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Der Aufbruch in die jugendliche Sexualität

Mit der Pubertät verändert sich auch die Rolle der Eltern. Einerseits wächst ihre Bedeutung als Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner bzw. -partnerin und Wissensvermittlerin bzw. Wissensvermittler zum Thema Sexualität. Gleichzeitig müssen sie respektieren, dass die sexuellen Aktivitäten ihres Kindes jetzt meist vor ihnen verborgen werden. Der Rückzug der Kinder nimmt im Laufe der Pubertät immer mehr zu. Für ein heranwachsendes Kind ist dies ein wichtiger Schritt in die Eigenständigkeit.

Vom Aufbruch ihrer Kinder in die Welt der jugendlichen Sexualität bekommen Eltern zu Beginn oft nur indirekt etwas mit. Oft haben Eltern Angst – Angst davor, dass ihr Kind Sexualität zu früh erleben könnte, dass es für das Einbüßen der „kindlichen Unschuld“ zu jung ist, dass es nicht aufpassen könnte, die Tochter schwanger werden oder das Kind sich mit Aids infizieren könnte.

Fragen wie „Darf mein Kind schon mit zwölf eine Beziehung haben?“, „Ist mein Kind reif für das erste Mal?“ oder „Was tue ich, wenn mein Kind nächtelang auf den Sex-Seiten im Internet hängen bleibt?“ bereiten Eltern Kopfzerbrechen. Sie suchen nach allgemein gültigen Antworten, die ihre Kinder in ihrer sexuellen Entwicklung altersgerecht und ihre Intimsphäre achtend unterstützen, aber auch Grenzen beinhalten, die sie vor unangenehmen Erfahrungen und Konsequenzen schützt.

Wie äußert sich die Sexualität eines Jugendlichen?

Von Geburt an bis etwa zum Ende der Grundschulzeit macht ein Kind schon lustvolle Erfahrungen, die der kindlichen Sexualität zuzuordnen sind. Sexuelle Aktivitäten wie das Herumspielen an den Genitalien und Doktorspiele sind Teil eines Sexualtriebs, der Kinder nach einem Zustand des schlichten Wohlbefindens suchen lässt, der aber noch nichts mit genitaler und auf eine Partnerin oder einen Partner bezogener Lust zu tun hat.

In der beginnenden Pubertät versucht Ihr Kind vermehrt, seine eigene Identität zu finden und sich einen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Es beginnt nun, sich langsam vom Elternhaus zu lösen und zunehmend eigene soziale Beziehungen aufzubauen. Dabei spielt auch die Sexualität eine wichtige Rolle. Der unbekleidete Körper und die eigene Sexualität werden nun als Privatsache empfunden, die vor den Blicken der anderen zu schützen ist.

Durch die rasch fortschreitende Veränderung des Körpers und die vermehrt ausgeschütteten Geschlechtshormone wendet sich der zuvor kindliche und auf sich selbst bezogene Sexualtrieb, der nur nach einem körperlichen Wohlbefinden gesucht hat, nun gezielt anderen zu. Jetzt rückt die Entdeckung und das Erleben-Wollen von genitaler Sexualität in Form von Petting oder dem ersten Geschlechtsverkehr in den Vordergrund. Die Jugendlichen machen sich auf die Suche nach der ersten Partnerin oder dem ersten Partner.

Foto: Lachende Mutter und Tochter liegen mit Gurkenmaske im Gesicht auf dem Bett.
Alena Ozerova / Shutterstock.com

Ihre Tochter befindet sich auf dem Weg vom Mädchen zur Frau. Wie können Sie helfen?

Lesen Sie mehr dazu in unserem Beitrag: Vom Mädchen zur Frau – was verändert sich alles?

Wenn ein Junge zum Mann oder ein Mädchen zur Frau heranreift, so wächst mit den körperlichen Veränderungen auch die Lust am eigenen Körper. Dabei spielen sexuelle Fantasien eine wichtige Rolle. Fast alle Jugendlichen machen in dieser Lebensphase Erfahrung mit bewusst gesteuerter Selbstbefriedigung.

Foto: Lachender junger Mann steht mit verschränkten Armen an eine Wand gelehnt.
Africa Studio / Shutterstock.com

Ihr Sohn befindet sich auf dem Weg vom Jungen zum Mann? Wie können Sie helfen?

Lesen Sie mehr dazu in unserem Beitrag: Vom Jungen zum Mann – was sich alles verändert.

Ist häufige Selbstbefriedigung ein Grund zur Beunruhigung?

Nein, denn Eltern wissen heute sehr gut, dass die Vorstellung, Selbstbefriedigung verursache körperliche Schäden, ein reines Horrormärchen aus prüden Zeiten ist. Dennoch ist manchen unwohl bei der Erkenntnis, dass sich ihr Kind regelmäßig in sein Zimmer zurückzieht und onaniert.

Und könnte es nicht sein, dass die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper eine Art Flucht ist oder dass das Kind sich zu sehr isoliert und bei der Selbstbefriedigung von völlig irrealen Beziehungen träumt?

Mittlerweile weiß man, dass es ganz normal ist zu onanieren

Da die Jugendlichen zu Beginn der Pubertät meist noch keine sexuellen Kontakte haben, sind die meisten auf Selbstbefriedigung angewiesen. Jungen beginnen schon mit etwa 6 Jahren zu onanieren, wobei sie in diesem Alter noch keinen sexuellen Extasezustand suchen. Mädchen entdecken die Selbstbefriedigung oft erst beim Eintritt in die Pubertät.

