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Foto: Kleines Mädchen hält ein großes Stück Wassermelone mit beiden Händen und beißt hinein.
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Manieren und Umgangsformen

Die Manieren der Jugend: Seit Generationen liefern sie Grund zur Empörung. Kinder und Jugendliche seien schlecht erzogen, würden keine Rücksicht nehmen... Das ist heute nicht anders als damals.

Was sind eigentlich gute Manieren?

Jeder Mensch hat hier wohl unterschiedliche Vorstellungen. Die Palette geht von Tisch- und Begrüßungssitten bis zu allgemeinen Umgangsformen.

Manieren sind Spielregeln für den Umgang miteinander. Es existieren allgemeine Vorstellungen darüber, wie Menschen einander begegnen sollten. Diese Umgangsregeln sind kulturell unterschiedlich. Die Kinder lernen sie von ihren Eltern und ihrer Umgebung. Verfeinert werden die Umgangsregeln in bestimmten Situationen. Beispielsweise sind bei einem Vorstellungsgespräch andere Manieren gefragt als bei einer Sportveranstaltung. Ist Ihr Kind in einer türkischen Familie zu Gast, wird es dort anderen Umgangsformen begegnen als in einer deutschen Familie.

Unter guten Manieren verstehen die meisten Menschen, wenn die allgemein gültigen Verhaltensregeln eingehalten werden. Dazu zählt aufmerksames, hilfsbereites und respektvolles Verhalten gegenüber anderen Menschen.

Gute Manieren zeigen sich auch in der Sprache. Bereits die Wortwahl hat einen deutlichen Einfluss darauf, ob man jemanden sympathisch findet. Hinzu kommt die Verwendung von Worten wie "danke", "bitte" und so weiter. Werden sie allerdings lediglich als Höflichkeitsfloskeln verwendet, wird die erhoffte positive Wirkung unter Umständen ausbleiben. Sie wirken dann künstlich oder überheblich.

Warum sind gute Manieren wichtig?

Gute Manieren erleichtern das Zusammenleben. Sie sind Regeln des Zusammenlebens im weitesten Sinne.

Sie bedeuten nichts anderes als Rücksichtnahme auf die einen umgebenden Menschen. Und zwar nicht nur Rücksichtnahme auf fremde Menschen, sondern auch innerhalb der Familie. Und das gilt für alle - egal ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener.

Ein respektvoller Umgang wirkt sich angenehm aus: Andere Menschen sind offener und freundlicher und auch eher bereit, auf einen selbst einzugehen.

Das Wissen um spezielle Verhaltensregeln hilft in vielen - vor allem ungewohnten - Situationen weiter. Ein Beispiel: Miriam (16) hat ein Vorstellungsgespräch für eine Lehrstelle. Sind ihr bestimmte Umgangsformen bekannt, kann sie sich sicherer fühlen: Wem gebe ich zuerst die Hand? Wann kann ich mich setzen? Gerade in solchen Situationen ist es sehr wichtig, wenn Ihr Kind Bescheid weiß.

Wie lernt mein Kind "gute" Manieren?

Das Kind wird die Manieren zeigen, die es zu Hause kennen lernt.

Die Eltern dienen auch in Bezug auf Umgangsformen als Vorbild. Bedanken sich die Eltern nicht, wird sich das Kind nicht bedanken. Schmatzen die Eltern bei Tisch, wird das Kind auch schmatzen.

Mit Drill oder Phrasen wie: "Mit vollem Munde spricht man nicht." wird man (insbesondere bei Jugendlichen) auf wenig Verständnis stoßen. Um Umgangsformen wie Rücksichtnahme oder Hilfsbereitschaft zu verinnerlichen, brauchen Kinder und Jugendliche Einsicht: Ein Kind zu zwingen, Umgangsformen zu zeigen, die es nicht gut findet, wird keinen langfristigen Erfolg zeigen. Fordern Eltern in der Öffentlichkeit ein anderes Benehmen von ihrem Kind, als sie selbst vorleben, wird das Kind verwirrt. Plötzlich soll es sich anders verhalten als es dies ständig sieht. Es lernt zwar, sich in manchen Situationen in einer bestimmten Art und Weise zu benehmen. Diese Manieren sind aber nicht verinnerlicht und erscheinen künstlich.

Gutes Benehmen darf nicht nur Fassade sein.

"Du, Frau Huber..."

Kleinere Kinder kennen den Unterschied zwischen einem höflichen "Sie" und einem "du" noch nicht. Sie sprechen alle Menschen mit "du" an. Oft können Sie zwischen Vor- und Nachnamen nicht unterscheiden. Dies ist völlig normal.

Vielen Kindern fällt von selbst auf, dass manche Erwachsene sich duzen und andere sich mit "Sie" ansprechen. Fragt es danach, erklären Sie Ihrem Kind, dass man Menschen, die man nicht so gut kennt, siezt. Am besten, Sie machen es einfach vor.

Versuche, dem Kind höfliche Floskeln anzutrainieren, können schief gehen. "Möchten Sie sich setzen, Herr Müller?" - hört sich dieser Satz aus dem Mund einer Vierjährigen nicht seltsam an?

Im Allgemeinen lernen Kinder in der Schule, dass manche Erwachsene gesiezt und mit dem Nachnamen angesprochen werden.

Zauberwörter "Danke" und "Bitte“

Kinder lernen (je nach Umgangston zu Hause) schon sehr früh, dass manche Worte eine bestimmte Wirkung zeigen. Das Zauberwort "Bitte" bewirkt, dass ein Wunsch erfüllt wird. Die Verwendung des Wörtchens "Danke" führt beispielsweise dazu, dass die Mutter lächelt.

Die Eltern dienen als Vorbild: Sie können nicht erwarten, dass das Kind sich bedankt oder um etwas bittet, wenn sie es selbst nicht machen.

Warum benehmen sich meine Kinder unmöglich?

Mit zunehmendem Alter verändert sich das Verhalten des Kindes meist deutlich. War es bisher einigermaßen höflich, können Eltern nun oft froh sein, wenn ein Minimum an Höflichkeit eingehalten wird.

Was ist geschehen? Vermutlich kommt Ihr Kind in die Pubertät. In diesem Zeitabschnitt lösen sich die Heranwachsenden zunehmend vom Elternhaus. Alle Werte und Regeln werden zunächst infrage gestellt. Und damit natürlich auch die Manieren. Und vor allem die, bei denen es sich nach Ansicht der Jugendlichen "nur" um Floskeln handelt.

Die Gruppe der Gleichaltrigen hat deutlichen Einfluss. Gilt es hier als angesagt, in öffentlichen Verkehrsmitteln Rabatz zu machen, wird wohl jeder der Gruppe mitmachen. Da kann er noch so gute Manieren mit auf den Weg bekommen haben. Der Gruppendruck ist stärker.

In dieser Zeit des Suchens und Schwankens macht Ihr Kind wichtige Erfahrungen. Auch in Bezug auf Manieren. Es wird feststellen, dass manche Umgangsregeln unwichtig sind. Es wird aber auch merken, dass andere so falsch nicht sind. Auch dies gehört dazu, seinen eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Hat sich Ihr Kind in der Öffentlichkeit schlecht benommen, weisen Sie es nicht vor anderen Menschen zurecht. Nehmen Sie sich die Zeit, allein mit ihm darüber zu sprechen. Vielleicht hat es selbst gar nichts gemerkt. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es mit einem Minimum an guten Manieren viel besser zurechtkommt.