- - - B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Briefe 31 INHALT 8 Jahre 4 Monate 1 Ihr großes kleines Kind 3 Brauchen Kinder ein Handy? 4 Endlich Ferien?! 6 Die Neigungskurse 7 Familie als Team 10Kinder brauchen Werte 12 Mithilfe im Haushalt 14 Jetzt schon eine Zahnspange? Ihr großes kleines Kind Ihr großes kleines Kind wächst nicht nur kräftig, sondern es wird auch von Tag zu Tag selbstständiger und selbstbe stimmter. Sie wundern sich wohl manchmal darüber, dass es schon alleine Termine mit seinen Freunden ausmacht, einen ganzen Nachmittag selbstständig gestaltet und auch gerne einmal ohne Sie unterwegs ist? Dass Ihr Kind Sie nicht mehr für alles braucht, ist normal und richtig. Ihr Kind löst sich allmählich von Ihnen. Es soll jetzt immer mehr Schritte alleine wagen. Für Sie bedeutet dies zwar wieder einen der vielen kleinen Ab schiede vom kleinen Kind, aber auch eine neue Gelassenheit. Ihr Kind wird groß und kann immer mehr al lein tun – genießen Sie es! Ihr Kind sieht die Welt nun kritischer. – und Sie – Sie sollten jetzt versuchen, nicht allzu ängstlich zu sein und Ihr Kind ständig zu kontrollieren. Vertrauen Sie auf seine Fähigkeiten. Über viele Jahre haben Sie Ihr Kind begleitet und gut auf den Weg gebracht. Es weiß jetzt, wie es sich im Straßenverkehr zu verhalten hat, und dass es sich nicht von Fremden ansprechen lassen und auch mit niemandem mitgehen darf. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm schon viel zutrauen, dann traut es sich auch. - -
Brauchen Kinder ein Handy? Eigentlich brauchen Grundschulkinder noch kein eigenes Smartphone. Sie sind noch sehr eng an den Eltern dran und haben einen überschaubaren Aktionsradius: Zuhause, Schule, Spielplatz, Spielstraße oder Hof, Großeltern oder beste Freundin. Die meiste Zeit wissen Sie genau, wo sich Ihr Kind aufhält. Doch natürlich gibt es auch Ausnahmen: Wenn Ihr Kind zum Beispiel einen langen Schulweg hat und Sie eher ängstlich sind, dann ist die Anschaffung eines Smartphones durchaus überlegenswert. Wenn Sie ein Handy für notwendig halten und Ihr Kind reif genug ist, die Verantwortung für ein eigenes Gerät zu übernehmen, werden Sie ihm nicht irgendein Gerät in die Hand drücken wollen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind das Telefon leicht bedienen kann und es zu seinen Bedürfnissen passt. Am besten informieren Sie sich durch Produkttests oder fragen andere Eltern nach deren Empfehlungen. Seien Sie ein gutes Vorbild, was die eigene Nutzungsdauer angeht . Eine weitere Überlegung ist, ob Sie für Ihr Kind ein Vertrags- oder ein Prepaid-Handy anschaffen wollen. Die meisten Mobilfunkbetreiber bieten einen Kinder- oder Partnertarif an. Das bedeutet meist eine relativ geringe Grundgebühr und ein bestimmtes Limit für Telefonate und mobile Daten. Wird dieses Limit überschritten, kann es teuer werden. Erkundigen Sie sich deshalb genau! Ein Prepaid-Tarif ist für acht- bis neunjährige Kinder noch zu kompliziert. Sie können mit einem monatlich festgelegten Betrag noch nicht richtig umgehen. Er ist womöglich genau dann auf gebraucht, wenn Ihr Kind Sie dringend anrufen möchte. Besser ist es, einen Tarif mit möglichst günstiger Flatrate für Telefonate und die mobile Datennutzung zu wählen, so dass Ihr Kind Sie auch wirklich immer erreichen kann, wenn es nötig ist. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Nutzungsregeln und Handypausen: So sollte das Gerät im Unterricht auf jeden Fall ausgeschaltet werden, ebenso am Essenstisch, bei den Hausaufgaben und kurz vor dem Schlafengehen. Gehen Sie dabei mit gutem Beispiel voran und kontrollieren Sie Ihre eigene Nutzungsdauer. Die Einrichtung einer „Handygarage“, in der alle Smartphones der Familie für eine bestimmte Zeit „ge2
