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Foto: Fröhlicher Vater hält sein lachendes Baby umarmt.
Prostock-studio / Shutterstock.com

Bindung beim Säugling

Direkt nach der Geburt wird das Neugeborene in der Regel gleich auf den Bauch der Mutter gelegt, wo es ihren Herzschlag hören, ihre Wärme spüren und den Geruch wahrnehmen kann. Man nennt dies "Bonding".

Welche Rolle spielt der erste Kontakt?

Der erste Kontakt außerhalb des Mutterleibs ist wichtig für das Kind und die Bindung zu seiner Mutter. Das heißt aber natürlich nicht, dass ein späterer erster Kontakt zwischen Mutter und Kind (zum Beispiel bei Frühgeburten und der daraus folgenden Verlegung des Kindes in eine Kinderklinik) sich zwangsläufig negativ auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirkt. In solchen Fällen sind jedoch Zeit und sehr intensive Zuwendung nötig, um das Versäumte nachzuholen.

Vom ersten Tag seines Lebens an ist das Verhalten eines Kindes darauf ausgerichtet, sich an einen erwachsenen Menschen zu binden. Für seine Entwicklung ist das lebenswichtig, denn sie kann nur positiv verlaufen, wenn es von Anfang an die Erfahrung einer engen, warmherzigen und beständigen Gefühlsbeziehung machen kann. Sie erst gibt dem Kind die Sicherheit, auf die es bei der Erkundung der Welt angewiesen ist.

Wie entsteht Bindung beim Säugling?

Das Gedeihen des Kindes beruht also auf einer gefühlsmäßigen Bindung an erwachsene Menschen, die im Übrigen nicht seine Eltern sein müssen. Wichtig sind die Nähe und Zuverlässigkeit, die seine Bezugspersonen ihm geben können. Nur durch sie kann die Bindung wachsen.

Das Kind erlebt Bindung durch die Fürsorge seiner Eltern, durch den Körperkontakt beim Stillen oder Fläschchen geben, durch sanfte Pflegeabläufe, dadurch, dass es getragen, getröstet und gestreichelt wird. Es gewöhnt sich an die Stimmen, den jeweiligen Körperduft seiner Bezugspersonen, es erlebt den Augenkontakt und sieht das Lächeln beim Gegenüber. Besonders wichtig ist die Erfahrung, dass es nicht allein gelassen wird, wenn es jemanden braucht.

Darum sollte ein schreiendes Kind, gerade in seinen ersten Lebensmonaten, immer getröstet werden. Nur so macht es die Erfahrung, dass es sich auf seine Eltern verlassen kann. Nicht nur am Anfang, wenn das Kind sehr klein ist, sondern über viele Jahre sollten die Eltern beständige Bereitschaft zeigen, die kindlichen Bedürfnisse zu verstehen und auf sie einzugehen. Die so aufgebaute Bindung gibt dem Kind Schutz, Sicherheit, Vertrauen und Halt in Belastungssituationen.

Wie wirkt sich eine sichere Bindung auf die kindliche Entwicklung aus?

Ein Kind, das sich in einer sicheren Bindung aufgehoben fühlt, verhält sich eher unternehmungslustig. Es entfernt sich, die Welt erforschend, von den Eltern weg, wenn sie in sichtbarer Nähe bleiben. Es entwickelt Neugier und Selbstständigkeit, denn es weiß, dass es im Zweifelsfall gehalten wird. Die Eltern werden als sichere Basis erlebt, zu der das Kind jederzeit zurückkehren, wo es auch auftanken kann.

Sein Erkundungsdrang schwindet dagegen in ungewohnten Situationen. Es sucht die Nähe seiner Eltern und will auf den Arm genommen werden.

Warum nicht nur die Mutter für eine Bindung wichtig ist?

Früher sagte man, dass die Mutterliebe im Säuglings- und Kindesalter für die seelische Gesundheit so wichtig ist wie Ruhe, eine gute Ernährung und Sauberkeit für die körperliche Entwicklung.

Heute wissen wir, dass der Vater schon sehr früh ins Blickfeld des Säuglings rückt. Das hängt aber auch davon ab, wie weit er sich selbst bei der Pflege und Versorgung seines Kindes einbringt, wie viel Zeit er mit dem Baby im liebevollen Kontakt ist. Anders als die Mutter wird der Vater jedoch meist als getrennte Person wahrgenommen, während die Mutter vom Baby in der ersten Zeit als Teil seiner selbst empfunden wird. Man nennt das auch die Mutter-Kind-Symbiose.

Für eine positive Entwicklung des Kindes ist wichtig, dass wenigstens eine Bezugsperson gefühlsmäßig zuverlässig für es erreichbar ist.

Je mehr der Vater sich von Anfang an als Bezugsperson ins Spiel bringt, umso leichter ist es für alle Familienmitglieder trotz Nachwuchs einigermaßen flexibel zu bleiben. Beständigkeit und ein liebevoller Umgang sind es, was das Baby von Anfang an braucht. Und dafür können beide Elternteile sorgen.

Foto: Babyhand umklammert den Zeigefinger eines Erwachsenen
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS)

Hier können Sie die Broschüre "Stark durch Bindung – Tipps zur elterlichen Feinfühligkeit in den ersten Lebensjahren", herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, herunterladen.

Was trägt zur Entwicklung einer sicheren Bindung bei?

Für die Entwicklung einer gefühlsmäßigen Sicherheit bei einem Kind reicht nicht nur die körperliche Anwesenheit des Erwachsenen.

Es ist wichtig, dass die Bezugsperson

  • auf die Bedürfnisse des Kindes und seine Signale eingeht, dabei beides aus der Sicht des Kindes, nicht aus der eigenen, deutet;
  • auf das kindliche Verhalten sofort, zuverlässig und beständig reagiert;
  • es vermeidet, das Kind in ungewohnter Umgebung allein zu lassen.

Bindung heißt nicht, dass Ihr Kind ständig an Ihrem "Rockzipfel" hängt. Es geht dabei um das richtige Maß zwischen Halten und Loslassen. Dafür gibt es keine Richtlinie, denn alle Eltern-Kind- Beziehungen sind verschieden, weil alle daran Beteiligten unterschiedlich sind.

Für alle gilt dagegen, dass das Kind weiß und spürt: "Ich kann mich auf meine Eltern verlassen. Wenn ich Nähe und Trost brauche, finde ich beides bei ihnen."

Das „Netzwerk frühe Kindheit“ der Koordinierenden Kinderschutzstellen, kurz KoKi genannt, organisieren vor Ort Unterstützungs- und Hilfeangebote für Eltern.