Elternbrief Nr. 19 Erziehungsratgeber Bayerisches Landesjuge

Nicht jede Rauferei ist ein Grund zur Sorge. Das aggressive Kind Wurden Sie im Kindergarten auch schon einmal darauf angesprochen, dass Ihr Kind seit einiger Zeit andere Kinder haut, kratzt und beißt? Aggressivität bei Kindern ist keine Seltenheit. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jedes sechste bis achte Kind überdurchschnittlich aggressiv ist. Eine Grenze zu ziehen ist schwierig: Wo hört das normale Gerangel zwischen Kindern auf und wo fängt das Piesacken an? Wann geht es nur um ein Spielzeug und wann um gezielte Faustschläge und Tritte, die mit dem umkämpften Bagger nichts mehr zu tun haben? Die wahren Gründe für aggressives Verhalten herauszufinden ist nicht einfach, da die Ursachen so vielfältig sind. Es könnte zum Beipiel sein, dass in der Familie Veränderungen wie eine Trennung oder ein Umzug anstehen. Oder ein Geschwisterchen wurde geboren, was das größere Kind aus dem Gleichgewicht bringt. Auch Kinder, die selbst Gewalt erfahren, haben in der Regel eine geringere Hemmschwelle zuzuschlagen. Sie erkennen Grenzen und Regeln nicht an und wissen nicht, wann Schluss ist. Wenn Sie selbst die Ursachen nicht ergründen können, sollten Sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle wenden. Dort kann man Ihnen und Ihrem Kind helfen. Sobald Sie jedoch herausgefunden haben, warum Ihr Kind sich so aggressiv verhält, sollten Sie die Bedingungen ändern, die dazu geführt haben, und Ihr Kind dabei unterstützen, sein Verhalten von sich aus zu ändern. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Schlagen, Treten und Kratzen kein Weg ist. Scheuen Sie sich nicht vor dem Aufzeigen und Durchsetzen von Konsequenzen. Denn ein Verhalten, das keine erkennbaren Folgen hat, wird auch nicht abgestellt. Kümmern Sie sich um Ihr Sorgenkind, nehmen Sie es in den Arm und zeigen ihm, dass Sie es trotz allem lieben und unterstützen. Zeigen Sie Handlungsalternativen auf, indem Sie ihm vorleben, wie man auch anders an sein Ziel kommen kann. Sein eigenes Verhalten zu verändern, ist ein langwieriger Prozess und erfordert viel Geduld von allen Seiten. Nehmen Sie sich die Zeit, es wird Sie Ihrem Kind wieder näherbringen. 7

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