brau cht wirklich Zugriff auf Nicht jede App Standor t, Kontakte oder Fotos. parkt“ werden, kann sich als sehr hilfreich erweisen. Am wichtigsten aber ist das Gespräch mit Ihrem Kind. Erklären Sie Ihrem Kind seinem Alter entsprechend, was mit einem Smartphone alles möglich ist, welche Daten gesammelt werden können. Nur so können Sie verhindern, dass es unvorsichtig ist! Machen Sie es auf mögliche Gefahren aufmerksam und stellen Sie Verhaltensregeln auf wie etwa: „Wenn jemand gemein zu mir oder anderen ist, dann bespreche ich das mit meinen Eltern“ oder „Keine Anrufe oder Nachrichten von Fremden beantworten“. Letztendlich ist auch der richtige Umgang mit dem Smartphone Teil der Medienerziehung. Datenschutz ist sehr wichtig Smartphones sind nicht mehr nur Telefone – sie sind extrem leistungsstarke Taschencomputer. Bevor Sie Ihrem Kind das Smartphone überlassen, sichern Sie das Gerät. Zu allererst ist ein sicheres Passwort wichtig, das im besten Fall nur Ihr Kind und Sie kennen. Wählen Sie neue Apps gemeinsam aus und kümmern Sie sich um regelmäßige Sicherheitsupdates. Kontrollieren Sie bei der Anmeldung die Datenschutzbestimmungen und die eingeforderten Zugriffsrechte. Stellen Sie sich dabei Fragen wie „Muss diese App wirklich Zugriff auf meine Kontakte oder den Standort haben?“. Zusätzlich können Sie eine Jugendschutz-App herunterladen, um Ihrem Kind einen sicheren Surfraum einzurichten. Eine Antiviren-App ist ebenso hilfreich. Um mögliche Kosten zu vermeiden, unterbinden sie kostenpflichtige In-AppKäufe und lassen sie gebührenpflichtige Drittanbieter-Nummern beim Netzbetreiber sperren. Testen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind wichtige Funktionen wie WLAN, Bluetooth oder GPS und erklären Sie, wann diese besser ausgeschaltet bleiben sollten. 3
Endlich Ferien?! Wenn die Ferienzeit naht, wird es für berufstätige Eltern oft schwierig. Denn während die Schulkinder übers Jahr verteilt fast drei Monate Ferien haben, stehen den Eltern oft nur drei oder vier Wochen Urlaub zur Verfügung. Also was tun? Wohin mit den Kindern? Vielleicht können Sie Ihr Kind in den Ferien zu den Großeltern schicken. Diese freuen sich sicherlich, einmal eine oder zwei Wochen allein mit ihrem Enkelkind verbringen zu können. Vielleicht fährt Ihr Kind auch gern zu Tante und Onkel oder möchte mit einer befreundeten Familie verreisen. Ferienprogramme gibt es au ch für den kleineren Geldbeutel. Sie können Ihr Kind auch bei einer Kinder- und Jugendfreizeit anmelden. Die dortigen Angebote sind vielfältig und reichen von Zeltlagern über Kanutouren bis hin zu Erlebniswochenenden. Wenn es Ihre Finanzen erlauben, könnten Sie Ihr Kind auch auf einen Ponyhof schicken. Die wichtigste Voraussetzung ist natürlich, dass Ihr Kind auch tatsächlich alleine verreisen möchte. Wenn Ihre Tochter zum Beispiel schon ungern bei einer Freundin übernachtet, hat es wenig Sinn, sie zu einem Ferienaufenthalt im Zeltlager überreden zu wollen. Auch wenn Ihr Sohn partout nicht an einer Kinderfreizeit in den Bergen teilnehmen möchte, müssen Sie das akzeptieren. Sicherlich ergibt sich über kurz oder lang die Gelegenheit für ein kleines Gespräch, in dem Sie herausfinden können, woran seine Abneigung