Onanie kann für die sexuelle Entwicklung Ihres heranwachsenden Kindes hilfreich sein. Ihr Kind lernt dabei entspannt und auf eine unbefangene Art und Weise, was ihm Lust bereitet. Nur wer weiß, was ihm gefällt und Spaß macht, kann einer künftigen Sexualpartnerin oder einem künftigen Sexualpartner später wichtige Hinweise geben, die zu einem erfüllten Sexualleben führen.

Wenn Eltern befürchten, dass ihr Kind sich zu sehr abkapselt, dann ist in der Regel nicht Selbstbefriedigung das Motiv dafür. Ein kontaktfreudiger Jugendlicher oder eine kontaktfreudige Jugendliche kann sich selbst befriedigen und trotzdem auf das andere oder auch eigene Geschlecht zugehen. Wenn ein schüchterner Jugendlicher bzw. eine schüchterne Jugendliche länger braucht, um eine sexuelle Beziehung einzugehen, dann werden er oder sie die eigene Scheu sicherlich nicht dadurch verlieren, dass er oder sie von den Eltern gedrängt wird, sich doch mal mit einem Mädchen bzw. Jungen zu treffen.

Foto: Teenager sitzt auf der Fensterbank in ihrem Zimmer und schreibt in ihr Tagebuch
Pressmaster / Shutterstock.com

Schaffen Sie bei der Erziehung Ihres Kindes eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens.

Die Selbstbefriedigung gehört als Teil der Sexualität zum Intimleben eines jeden Menschen und muss daher respektiert werden. Die meisten Jugendlichen bewahren sich ihre Intimsphäre und verhalten sich bei der Selbstbefriedigung sehr diskret. So wie es Ihnen unangenehm sein wird, wird auch Ihr Kind sich schämen, wenn Sie es einmal bei der Selbstbefriedigung ertappen sollten.
Gehen Sie über eine solche Situation mit einer Entschuldigung für die Störung hinweg, auch, wenn es Ihnen schwerfallen sollte. Damit versichern Sie Ihrem Kind, dass Sie zum einen seine Intimsphäre respektieren und dass zum anderen das, was es tut, nichts Verwerfliches ist.

Sollten Sie jedoch das Gefühl haben, dass die Selbstbefriedigung Ihres Kindes extreme Ausmaße annimmt oder es bei Ihrem Kind zu einem suchtähnlichen Verhalten kommt, so können Sie mit Ihren Fragen zu einer Beratungsstelle gehen. Auch im vertrauensvollen Gespräch mit Eltern gleichaltriger Kinder können Sie herausfinden, ob das Handeln Ihres heranwachsenden Kindes normal oder eventuell verhaltensauffällig ist.

Welche Gefahren birgt Pornografie für Jugendliche?

Grundsätzlich ist der Konsum von Pornografie unter 18 Jahren vom Gesetzgeber verboten ist, d. h. Nichtvolljährigen dürfen Bilder, Darstellungen oder Filme mit pornografischen Inhalten weder angeboten, gezeigt oder verkauft werden. Es drohen je nach Verstoß Geldstrafen bzw. Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr. Wenn Kindern unter 14 Jahren Pornografie gezeigt oder auch nur erzählt wird, so drohen Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren.

Der Gesetzgeber bemüht sich, Verstöße aufzudecken und zu verhindern. Da aber Pornografie im schnell zugänglichen und vor allem internationalen Internet weit verbreitet ist, kann es immer wieder passieren, dass auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren auf Seiten mit pornografischen Inhalten zugreifen. Meistens suchen sie gar nicht gezielt nach Pornografie, sondern gelangen mehr zufällig durch Vertippen einer Internetadresse oder durch Spam-Mails auf diese Seiten.

Immer häufiger werden auch im Klassenchat kurze Filme oder Fotos weitergeleitet, deren Inhalt für Kinde und Jugendliche nicht geeignet ist und teisl verstörend wirken kann.

Gefahren des Internets

Ihren Kindern sollten Sie also die Gefahren des Internets erklären und dazu auffordern, keinerlei Spam-Mails zu öffnen, sondern diese sofort zu löschen. Wenn sie durch Zufall auf eine Internetseite mit pornografischem Inhalt gelangen, so sollten sie sich von dieser Seite sofort wegklicken und niemals auf weiterführende Links klicken.

Dennoch werden Sie Ihr heranwachsendes Kind nicht davor bewahren können, jemals mit Pornos in Berührung zu kommen, denn auch das Ansehen eines erotischen Films oder eines Pornos ist Teil seiner sexuellen Entwicklung. Solche Filme sind oft auch deshalb reizvoll, da sie im Bereich des Sündigen und Verwerflichen liegen.

Viele schlecht informierte Jugendliche, die sich dem Thema Sexualität nähern, sind zum Teil auch auf Informationsquellen wie Pornos oder Erotikmagazine als „heimliche Aufklärer“ angewiesen, da ihre Eltern nicht offen mit ihnen über Sexualität reden.

Verzerrte Geschlechterrollen

Echte Pornografie gibt jedoch ein verzerrtes und einseitiges Bild der Sexualität wieder, zeigt sich doch meistens der Mann in der Machtposition über die erniedrigte Frau. Die dort gezeigten Szenen sind nicht immer nur stimulierend, sondern können für Jugendliche auch etwas Unheimliches haben: Die scheinbar vor Macht strotzenden Pornodarsteller spielen eine für den männlichen jugendlichen Betrachter unerreichbare Potenz vor.

