequent abzulehnen. Denn "verstehen" muss nicht "billigen" bedeuten!
Aber: Ohne Versuch, sich in die "Denke" und die Motivation der anderen einzufühlen, wird eine wirkliche Auseinandersetzung und damit Weiterentwicklung kaum möglich sein. Ist Ihnen diese Form der Auseinandersetzung – etwa auch unter Vermittlung vertrauenswürdiger Lehrkräfte, Freundeskreis o. ä. – nicht mehr möglich, suchen Sie fachliche Unterstützung und Beratung.
Während in der Vergangenheit Satanismus in eigenständigen "Orden" als "ritueller Satanismus" praktiziert wurde, werden seine "Lehren" heute auch von Einzelnen oder losen Cliquen, aber auch von Gruppen, die ihre Mitglieder unter massiven Druck setzen, übernommen.
Sowohl in "ordens"-mäßigen Organisationen als auch in der "wilden" Szene haben Rituale wie die "schwarze Messe" einen hohen Stellenwert.
Nicht alle Satanisten geben sich als solche zu erkennen, da ihre "Macht" im Verborgenen wirken soll bzw. verbotene Handlungen getarnt werden.
Jugendliche, die mit satanistischen Kreisen zu tun haben, fallen oft dadurch auf, dass sie sich aus der Familie und vom bisherigen Freundeskreis zurückziehen, sich nur noch mit vermutlich "Gleichgesinnten" treffen und sich in der einschlägigen Musik- oder Internetszene bewegen. Darüber, wo man sich trifft und was dort geschieht, erfährt die Familie nichts oder sie wird angelogen.
Weiteres Anzeichen kann eine deutliche Veränderung der Persönlichkeit des Jugendlichen sein. Die Gefährdung ist umso größer, je labiler ein Jugendlicher und je mehr er von anderen beeinflussbar ist. Wenig selbstbewusste, kontaktarme Jugendliche ohne Freunde können besonders gefährdet sein, sich so einer Clique anzuschließen. Satanistische oder schwarz-magische Gruppen versprechen magische Kräfte, Macht usw., womit man den anderen imponieren oder sich an ihnen rächen kann.
Verängstigung, Verschlossenheit und schlechtere Schulleistungen deuten auf eine tief greifende Verunsicherung oder Bedrohung hin. Früher schüchterne Jugendliche trumpfen möglicherweise auf einmal auf im Sinne des satanistischen Mottos "Tue was du willst. Das ist das ganze Gesetz!" und sie reagieren ungewohnt gereizt oder aggressiv auf jegliche Kritik.
Anzeichen für psychischen Druck durch Gruppenmitglieder (zum Beispiel Drohanrufe) oder für Suchtmittelmissbrauch müssen besonders ernst genommen werden. Intensive Befassung mit satanistischen Inhalten in Büchern oder im Internet sowie eine neue, auffällige Vorliebe für Rituale, Magie und okkulte Symbolik im Alltagsleben sollten ebenfalls aufmerksam machen.
Was ist zu tun?
Nur wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte sich wirklich dafür interessieren, womit sich Jugendliche beschäftigen, was sie lesen und was sie im Internet aufsuchen, welche Veranstaltungen sie in ihrer Freizeit besuchen und welche Musik sie hören, können sie rechtzeitig auf eine eventuelle Gefährdung reagieren.
Eine problematische Entwicklung ist häufig erst erkennbar, wenn schon sichtbare Probleme aufgetreten sind wie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und andere schulische Probleme oder gar akute Angstzustände. Es ist davon auszugehen, dass im Falle eines Kontakts zu Satanisten bzw. schwarz-magischen Gruppen mit schwer wiegenden psychischen Problemen gerechnet werden muss, die professioneller Hilfe bedürfen.
Selten vertrauen sich betroffene Jugendliche den Eltern oder anderen Erwachsenen an, sei es aus Angst vor Konsequenzen oder aus Angst, die Geheimhaltungspflicht der Gruppe zu verletzen. Deshalb hat hier die Peer-Group, die Gruppe der Gleichaltrigen, eine besondere Bedeutung. Gemeinsam eine Beratungsstelle aufzusuchen ist leichter und senkt die Angstschwelle.
Um einzuschätzen, wie groß die Gefährdung ist, lassen Sie sich beim Jugendamt, einer Erziehungsberatungsstelle oder einer kirchlichen Fachstelle für Sekten- und Weltanschauungsfragen beraten. Eine nüchterne und sachliche Problemklärung hilft, eine eindeutige Position und Verhaltenssicherheit im Umgang mit Ihrem Kind zu gewinnen.
Fachliche Hilfe sollten Sie insbesondere dann suchen, wenn die Situation bereits so weit entglitten ist, dass Sie selbst keinen Zugang mehr zum Jugendlichen haben.
Dasselbe gilt etwa bei Verbindung zur rechtsradikalen Szene oder wenn Straftaten zu vermuten sind wie Suchtmittelmissbrauch, Tierquälerei, sexueller Missbrauch usw. In solch massiven Fällen kann es notwendig sein, weitere gefährliche Entwicklungen dadurch zu unterbrechen, dass die Polizei eingeschaltet wird. Anders als das Erwachsenenstrafrecht prüft das Jugendgericht immer die Möglichkeiten erzieherischen Einwirkens.
Bitte lesen Sie zu diesem Thema auch den Abschnitt "Was können Eltern tun?".