liegt. Vielleicht sind Ihrer Tochter zwei Wochen Ferienlager zu lang oder sie hat Angst vor den vielen fremden Kindern. Dann schlagen Sie ihr einen kleinen Wochenendtrip vor oder Sie versuchen, eine ihrer Freundinnen für die Ferienfreizeit zu gewinnen. Manche Kommunen oder andere Träger bieten Ferienprogramme an, bei denen Sie Ihr Kind morgens hinbringen und abends wieder abholen können. Das können tägliche Ausflüge sein, ein Sportkurs oder der Aufenthalt in einer Freizeiteinrichtung in der Nähe Ihres Wohnorts. Gerade für schüchterne Kinder oder für solche, die nicht gerne woanders übernachten oder zu Heimweh neigen, können diese Tagesprogramme eine gute Alternative sein. Vielleicht klappt es ja dann im nächsten oder übernächsten Jahr mit dem auswärts Übernachten. 4
Für Einzelkinder ist ein Ferienaufenthalt mit anderen Kindern oft lustig und anregend . © Esther Merbt / Pixabay.com Aber vielleicht fällt es ja Ihnen, den Eltern, schwer, sich für eine oder zwei Wochen von Ihrem Kind zu trennen. Gehen Sie in sich und überlegen Sie, woran das liegen könnte. Haben Sie in Ihrer Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht? Und haben Sie vielleicht die Befürchtung, dass es Ihrem Kind ähnlich ergehen könnte? Dann hilft nur eines: Information. Versuchen Sie so viel wie möglich zu erfahren. Wohin fährt denn die Gruppe? Wie sieht die Betreuung vor Ort aus? Was steht genau auf dem Programm? Je mehr Sie wissen, desto leichter wird es Ihnen fallen, Ihr Kind fahren zu lassen. Denken Sie daran: Zeit in einem Ferienlager zu verbringen gehört zu den ersten Versuchen, alleine ohne Eltern zu verreisen. Dies sollten Sie auf jeden Fall unterstützen. Aber Sie müssen es auch nicht erzwingen, schließlich hat das Ganze ja auch noch Zeit. 5
et Die Neigungskurse Schule kann auch in der zweiten Klasse schon ganz schön stressig sein. Die Kinder müssen mehrere Stunden still sitzen, sich konzentrieren und Lernstoff unterschiedlichster Art aufnehmen – das ist für Acht- oder Neunjährige eine große Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, nach dem Unterricht für Ausgleich zu sorgen. In vielen Grundschulen werden Wahlfächer, Arbeitsgemeinschaften oder Neigungskurse angeboten. Das kann eine zusätzliche Stunde Musikunterricht im Chor oder in einem Instrumentalensemble sein oder zusätzlicher Turnunterricht, bei dem die Kinder sich im Geräteturnen, Tischtennis oder Ähnlichem üben können. In manchen Schulen gibt es auch Theatergruppen, Malkurse, Handarbeits- oder Werkgrupen. Eltern und Schüler werden zu Beginn des neuen Schuljahres rechtzeitig informiert, sodass die Kinder sich entsprechend ihrer Begabungen und Interessen für einen Kurs anmelden können. In den Ganztagsschulen mit Nachmittagsunterricht sind die Neigungskurse Bestandteil des Schulnachmittags. Ob Spor t, Musik oder Kunst, für jeden ist was dabei. Wenn also Ihr Kind ganz aufgeregt nach Hause kommt und Sie mit einem Anmeldungszettel überrascht, überlegen Sie gemeinsam, was für Ihr Kind geeignet wäre. Vielleicht ist Ihr Kind begabt in Leichtathletik und hat Spaß an einer Extrastunde Sport. Wenn es musikalisch ist, möchte es vielleicht am Schulchor teilnehmen oder Blockflöte spielen. Die angebotenen Stunden sind dazu da, Ihrem Kind neben dem regulären Unterricht einen Ausgleich zu bieten. So kann es neben Mathematik, Deutsch und Heimatund Sachkunde auch anderen Interessen nachgehen oder neue entdecken. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind sich vor lauter Begeisterung nicht überfordert, indem es seine Freizeit komplett verplant. Es braucht auch Leerlauf, also eine Zeit, in der es für sich sein kann und keinerlei Leistung – welcher Art auch immer – erbringen muss. 6