Auch unerfahrene Mädchen können durch Pornografie stark verunsichert werden, da Frauen in Pornos oft reine Sexualobjekte von rauer männlicher Lust sind und es scheinbar genießen, erniedrigt zu werden. Die Geschlechterrolle wird negativ beeinflusst. Frauen und Männer scheinen in Pornofilmen zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit zu sein, Sex zu haben. Pornos stellen Sexualität zudem völlig losgelöst von zwischenmenschlichen Beziehungen dar, anstatt von einer Liebesbeziehung getragen zu sein. Der übermäßige Konsum von Pornografie kann außerdem auch eine Abhängigkeit nach sich ziehen.

Eltern mit Fingerspitzengefühl

Der erhobene Zeigefinger und generelle Verbote werden Ihre Kinder nicht davon abbringen, im Zweifel heimlich Pornos anzusehen. Da die Grenze zu Pornografie und Erotik oft schwer zu ziehen ist und vor allem im Zeitschriftenbereich keine Altersbeschränkungen vorliegen, sollten Sie Ihre Kinder in jedem Fall über Gesetze und Gefahren ins Bild setzen. Ihr Fingerspitzengefühl ist gefragt, wenn Sie Ihrem jugendlichen Kind signalisieren, dass Sie in Bezug auf den Konsum von Pornos nicht nachspionieren möchten, aber gleichzeitig auf das Verbot und die möglichen Gefahren von Pornografie hinweisen.

Eltern sind für ihre Kinder der effektivste Schutz vor dem Zugang zur Pornografie. Sie sollten daher ein gutes Vorbild abgeben. Eltern, die zu Hause selbst Pornofilme im Regal stehen haben oder Sexmagazine offen im Bad herumliegen lassen, werden ihr Kind wohl kaum davon überzeugen können, die Finger davon zu lassen.

Erotische Fotos an den Wänden eines Jugendzimmers, die Ihren Geschmack verletzen, müssen Sie nicht tolerieren und können dies damit begründen, dass Ihnen der Anblick unangenehm ist. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Kind Erotikmagazine konsultiert, sollten Sie es – neben der Darstellung Ihrer Bedenken – auffordern, diese zumindest so gut zu verstecken, dass sie nicht zufällig von jüngeren Geschwisterkindern entdeckt werden können.

Woher rührt der Hang der Jugendlichen zu Obszönitäten und rüden Sprüchen?

Wenn Jugendliche sich mit Zoten und obszönen Sprüchen brüsten, so hat dies nichts damit zu tun, dass sie ihre Eltern verletzen und beleidigen wollen. Zum einen wollen sie die Erwachsenen nur schockieren, um sich von ihnen und ihren Vorstellungen abzugrenzen. Es ist ein Befreiungsakt, ordinär und schroff zu sein. Der Jugendliche beweist damit seine Selbstständigkeit.
Bei Jungen gilt es zudem oft als männlich, sich ruppig zu verhalten und zotige Sprüche zu klopfen.

Viele Jugendliche überspielen durch das Äußern von Obszönitäten aber auch ihre eigene Unsicherheit und Scheu vor dem Neuland Sexualität. Da Obszönitäten oft ein Ventil sind, um sich überhaupt zum Thema Sexualität äußern oder informieren zu können, sollte dieses Thema ohne erhobenen Zeigefinger angegangen und offen angesprochen werden. Mit Verboten und Strafen können Sie bei einem Jugendlichen nicht viel erreichen. Vielmehr werden zotige Sprüche damit nur noch spannender.

Ihre elterliche Toleranz sollte jedoch dort ein Ende haben, wo Sexualität mit Gewalt und Gemeinheiten einhergeht. Wenn Zoten frauenfeindlich werden und Schimpfworte gar Minderheiten verletzen, sollten Sie immer Einhalt gebieten.

Wann und wie machen Jugendliche ihren ersten intimen Erfahrungen?

Die sexuellen Aktivitäten der Jugendlichen und das Alter, indem sie damit beginnen, sind sehr unterschiedlich und stark abhängig vom geistigen und körperlichen Entwicklungsstand des Kindes. Versuchen Sie am besten herausfinden, wo Ihr Kind in seiner Entwicklung steht, anstatt es anhand von Statistiken zu bewerten.

Wenn Jugendliche sich verlieben, so zeigen sie das Gefühl zusammenzugehören beim Händchenhalten, Küssen, Schmusen und indem sie ihre Freizeit miteinander verbringen. Sie finden sich „süß“ und „gehen miteinander“. Diese erste Liebe hat noch sehr viel mit Romantik zu tun.

Es kann eine lange Zeit vergehen, bis die Verliebten ihre erste intime Erfahrung machen. Und vor dem ersten Geschlechtsverkehr stehen Küsse und Petting, die Liebkosung des Körpers, die die Geschlechtsorgane miteinbezieht, aber den Geschlechtsverkehr vermeidet.

