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Foto: Mutter spricht mit ihrem Teenager. Dieser hat den Kopf in seiner Pulloverkapuze versteckt.
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Verhaltensauffälligkeiten

Als verhaltensauffällig wird ein Kind immer dann bezeichnet, wenn es sich oft erheblich anders verhält als die meisten Kinder seines Alters in gleichen oder ähnlichen Situationen.

Die häufig gestellten Fragen & Antworten zu Verhaltensauffälligkeiten

Ein Kind wird als verhaltensauffällig bezeichnet, wenn sich sein Verhalten in gleichen oder ähnlichen Situationen oft und sehr deutlich vom Verhalten gleichaltriger Kinder unterscheidet.

Wenn Sie sich über das Verhalten Ihres Kindes sorgen oder erhebliche Schwierigkeiten im alltäglichen Umgang mit Ihrem Kind haben, ist eine Familien- oder Erziehungsberatungsstelle die richtige Anlaufstelle.

Die Gründe für die Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten können sehr vielfältig sein. Oft führt erst das Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren zu Schwierigkeiten. Diese können sein: Pubertät, Umzug, Schulwechsel, Krankheit oder Tod in der Familie oder die Trennung der Eltern.

Unterschiede im Verhalten

Welches Verhalten als normal und welches als auffällig bezeichnet wird, kann sich durchaus verändern. Was für uns etwa ein völlig normales Verhalten unserer Kinder ist, hätte man wohl zum Teil einige Generationen zuvor als auffällig bezeichnet.

Aber auch zwischen verschiedenen Kulturen bestehen Unterschiede bei der Beurteilung von Verhalten. Aggressive Verhaltensweisen sind beispielsweise in verschieden Kulturen in unterschiedlichem Maß verpönt oder werden geduldet, bisweilen sogar gefördert.

Ein weiteres Kriterium, ob ein Verhalten als auffällig bezeichnet wird oder nicht, betrifft das Alter des Kindes. Ein etwa zweijähriges Kind, welches häufig Trotzanfälle mit selbst verletzendem und aggressivem Verhalten zeigt, verhält sich beispielsweise relativ normal. Die gleichen Verhaltensweisen bei einem Schulkind können hingegen als Verhaltensauffälligkeit bezeichnet werden.

Was sind Verhaltensauffälligkeiten?

Verhaltensauffälligkeiten können von Verhaltensstörungen unterschieden werden.

Der Unterschied liegt lediglich in der Häufigkeit und Stärke des Auftretens gleicher Verhaltensweisen. Unter beiden Begriffen werden eine Vielzahl von abweichenden Verhaltensweisen zusammengefasst.

Für alle Verhaltensauffälligkeiten gilt, dass sich betroffene Kinder damit selbst in ihrer Entwicklung beeinträchtigen oder ihre Verhaltensweisen zu umfangreichen Konflikten mit ihrer Umwelt führen.

Eine Liste aller möglichen Verhaltensauffälligkeiten wäre sehr lang und könnte kaum erschöpfend sein.

Am häufigsten sind die folgenden Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten:

  • selbst schädigende Verhaltensweisen wie etwa intensives Daumenlutschen, Nägelkauen, Haare ausreißen, Zufügen von Schnittwunden oder sonstigen Verletzungen, Drogenmissbrauch, Essstörungen
  • Verhaltensweisen, bei denen andere Menschen geschädigt werden, aggressives Verhalten, Körperverletzungen, Zerstörung von Gegenständen, Vandalismus, Brandstiftung, Diebstähle
  • selbstunsicheres, schüchternes und überängstliches Verhalten
  • Verhalten, welches zu erheblichen erzieherischen Schwierigkeiten führt wie etwa häufiges Lügen, ausgeprägtes, nicht alterstypisches Trotzverhalten oder sehr abwehrendes Verhalten.

Warum verhält sich mein Kind auffällig?

So vielfältig wie Verhaltensauffälligkeiten selbst können auch die Gründe für ihr Entstehen sein. In den meisten Fällen kommen mehrere Ursachen zusammen. Oft führt erst das Zusammentreffen mehrerer ungünstiger Faktoren zu Schwierigkeiten.

  • Befindet sich ein Kind beispielsweise in einer ohnehin schwierigen Entwicklungsphase (zum Beispiel Schuleintritt oder beginnende Pubertät) und kommen belastende äußere Umstände wie etwa die Geburt eines Geschwisterkindes, ein Umzug der Familie, Trennung der Eltern, Erkrankung oder Verlust eines Familienmitglieds oder andere ungewöhnlich belastende Erlebnisse hinzu, kann das zum Entstehen einer Verhaltensauffälligkeit führen.
  • Oft sind auch Sie als Eltern in solchen Situationen besonders belastet und können sich vielleicht nicht im erforderlichen Maß den Bedürfnissen Ihres Kindes widmen.

