Medienbrief 4

10 11 Hate Speech Mit dem Begriff „Hate Speech“ werden verschiedene Formen von im Netz verbreitetem Hass beschrieben. Darunter fallen Äußerungen, in denen Einzelpersonen oder Gruppen beleidigt und abgewertet werden. Oft wird der Hass mit einer tatsächlichen oder vermuteten Gruppenzugehörigkeit oder persönlichen Merkmalen begründet. Typische Beispiele sind das Geschlecht, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, das Alter, eine Behinderung, die Religion, die politische Haltung oder das Engagement für eine bestimmte Sache. Beispiele für Hate Speech Hate Speech hat viele Ausprägungen. Es umfasst nicht strafbare, aber auch strafbare Äußerungen. Ein paar Beispiele dafür sind: • Cybermobbing, also das Mobbing von Einzelpersonen online – beispielsweise, wenn im Klassenchat über mehrere Monate geschrieben wird, dass ein Mitschüler dumm ist und stinkt. • Bewusste Verbreitung von falschen Aussagen: So wird beispielsweise gegen Menschen einer bestimmten Herkunft gehetzt, indem behauptet wird, dass alle Männer aus diesem Land gewalttätig sind und Frauen daher nachts nicht mehr allein auf die Straße sollten – oft bekräftigt von Aussagen wie: „Die Nachbarin meines Onkels arbeitet bei der Polizei und bestätigt das.“ • Hate Speech wird als Humor und Ironie getarnt mit Aussagen wie „Ich will auch ein neues Smartphone haben. Werd‘ ich im nächsten Leben halt Asylant!“ • Versteckte Diskriminierungen mit Sätzen wie „Ich hab‘ ja nichts gegen Sozialhilfeempfänger, aber …“ • Abwertende und beleidigende Begriffe wie „Schlampe“, „Schwuchtel“, „Spack“ oder „Kanake“. • Stereotype und Vorurteile werden ausgedrückt durch Wortneuschöpfungen wie: „Schlafschaf“, „Gutmensch“, „Flüchtlingswelle“ oder „Lügenpresse“. • Codes und Symbole wie eine gesprayte 88, die für HH, also „Heil Hitler“ steht, oder die Zahl 444, die für ein dreifaches D steht und ein Code für die Parole „Deutschland den Deutschen“ ist. Strafbare Symbole sind etwa der „Blood and Honour“-Schriftzug („Blut und Ehre“), der für ein internationales Netzwerk von rechtsextremen Skinheads steht, das Hakenkreuz oder die Flagge des IS, des Islamischen Staats. Warum verbreitet sich Hate Speech so schnell? Das Internet ermöglicht freie öffentliche Kommunikation. Die Vernetzung findet über große Entfernungen statt und für alle Themen finden sich in den unterschiedlichen sozialen Netzwerken Gleichgesinnte. Das kann allerdings auch dazu führen, dass Menschen, die gegen etwas schimpfen, viele Anhängerinnen und Anhänger finden. Hass lässt sich sehr schnell auf diesem Weg verbreiteten. Denn im Netz, so denken viele, können sie anonym oder sogar unter ihrem Klarnamen, also dem echten Namen, alles sagen, was sie wollen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Diese angenommene Rechtsfreiheit führt dazu, dass vermehrt Hassbotschaften verbreitet werden, die sich direkt gegen bestimmte Menschen oder Organisationen richten. Warum ist Hate Speech so gefährlich? Hass setzt sich im Netz in bestimmten Gruppen fest, wird dort von allen akzeptiert, gerechtfertigt und entsprechend gefördert. Der zu Beginn schriftliche ausgedrückte Hass schaukelt sich hoch. Im schlimmsten Fall wird in den Gruppen dann in einem weiteren Schritt zu echten Taten angestiftet. So kann aus Hate Speech ein Hassverbrechen werden, bei dem Menschen tatsächlich bedroht, verbal oder auch körperlich angegriffen und im schlimmsten Fall getötet werden. Was kann Hate Speech bewirken? Die Hetze soll bestimmte Gruppen oder Einzelpersonen einschüchtern, ängstigen und mundtot machen. Dafür werden neben echten Menschen auch sogenannte Social Bots – künstliche Programme, die menschliches Verhalten nachahmen – eingesetzt. Diese Bots beleidigen, posten falsche Tatsachen, reposten andere Artikel und lösen so im Idealfall einen Shitstorm, einen Sturm an Hassmeldungen, aus. Damit soll der Eindruck erweckt werden, eine bestimmte Meinung würde überwiegen.

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