Petting ist ein wichtiger Teil im sexuellen Annähern an die Partnerin bzw. den Partner. Es kann dabei auch zum manuellen Verkehr kommen, bei dem beispielsweise ein Finger in die Scheide eingeführt wird. Intensives Petting kann zum Orgasmus führen. Diese zärtliche Zuwendung hilft dem Jugendlichen, den Körper der Partnerin oder des Partners vor dem „ersten Mal“ zu erkunden und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was ihm selbst und der Partnerin oder dem Partner gefällt. Je mehr man sich gegenseitig kennt, desto größer wird das Vertrauen und das Selbstvertrauen. Ängste, später beim Sex etwas falsch zu machen, können dabei verringert werden.

Nicht immer sind Eltern mit der Wahl der Partnerin oder des Partners und den ersten intimen Erfahrungen einverstanden. In diesem Fall sollte Ruhe bewahrt werden. Lernen Sie die Partnerin oder den Partner Ihres Kindes kennen. Bleiben Sie im Kontakt mit Ihrem Kind und sprechen Sie mit ihm über eventuelle Bedenken. Versuchen Sie nicht, Ihrem Kind die Beziehung auszureden oder gar den Kontakt zu unterbinden.

Seine ersten sexuellen Erfahrungen mit der Partnerin oder dem Partner können Sie Ihrem Kind nicht verbieten. Wenn es tatsächlich verliebt ist, so wird es auf jeden Fall einen Weg finden, um den Kontakt aufrechtzuerhalten und Situationen für sexuelle Annäherungen zu finden. Nur, wenn der Altersunterschied gesetzlich nicht zulässig ist und Sie sicher sind, dass Ihr Kind durch diese Partnerschaft Schaden nimmt, können Sie eingreifen.

Wann ist mein Kind reif für das „erste Mal“?

Der Zeitpunkt, zu dem ein Jugendlicher seinen ersten Geschlechtsverkehr hat, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Körperliche Entwicklung, Interessen in der Freizeit und auch das soziale Umfeld tragen zu der Entscheidung bei, wann man das erste Mal mit jemandem schläft. Es gibt daher keinen „richtigen“ Zeitpunkt dafür.

Wenn Ihr Kind auf dem Weg in sein sexuelles Erwachsenendasein eine Partnerin oder einen Partner auswählt, mit dem es das „erste Mal“ erleben möchte, so können Sie Ihr Kind dabei so unterstützen, dass es seinen ersten Geschlechtsverkehr vorbereitet und geschützt vor einer Schwangerschaft und übertragbaren Krankheiten erfährt.

Oftmals dauert es eine ganze Weile, bis ein Jugendlicher trotz einer bestehenden Partnerschaft das erste Mal Geschlechtsverkehr hat. Eine große Rolle beim Zeitpunkt für den ersten Geschlechtsverkehr kann der Druck durch Gleichaltrige spielen, mit denen der oder die Jugendliche sich ständig vergleicht. Haben die Freunde und Freundinnen Ihres Kindes bereits erste sexuelle Erfahrungen sammeln können, wird Ihr Kind schneller bereit sein, ihnen nachzueifern.

Das „erste Mal“ für Mädchen

Mädchen möchten oft das erste Mal „hinter sich bringen“, und sie machen sich bereits lange bevor es soweit ist Gedanken über ihr "erstes Mal“. Sie fürchten sich vor der Entjungferung und vielen ist es daher besonders wichtig, den ersten Geschlechtsverkehr mit einem Freund zu erleben, der ihnen vertraut ist. Die Chance, dass dieses Erlebnis eine schöne Erfahrung wird und dabei auch an die Verhütung zu denken, steigt tatsächlich mit einer schon länger andauernden Partnerschaft. Aber selbst mit einer langjährigen Beziehung kann der erste Geschlechtsverkehr eine Enttäuschung werden.

Das „erste Mal“ für Jungen

Im Gegensatz zu Mädchen sprechen Jungen nur selten vorher mit Freunden über das „erste Mal“. Obwohl viele von ihnen in ihren sexuellen Fantasien schon oft problemlosen Sex mit Frauen gehabt haben und jener Erfahrung entgegenfiebern, die sie endgültig zum Mann macht, fühlen sich viele gleichzeitig einem gewissen Leistungsdruck ausgesetzt. Sie fürchten sich davor, dass ihre Freundin den Penis zu klein finden könnte oder ihre Erektion im entscheidenden Moment nachlassen könnte und sie so als Versager dastehen könnten.

Ein Großteil der Jugendlichen erlebt den ersten Geschlechtsverkehr als etwas Schönes. Aber große Erwartungshaltungen, die von Medien und gleichaltrigen Erfahrenen geschürt werden, die nicht immer ehrlich in der Berichterstattung sind, Aufregung und Unerfahrenheit können das „erste Mal“ auch zur Enttäuschung werden lassen. Mädchen können beim ersten Geschlechtsverkehr Schmerzen haben, wenn der männliche Partner beim Eindringen ungestüm und hastig ist oder wenn das Jungfernhäutchen reißt.

Den meisten Jungen und Mädchen geht es aber gar nicht so sehr um die Erlebnisqualität beim ersten Sex, sondern vielmehr darum, diesen Schritt überhaupt gegangen zu sein. Nach dem ersten Geschlechtsverkehr sind Jugendliche in der Regel stolz und erleichtert, denn sie empfinden ihn oftmals als eine Hürde, die es auf dem Weg in die Erwachsenensexualität zu meistern gilt.