Das auffällige Verhalten hat für die betroffenen Kinder meist eine ganz bestimmte Funktion. Es soll ihnen helfen, die eigenen Probleme zu lösen, ihre Ängste zu verringern, Aufmerksamkeit und Zuwendung sicherzustellen oder unangenehme Gefühle zu verdrängen.

Wo bekomme ich Hilfe und Unterstützung?

  • Wenn Sie sich über das Verhalten Ihres Kindes sorgen oder erhebliche Schwierigkeiten im alltäglichen Umgang mit Ihrem Kind haben, ist eine Familien- oder Erziehungsberatungsstelle der richtige Ansprechpartner.
  • Hier stehen Ihnen Fachleute zur Verfügung, die zunächst gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Kind versuchen werden, die Ursachen für die auffälligen Verhaltensweisen Ihres Kindes herauszufinden.
  • Manchmal reichen bereits wenige Gespräche, um weitreichende Verbesserungen herbeizuführen. Geringfügige Veränderungen im familiären Tagesablauf, klarere Regeln oder gewisse Freiheiten können oft überraschend schnell zum Erfolg führen.
  • In manchen Fällen reicht das jedoch nicht aus und erst eine Familientherapie oder therapeutische Behandlung Ihres Kindes kann die erwünschten Veränderungen herbeiführen.
  • Auch in diesem Fall wird Ihnen die Fachkraft der Erziehungsberatungsstelle Hinweise auf notwendige weitere Schritte geben und Ihnen geeignete Therapeutinnen oder Therapeuten in Ihrer Nähe nennen können.

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Sie können Ihrem Kind am besten helfen, wenn Sie nicht warten, bis Sie am Ende Ihrer Geduld und Ihrer Kräfte sind.

Je früher Sie geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen, desto leichter sind Verhaltensauffälligkeiten zu beheben. Bemühen Sie sich deshalb frühzeitig um professionellen Rat und Unterstützung. Sie helfen damit Ihrem Kind und sich selbst.

Kann die Situation frühzeitig entschärft werden, werden Sie auch wieder die nötige Kraft aufbringen können, um Ihrem Kind die Zuwendung und Anerkennung geben zu können, die es braucht.

Die Fachkräfte einer Familien- oder Erziehungsberatungsstelle oder entsprechende Therapeutinnen und Therapeuten werden mit Ihnen gemeinsam geeignete Vorgehensweisen besprechen, die auf die Auffälligkeiten Ihres Kindes abgestimmt sind.

Es gibt aber auch einige allgemeine Regeln, die Sie im Umgang mit Ihrem Kind beachten sollten:

  • Sie als Eltern müssen Ihrem Kind die Grenzen akzeptierbaren Verhaltens aufzeigen.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, was genau Sie von ihm erwarten.
  • Formulieren Sie die Regeln kurz und prägnant. Lange Diskussionen und Erklärungsversuche bringen meist keinen Erfolg.
  • Wenn Sie nur mit Konsequenzen drohen, diese aber nicht durchsetzen, wird Ihr Kind Ihre Aussagen nicht ernst nehmen und sein Verhalten beibehalten.
  • Erwarten Sie nicht zu viel auf einmal. Versuchen Sie zunächst nur eine bestimmte Verhaltensweise oder eine Situation im Tagesablauf zu verändern.
  • Beachten Sie auch kleine Schritte der Verbesserung.
  • Achten Sie nicht nur auf unerwünschtes Verhalten. Loben Sie ganz gezielt erwünschtes Verhalten, oder stellen Sie Ihrem Kind eine Belohnung (beispielsweise einen gemeinsamen Ausflug) in Aussicht, wenn es über einen zuvor festgelegten Zeitraum schafft, sich angemessen zu verhalten.
  • Achten Sie auf versteckte Belohnungen für unerwünschtes Verhalten. Wenn Sie Ihre Arbeit unterbrechen und sich mit Ihrem Kind beschäftigen, wenn es beispielsweise etwas durch das Zimmer wirft oder irgendeine andere unerwünschte Verhaltensweise zeigt, wird es das in Zukunft wahrscheinlich öfter machen, um sich Ihre Aufmerksamkeit zu sichern.
  • Achten Sie auch auf Ihr eigenes Verhalten und bedenken Sie Ihre Wirkung als Vorbild.