Elternbrief Nr. 36

Körper und Seele passen nicht mehr zusammen. Früh- oder Spätentwickler? Schauen Sie sich einmal die Klasse Ihres Kindes an: Da sind die einen, die immer noch sehr kindlich aussehen. Und da sind die anderen, die den Rest der Klasse um einen Kopf oder sogar mehr überragen. Selbst kleine Bartschatten bei den Jungen oder Ansätze von Busen bei den Mädchen sind nicht selten. Die psychische Entwicklung der Kinder ist in dieser Zeit ebenfalls sehr unterschiedlich. Ist das eine Kind noch sehr verspielt, so richtet sich das andere vielleicht eher an älteren Geschwistern aus und zeigt bereits jugendliche Interessen, etwa an Popmusik oder coolem Styling. Kinder zu sehen, die sich so anders als die eigenen entwickeln, verunsichert Eltern oftmals. „Ist mein Kind hintendran?“ oder „Ist mein Kind frühreif?“ sind typische Fragen. Seien Sie ganz beruhigt. Es gibt kaum eine Altersspanne, in der die Unterschiede zwischen den Kindern größer sind als jetzt. Dass ein Mädchen körperlich früh entwickelt ist, bedeutet aber noch lange nicht, dass es auch seelisch bereits ein Teenager ist. Es kann sich innerlich noch genau so kindlich fühlen wie ein weniger entwickeltes Mädchen. Mädchen leiden öfter darunter, dass sie von ihrer Umwelt falsch eingeschätzt werden, zum Beispiel wenn die älteren Jungs auf sie reagieren, sie ansprechen oder (manchmal zweifelhafte) Komplimente machen. Bei den Jungs verhält es sich ähnlich. Auch hier werden die größeren Jungs oftmals überschätzt. Sie wissen zudem noch nicht, wie viel Kraft in ihnen steckt. Bei kleinen Balgereien passiert es darum öfters, dass sie die Grenze überschreiten und anderen auch wehtun. Innerlich sind sie jedoch häufig noch Kinder. Spätentwickler hingegen haben ganz andere Sorgen. Sie werden eher gehänselt oder als „Babys“ bezeichnet. Auch von den Erwachsenen werden sie nicht immer altersgemäß behandelt, weil sie ja noch so „klein und niedlich“ sind. Das kratzt am Selbstwertgefühl. Auch die kleinen Freiheiten, die die Kinder immer mehr suchen und brauchen, erobern sie sich schwerer als Frühentwickler, die schon so viel reifer wirken und denen schon mehr zugetraut wird. 3

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