Wenn Sie als Eltern spüren, dass Ihr Kind darüber nachdenkt, zum ersten Mal mit seinem Freund oder seiner Freundin zu schlafen, so sollten Sie unbedingt zumindest mit ihm über die verschiedenen Möglichkeiten der Verhütung sprechen. Die Sexualität Ihres Kindes ist natürlich seine Privatsache, aber Schwangerschaftsverhütung und Safer Sex, d. h. kein Austausch von Körperflüssigkeiten und Gebrauch von Kondomen als Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie Aids sind Themen, die Sie im Gespräch mit Ihren Kindern rechtzeitig ansteuern sollten. Leider sind viele Jugendliche trotz der allgegenwärtigen Thematisierung von Sex oft noch unzureichend informiert.

Wenn Sie als Mutter oder Vater das Gefühl haben, dass Ihr Kind für seinen ersten Geschlechtsverkehr zu jung ist oder Sie eine grundsätzliche Einstellung zum angemessenen Alter für das „erste Mal“ vertreten, so sollten Sie Ihre Position klarmachen und Ihre Argumente dazu vorbringen, ohne sich in Moralpredigten zu verlieren. Auch wenn Ihr Kind sich kompromisslos und trotzig zeigt, wird es spüren, dass Ihnen sein Wohlergehen am Herzen liegt.

Die günstigsten Bedingungen für den ersten Geschlechtsverkehr eines Jugendlichen sind gegeben, wenn er oder sie sich in einer stabilen Partnerschaft befindet, wenn beide Partner sich auf dieses Erlebnis ohne Druck einlassen können und sie keine Angst vor negativen Folgen haben müssen. Als Eltern sollten Sie Ihr Kind darin unterstützen, dauerhafte Beziehungen einzugehen.

Was ist in Sachen Sexualität in welchem Alter erlaubt?

Im Bereich der Sexualität gibt es aber auch strafrechtliche Beschränkungen, die Kinder und Jugendliche vor unmittelbaren Gefährdungen schützen sollen. Geschütztes Rechtsgut ist die ungestörte sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Strafbar sind dabei nicht nur erzwungene, sondern zum Teil auch sogenannte „freiwillige“ sexuelle Kontakte. Sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene gilt Folgendes:

Strafbar sind sexuelle Kontakte

  • mit Kindern unter 14 Jahren. Ältere dürfen keinesfalls sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen bzw. von Minderjährigen an sich vornehmen lassen. Andernfalls liegt ohne weitere Voraussetzungen ein Missbrauch vor.
  • mit Personen unter 16 Jahren, die jemandem zur Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensführung anvertraut sind, sowie sexuelle Kontakte mit Personen unter 18 Jahren unter Ausnützen einer mit dem Erziehungs-, Ausbildung- oder Betreuungsverhältnis verbundenen Abhängigkeit. Lehrerinnen und Lehrer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter beim Sport oder Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer, aber auch Pflege- oder Adoptiveltern kommen mit dem Gesetz in Konflikt, wenn sie Sex mit den oben beschriebenen Jugendlichen haben.
  • wenn  die Täterin oder der Täter 21 Jahre oder älter ist und die fehlende Fähigkeit zur sexuellen Selbstbestimmung einer Person unter 16 Jahren zu sexuellen Handlungen ausgenutzt wird. Wann dies der Fall ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Die oder der Jugendliche muss mit ihrem bzw. seinem Körper umgehen können und über ihr bzw. sein sexuelles Handeln eigenverantwortlich nachdenken und die Konsequenzen tragen können.

Aufsichtspflichtige dürfen auch nicht zulassen, dass sexuelle Kontakte zwischen Aufsichtsbedürftigen, von denen mindestens einer noch unter 16 Jahren ist, stattfinden. Das bedeutet, dass zum Beispie Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrerinnen und Lehrer im Ferienzeltlager oder auf Klassenfahrt zumutbare Maßnahmen ergreifen und einschreiten müssen, um solche sexuellen Kontakte zwischen betreuten Jugendlichen zu verhindern, weil sie sich sonst selbst strafbar machen.

Erwachsene dürfen sexuelle Handlungen auch nicht in besonderer Weise fördern oder die Minderjährigen dazu drängen. Dieses Verbot gilt für Eltern nur insoweit, als sie dadurch ihre Erziehungspflicht grob verletzen. Eltern haben damit einen etwas weiteren Rahmen dafür, was sie ihren Kindern erlauben wollen oder nicht. Wenn also Eltern ihrer 15-jährigen Tochter erlauben, bei ihrem 16-jährigen Freund zu übernachten, so können sie dafür vom Gesetzgeber nicht belangt werden.

Daneben werden Kinder und Jugendliche selbstverständlich auch durch die allgemeinen Strafvorschriften (zum Beispiel Vergewaltigung oder Körperverletzung) geschützt.

Wie soll ich damit umgehen, wenn ich glaube, dass die Sexualität meines Kindes rechtlich problematisch ist?

Im Sexualstrafrecht geht es nicht um eine moralische Beurteilung von Sexualität unter Jugendlichen oder gar darum, Liebesbeziehungen zwischen Gleichaltrigen zu verbieten. Nur die Person wird bestraft, die rechtswidrig aktiv wird, also meistens der oder die Ältere bzw. derjenige, der in einer mächtigeren Position ist. Das heißt im konkreten Beispiel: Einer Lehrerin, die eine sexuelle Beziehung mit einem minderjährigen Schüler eingeht, droht eine Strafe, dem Schüler jedoch nicht.