Familie als Team Sie haben es bemerkt: Mehr und mehr wird in Ihrer Familie verhandelt: Wenn Sie etwa Ihrem Kind etwas verbieten, wird es den Grund dafür wissen wollen. Wenn es etwas haben möchte, findet es Argumente dafür. Und das ist gut so. Ihr Kind übt seine sozialen und kommunikativen Fähigkeiten ein. Fähigkeiten, die nicht nur im privaten zwischenmenschlichen Bereich, sondern auch in der Schule und im späteren Berufsleben immer wichtiger werden: Verhandlungsgeschick, Überzeugungskraft, Durchsetzungsfähigkeit, aber auch Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse des anderen. Ihr Kind sieht Sie als Eltern nun nicht mehr ausschließlich als die an, die alles können und wissen und immer recht haben. Vielleicht werden Sie ab und zu auch infrage gestellt und kritisiert. Das macht nichts. Seien Sie offen und diskussionsbereit, aber seien Sie auch klar in den Dingen, die Sie für wichtig halten. Eltern haben nicht immer automatisch recht . Als Familie ein Team zu sein bedeutet, dass Ihre Kinder in Ihrer Familie lernen können, wie man gemeinsam Aufgaben erledigt, Konflikte austrägt oder zu Entscheidungen kommt. Es bedeutet für Sie, die Kinder ihrem Alter entsprechend ernst zu nehmen und in familiäre Aufgaben und Entscheidungen einzubeziehen. Wie sieht dies nun im normalen Familienalltag aus? Teams sprechen miteinander Setzen auch Sie sich als Familie immer mal wieder zusammen und besprechen Sie miteinander, was anliegt – je regelmäßiger, umso besser. Geben Sie dabei auch jedem Ihrer Kinder die Möglichkeit, seine Anliegen vorzubringen und ermutigen Sie es dazu. Hören Sie dabei aufmerksam zu und nehmen Sie die Anliegen ernst, auch wenn Sie Ihnen vielleicht wenig wichtig erscheinen oder auch mal drollig ausgedrückt werden. Teams arbeiten zusammen Beziehen Sie Ihre Kinder in gemeinsame Aufgaben mit ein. Der Keller wird entrümpelt und die Sachen kommen auf den Sperrmüll? Garten oder Balkon müssen dringend hergerichtet werden? Alle helfen mit! Jedes Familienmitglied kann im Rahmen 7
© BenediktGeyer / Pixabay.com seiner Möglichkeiten das Seine dazu beitragen. Sie werden sehen, solche Aktionen verbinden ungemein. Die Familienregeln müssen von jedem beachtet werden. Teams haben Aufgaben und beachten Regeln Jedes Familienmitglied hat seine Aufgaben: Neben der Schule oder Arbeit hat jeder in der Familie seine Pflichten im Haushalt, wie etwa den Tisch zu decken oder den Müll rauszubringen. Es gibt Regeln, die von allen eingehalten werden müssen, etwa dass die Schuhe ins Regal gestellt werden oder nach dem Essen jeder sein Geschirr wegräumt. Teams streiten gelegentlich Auch das gehört dazu. In der Familie kann Ihr Kind lernen, Konflikte fair auszutragen. Zeigen Sie Ihm, wie das geht – durch Ihr gutes Vorbild. Vermeiden Sie es zu „explodieren“ und helfen Sie auch Ihrem Kind dabei, seinen Ärger, seine Wut so auszudrücken, dass es dabei nicht verletzend ist. 8