Als Eltern haben Sie natürlich die Möglichkeit, auf die Beziehungen Ihrer Kinder Einfluss zu nehmen, bis sie volljährig sind. Wenn Sie als besorgte Eltern darüber nachdenken, einer Sexualpartnerin oder einem Sexualpartner Ihres Kindes mit einer Strafverfolgung zu drohen, weil der Altersunterschied zwischen den beiden zu groß ist oder aus Ihrer Sicht ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, sollten Sie erst einmal mit Ihrem Kind reden. Vielleicht zweifelt es selbst aus irgendwelchen Gründen an der Beziehung und traut sich bloß nicht, Sie um Rat zu fragen, weil es weiß, dass die heimliche oder ungewöhnliche Liebschaft nicht den Gesetzen entspricht.

Es ist normal, dass Jugendliche manchmal für deutlich Ältere schwärmen. Nicht immer steht dahinter sofort eine sexuelle Ausbeutung. Versuchen Sie erst einmal im Gespräch mit Ihrem Kind herauszufinden, ob es tatsächlich Gefährdungen in der Beziehung gibt. Fragen Sie Ihr Kind, wo die Schwierigkeiten in einer ungleichen Liebesbeziehung liegen können, wie die unterschiedlichen Bedürfnisse sein können und ob das Kind an die freie Selbstbestimmung für oder gegen sexuelle Aktivitäten in einer solchen Partnerschaft glaubt. Wie gleichberechtigt kann eine solche Partnerschaft sein? Die gemeinsame Erörterung solcher Fragen ist oft sinnvoller, als ein sofortiges Verbot für die Beziehung zu verhängen.

Das Einleiten einer Strafverfolgung sollte immer die letzte Wahl bleiben und niemals hinter dem Rücken Ihres Kindes stattfinden. Zuvor können Sie einen Konflikt über eine sexuelle Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind auch mithilfe einer Beratungsstelle lösen.

Soll ich mit meinem heranwachsenden Kind tatsächlich über Sexualität reden?

Sexualität ist in unserer modernen Gesellschaft kein Tabuthema mehr. Medien zeigen freizügig Nacktheit und Geschlechtsverkehr. Im Internet können stets griffbereit erotische Informationen abgerufen werden, Unterhaltungsmagazine und Talkshows beschäftigen sich scheinbar permanent mit dem Thema. So frei wie die Öffentlichkeit mit Sexualität umgeht, so befangen sind wir jedoch im sozialen Nahbereich. Den meisten Menschen fällt es schwer, in der Familie über Sexualität zu sprechen.

Um ihre heranwachsenden Kinder in ihrer sexuellen Entwicklung aktiv zu begleiten, müssen Eltern zunächst mal die Herausforderung annehmen, die in der Öffentlichkeit ständig auf sie einströmenden sexuellen Inhalte selbst zu verarbeiten. Wenn Eltern dann versuchen, Sexualität von ihren Kindern fernzuhalten, indem sie nicht mit ihnen darüber sprechen, so vertrauen sie ihre Kinder dem öffentlichen Umgang mit Sexualität an.

Heranwachsende, die dabei sind, sich ihre eigene Meinung und Wertvorstellung zum Thema Sexualität anzueignen, suchen sich ihre Informationen dann in den „heimlichen Aufklärern“, den Medien. Je weniger sexualfreundlich also die familiäre Erziehung ist, desto mächtiger wird der Einfluss von Fernsehsendungen, Filmen und nicht immer geeigneter Literatur zum Thema.

Wie kann ich mit meinem heranwachsenden Kind über Sexualität reden, ohne zu sehr in seine Privatsphäre einzugreifen?

Wenn es nicht gerade um „technische“ Fragen wie Aufklärung oder Verhütung geht, ist es für die meisten Eltern aber eine heikle Sache, mit ihren Kindern über Sexualität zu reden. Zu einem sinnvollen Gespräch gehört immer die Bereitschaft von beiden Seiten. Vor allem zu Beginn der Pubertät sind aber die wenigsten Jugendlichen bereit, über Sexualität zu sprechen. Es fällt ihnen schwer, das in Worte zu fassen, was sie zum einen zutiefst berauscht und gleichzeitig sehr verwirrt.

Selbst Eltern, die zuvor mit ihren Kindern über alles sprechen konnten, können nun mit ihren diesbezüglichen Gesprächsangeboten auf Widerstand stoßen. Ein Jugendlicher, der sich gerade von seinen Eltern löst, kann nur schwer mit ihnen über sein Sexualleben sprechen. Dennoch gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, mit einem Jugendlichen ins Gespräch zu kommen:

Sexualerziehung beginnt nicht ab einem bestimmten Alter, sondern läuft von klein auf immer mit.

Daher gibt es keinen richtigen Zeitpunkt, um mit Aufklärung und Gesprächen über Sexualität zu beginnen. Um aber einen günstigen Moment zu finden und zu erkennen, worüber Ihr Kind reden möchte, reicht oft aufmerksames Zuhören und genaues Hinsehen. Für Eltern ist dies meist eine schwierige Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, Vertrauen und Skepsis, manchmal notwendiger Direktheit und dennoch Achtung vor der Intimsphäre des Kindes, die genauso viel Respekt verdient wie die eines Erwachsenen. Versuchen Sie Gesprächsbereitschaft zu zeigen, ohne sich ungefragt einzumischen. Greifen Sie nach Möglichkeit Fragen auf und zerreden Sie das Thema Sexualität nicht belehrend. Vertreten Sie eigene Ansichten, ohne dabei Druck auszuüben. Entscheidend ist es, die Kinder spüren zu lassen, dass man ihre Angelegenheiten ernst nimmt und nicht verbieten oder steuern will. Den falschen Moment zu erwischen, kann eine entmutigende Zurückweisung zur Folge haben. Auch mit ungebetenen Ratschlägen wie „Pass auf, die Jungen wollen sowieso nur das eine“ schneiden Sie einer gelungenen Kommunikation den Weg ab.

Töchter brauchen vermehrt die Unterstützung der Mutter und Söhne den Beistand des Vaters

Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Frau- bzw. Mannwerden etwas Schönes ist. Als Eltern erreichen Sie Ihr Kind in Sachen Sexualität vor allem, wenn Sie offen von Ihren eigenen Erfahrungen in der Pubertät erzählen und was Sie heute beschäftigt. Damit setzen Sie Signale für ein ehrliches Gespräch ohne Vorhaltungen und Angstmacherei. Eltern, die mit ihren Kindern offen und gelassen über Sexualität reden und das Thema nicht tabuisieren, können ihren Kindern viel Sicherheit geben. In ihnen wächst der Mut, sich zum Thema Sexualität zu äußern und zu informieren: Wenn die Hemmschwelle zu groß ist, trauen sie sich gegebenenfalls beim einer Ärztin oder einem Arzt nachzufragen, anstatt Zweifel und Fragen in sich hineinzufressen.

Als Eltern setzen Sie auch emotionale Signale

Wenn Sie Entsetzen, Ekel oder Belustigung zeigen, werden Sie Ihrem Kind nicht helfen, sondern damit dauerhaft seine Einstellung zum Thema Sexualität im negativen Sinne prägen. Zeigen Sie dagegen wortloses Verständnis, so durchbrechen Sie vielleicht eine Gesprächsmauer und kommen darüber mit Ihrem Kind ins Gespräch. Vor allem in Zeiten großer körperlicher Veränderungen und seelischer Verunsicherungen ist eine der wichtigsten Botschaften, die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben können: Wir mögen und respektieren dich, so wie du bist!

So selbstverständlich wie Hygiene und Körperpflege im Leben eines Menschen sind, so sollte auch das Wissen über Empfängnisverhütung, Geschlechtskrankheiten und Aids eine Form sein, für die eigene Gesundheit Sorge zu tragen. Nehmen Sie das unbelastete Thema Körperpflege zum Anlass, den gesamten Themenbereich Sexualität anzusprechen.

Erfüllte Sexualität und gute Partnerschaft

Diese entstehen nicht von allein, sondern müssen durch das Vorbild der Eltern und anderer Bezugspersonen erfahren werden. Das Sexualerleben eines Kindes und seine spätere Liebesfähigkeit wird bereits in den ersten Lebensjahren vom Verhältnis der Eltern zu ihrem Kind und dem Umgang mit ihm geprägt, später aber auch dadurch, wie die Eltern ihre Partnerschaft leben. Wenn Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen liebevoll miteinander umgehen, so wird sich das Kind darüber bewusst, dass auch deren geschlechtliche Beziehung von dieser Liebe genährt wird. Das Kind lernt, dass die Menschen, die es mit Liebe und Zärtlichkeit versorgen, sich diese auch gegenseitig geben können.

Einen Gesprächseinstieg finden

Über die bei Jugendlichen beliebten Serien, in denen es oft darum geht, wie Beziehungen entstehen, welche Probleme man haben kann und wie sie scheitern, können Sie einen unverkrampften Gesprächseinstieg finden. Wenn Sie zusammen mit Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter eine Folge der Lieblingsserie ansehen, können Sie anschließend über das Verhalten der Jugendlichen in der Serie sprechen und ganz nebenbei praktische Informationen fallen lassen.

Wenn Ihr Kind seine ersten sexuellen Annäherungen an eine Partnerin oder einen Partner erlebt, so ist es zwar nicht immer leicht, dies im eigenen Haus zu dulden. Solange die Familie etwa durch die Anwesenheit jüngerer Geschwister im selben Zimmer nicht gestört wird, ist es aber sicherlich besser, Ihr Kind und die Partnerin oder den Partner zu Hause gewähren zu lassen. So sind die Jugendlichen nicht gezwungen, sich einen anderen, vielleicht öffentlicheren Ort für ihre sexuellen Aktivitäten zu suchen. Lärmbelästigungen wie lautes Stöhnen können Sie sich allerdings verbitten, indem Sie Ihrem Nachwuchs zu verstehen geben, dass Sie und der Rest der Familie sich dadurch gestört fühlen. Ihre Regeln innerhalb der Familie sollten immer geachtet werden.

Schon früh liegen die sexuellen Anlagen eines Menschen fest. Am Ende der Pubertät und manchmal auch erst im Laufe des weiteren Lebens lernt jeder Mensch, seine Sexualität auf individuelle Art zu gestalten. Allein oder in einer Partnerschaft, ob gegengeschlechtlich veranlagt, ob mit homosexueller Neigung oder einer bisexuellen Veranlagung – unterstützen Sie Ihr Kind ausnahmlos.