Teams haben Spaß miteinander Das Leben besteht – Gott sei Dank – nicht nur aus Pflichten. Gemeinsame Unternehmungen als Familie sind die Würze im Alltag. Lassen Sie Ihre Kinder ihre Ideen und Wünsche einbringen und berücksichtigen Sie sie auch. Das heißt nicht, dass die Kinder allein bestimmen, was gemacht wird. Wie gesagt – Sie sind ein Team! Teams halten zusammen Das Wir-Gefühl, die Verbundenheit innerhalb einer Familie wird durch gemeinsame Aufgaben und Gespräche, durch bewältigte Konflikte und auch durch gemeinsame Unternehmungen gestärkt. Wenn Sie mehrere Kinder haben, fördern Sie auch die Solidarität der Geschwister untereinander, zum Beispiel, dass jeder ausreden darf, keiner bevorzugt wird oder dass die berechtigten Wünsche jedes Kindes abwechselnd berücksichtigt werden. Teams brauchen ein gutes Klima Zeigen Sie Ihren Kindern, wie man einen guten Umgang miteinander pflegt und achten Sie darauf, dass Werte wie Respekt vor dem anderen, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von allen in der Familie eingehalten werden – auch und gerade im Alltag. Je klarer Sie als Eltern also in Ihrer Rolle als verantwortliche Erzieher sind, umso leichter können Sie mit Ihren Kindern auch ein Stück Demokratie leben. Gehorsam allein wird Ihre Kinder nicht zu selbstständigen Erwachsenen werden lassen. Es ist auch notwendig, ihnen mehr und mehr Eigenständigkeit zuzugestehen, dabei aber mit ihnen in einem guten Kontakt zu bleiben. Begleiten Sie Ihr Kind auf seinem spannenden Weg in die Selbstständigkeit. Fördern Sie die Solidarität im Familien-Team! 9
Kinder brauchen Werte Jede Familie hat ihre eigenen Regeln – und doch gibt es auch Werte, die in unserer Gesellschaft ganz allgemein anerkannt sind und an die sich alle halten sollten. Beispielsweise ist man sich hierzulande einig, dass eigene Interessen nicht mithilfe von Gewalt durchgesetzt werden dürfen, dass persönlicher Besitz respektiert werden muss oder dass jeder bestimmte Pflichten hat. (Etwa bei Erwachsenen die Arbeit oder beim Schulkind die Hausaufgaben oder Mithilfe im Haushalt). Wie so vieles, so sind auch Werte dem Zeitgeist unterworfen: Unbedingter Gehorsam etwa war zu Großvaters Zeiten noch ein wichtiges Erziehungsziel. Ein Kind sollte ohne Widerspruch folgen und sich ansonsten ruhig und unauffällig verhalten. Heute möchten wir Kinder, die sich trauen, ihre eigene Meinung zu äußern. Keine Duckmäuser, sondern lebendige, interessierte Kinder, die zu selbstständigen und verantwortungsvollen jungen Menschen heranwachsen. Und dem entspricht auch der heutige Erziehungsstil: weg von Strafen wie Schlägen oder Einsperren hin zu pädagogischen Maßnahmen, zu Gesprächen, vernünftigen Erklärungen und Vertrauen in die Einsicht der Kinder. Kinder sollen ihre Meinung äußern dür fen. Was ist Ihnen wichtig bei der Erziehung Ihrer Kinder? Wohin soll die Reise gehen? Haben Sie einen „Kompass“, der Ihnen die grobe Richtung anzeigt? Wie wichtig ist Ihnen Rücksichtnahme auf andere? Wie wichtig Respekt? Zusammenhalt in der Familie? Fleiß, Leistung und Erfolg? Ordnung und Sparsamkeit? Ehrlichkeit? Freundlichkeit? Einhaltung von Regeln? Freiheitsliebe und Toleranz? Und wie vermitteln Sie das Ihren Kindern? Leben Sie es Ihnen vor? Ermahnen Sie Ihr Kind, wenn es diese Werte nicht anerkennt, sich zum Beispiel wenig respektvoll verhält? Wichtig ist auf jeden Fall das, was Sie Ihren Kindern vorleben. Sie können kaum von Ihrem Kind erwarten, dass es sich anderen gegenüber freundlich verhält, wenn Sie das nicht ebenso halten. Achten Sie auch darauf, wie zu Hause über andere Menschen gesprochen wird. Ist das immer respektvoll und wohlwollend? 10