Ein Blick auf die eigene sexuelle Biografie

Wenn Ihr Kind in die Welt der jugendlichen Sexualität eintritt, ist es sicherlich eine große Hilfe, sich stets daran zu erinnern, wie Sie sich selbst in Ihrer Pubertät gefühlt haben und welche Sorgen und Ängste Sie damals hatten. Fragen Sie sich, wie Ihre Eltern damals mit dem Thema Sexualität umgegangen sind. Die Beschäftigung mit der eigenen sexuellen Biografie hilft oft herauszufinden, in welchen Bereichen und warum man besonders verkrampft oder streng ist. Mit Moralpredigten können Sie Ihr Kind nicht „vor Unheil bewahren“, sondern erreichen stattdessen, dass Ihr Kind zu Hause nichts mehr von seinem Privatleben preisgibt. Sie als Eltern können dagegen unterstützen und begleiten.

Jugendliche stehen oft unter einem hohen Druck, was sexuelle Erlebnisse anbelangt. Oftmals möchten sie ihr „erstes Mal“ unbedingt erleben, weil sie neben ihren Freundinnen und Freunden nicht als sexuell unerfahren dastehen möchten. Heterosexuelle Mädchen geben vielleicht dem Wunsch ihres älteren Freundes nach. Jeder sollte jedoch selbst entscheiden können, wann er oder sie sein "erstes Mal" erleben möchte. Ermutigen Sie Ihr Kind, auf die eigenen Gefühle zu hören, anstatt sich dem Meinungsdruck anderer zu unterwerfen.

Sollte Ihr Kind beim Ansprechen des Themas Sexualität und Verhütung immer wieder abwinken, so versuchen Sie, evtl. Wissenslücken zu schließen, indem Sie Ihrem Kind zumindest Informationsmaterial wie Broschüren oder Bücher anbieten. Ihr Kind kann außerdem im Internet recherchieren, eine Beratungsstelle aufsuchen oder mit seinen Fragen zu einer Frauenärztin, einem Frauenarzt oder Männerärztin bzw. Männerarzt gehen.

Wie kann ich als Mutter meine Tochter in ihrer Sexualität begleiten?

Mädchen sind daran gewohnt, sich über ihr Intimleben mit Freundinnen auszutauschen und haben daher weniger Hemmungen, zu erzählen, was sie zurzeit bewegt. Als Mutter können Sie in Sachen Sexualität eine freundschaftliche Rolle einnehmen, in dem Sie aus Ihrer eigenen Pubertät erzählen und davon, welche Fragen Sie in dem Alter zum Thema Sexualität hatten und wie Sie sich dabei gefühlt haben.

Eine Mutter, die ihrer Tochter erzählt, wie groß ihre Angst vor dem ersten intimen Zusammensein mit einem Jungen war und dann aber auch von schönen Erlebnissen berichtet, kann sicher sein, dass ihre Tochter sich in schwierigen Fragen bezüglich Sexualität eher an sie wendet.

Bei den ersten sexuellen Erfahrungen sind Eltern von Mädchen oft viel mehr beunruhigt als Eltern von Jungen. Sie sehen ihre Tochter nun ständig der Gefahr ausgesetzt, eine „Dummheit“ zu begehen und fürchten außerdem um den „guten Ruf“ der Tochter. Eine Tochter können Sie in ihrer sexuellen Entwicklung unterstützen, wenn Sie sie dazu ermuntern, den ersten Schritt zu tun, wenn sie das Gefühl hat, dass „der Richtige“ gekommen ist und sie ihr „erstes Mal“ mit ihm erleben möchte. Denn nur dann wird sie auch ein klares „Nein“ äußern können, wenn sie sich noch nicht soweit fühlt.

Wie kann ich als Vater mit meinem Sohn über Sexualität sprechen?

Väter sind oft unsicher, wenn es darum geht, mit ihren Söhnen über Liebe und Sexualität zu sprechen, denn meist sind sie es beide nicht gewöhnt, offen über Gefühle zu sprechen. Während Mädchen sich von klein an darin üben, sich mit ihren Freundinnen über ihre Empfindungen auszutauschen, fehlt vielen Jungen außerhalb der Familie eine Vertrauensperson, mit der sie über solche Themen sprechen können. Als Vater sollten Sie Ihrem Sohn daher mit Offenheit und Wohlwollen begegnen und ihm das Gefühl geben, dass er mit allen Fragen immer zu Ihnen kommen kann.

Um den Einstieg in ein Gespräch über Sexualität zu finden, könnten Sie beispielsweise mit einem solchen Satz beginnen: „Leider hat mein Vater mit mir nie über Sexualität gesprochen. Ich habe mich, als ich in deinem Alter war, manchmal mit meinen Fragen ganz schön allein gefühlt. Jetzt, wo du 13 Jahre alt geworden bist, möchte ich mich gerne mit dir über ein paar Dinge unterhalten, weil ich es besser machen möchte...“.

Mit einem solchen Gesprächsansatz finden Sie gewiss Aufmerksamkeit bei Ihrem Sohn und er wird spüren, dass Sie es ernst meinen und nicht nur neugierig sind. Ein Vater könnte seinem Jungen auch beispielsweise davon erzählen, wie peinlich es für ihn als Jugendlicher war, als er im Schwimmbad einen steifen Penis bekam und wie er sich dafür schämte oder dass er damals immer dachte, dass es von der Penisgröße abhinge, ob man ein guter Liebhaber wäre oder nicht und dass er nun sagen könne, dass das nicht der Fall ist.

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