Auch das Gespräch mit Ihrem Kind kann vieles bewirken. Warum ist es so wichtig, dass man einander höflich begegnet, dass man Rücksicht aufeinander nimmt? Wie würde es ihm selbst ergehen, wenn es von anderen respektlos behandelt, ausgelacht oder dumm angeredet werden würde? Wie tolerant sind Sie und ist Ihr Kind gegenüber Menschen, die anders sind oder sich anders verhalten? Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht erst über Werte, wenn es diese Werte in Ihren Augen verletzt hat. Reden Sie schon vorher miteinander darüber, was Ihnen und was Ihrem Kind wichtig ist. Und verlieren Sie im Alltag, im Familienleben, im täglichen Kontakt mit Ihrem Kind nicht die Richtung aus den Augen, in die Ihre Erziehung führen soll. Ihrem Kind sind Sie ein Denken Sie daran: Vorbild . © Samuel F. Johanns / Pixabay.com 11
Mithilfe im Haushalt Erinnern Sie sich noch, wie eifrig Ihr Dreijähriges Ihnen beim Bettenmachen geholfen hat und wie unglaublich stolz es war, als Sie es gelobt haben? Kleine Kinder helfen noch sehr gerne, bei den Größeren aber wird es schon schwieriger, sie regelmäßig in die tägliche Hausarbeit mit einzubinden. Größere Kinder sind oft gar nicht begeistert, wenn es ans Mithelfen im Haushalt geht. Sie verdrücken sich lieber in ihr Zimmer, geben vielleicht vor, noch Hausaufgaben erledigen oder für eine ganz wichtige Probe lernen zu müssen. Natürlich geht die Schule vor, aber ein bisschen Mithilfe im Haushalt kann wirklich jedes Kind leisten, ohne damit überfordert zu sein. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihr Kind zum Mithelfen zu erziehen. Dies hat positiven Einfluss auch auf sein späteres soziales Verhalten. Es lernt, dass man einander helfen sollte, auch wenn man dafür ab und zu die eigene Unlust überwinden muss. Kinder können sich im Haushalt schon bei vielen Dingen nützlich machen. Acht- bis neunjährige Kinder sind in der Lage, den Tisch aufund abzudecken, die Geschirrspülmaschine einzuräumen oder beim Abwasch zu helfen. Sie können schon bei der Wäsche eingesetzt werden, etwa beim Falten von Geschirr- und Handtüchern oder beim Sortieren von Socken und Strümpfen. Und natürlich können sie verschiedene Dinge aufräumen, den Müll hinuntertragen oder auch das Altpapier entsorgen. Am besten machen Sie eine Liste mit den zu erledigenden Aufgaben und lassen Ihr Kind selbst drei oder vier davon aussuchen. Achten Sie dabei darauf, dass auch „Jobs“ auf der Liste stehen, die es richtig gerne macht, dann fallen ihm die unangenehmeren Aufgaben leichter. Wechseln Sie auch die Zuständigkeitsbereiche nach einer Weile. Denn auf Dauer wird es langweilig, immer nur den Mülleimer hinauszubringen. Steigern Sie nach und nach den Schwierigkeitsgrad. Während Ihr Kind zu Beginn der Schule beim Tischdecken nur geholfen hat, kann es dies jetzt selbstständig erledigen. Es kann ein Päckchen zur Post bringen oder ein, zwei Dinge im Supermarkt um die Ecke einkaufen. 12
Aber haben Sie Geduld und erwarten Sie keine Perfektion. Ein acht- oder neunjähriges Kind ist noch nicht so geschickt, dass es Wäsche tadellos zusammenlegen oder Karotten in perfekte Scheiben schneiden kann. So werden die Handtücher zunächst eben etwas schiefer übereinander gestapelt sein, als wenn Sie es selbst gemacht hätten. Sie wissen ja, Übung macht den Meister. Greifen Sie Ihrem Kind am Anfang noch ein bisschen unter die Arme und zeigen ihm geduldig und liebevoll, was zu tun ist. Gehen Sie aber großzügig darüber hinweg, wenn manches noch nicht so perfekt ist. Sie werden sehen, mit der Zeit klappt es immer besser. Ihr Kind wird bestimmt stolz sein, weil es sich zu Hause schon richtig nützlich machen kann und alle etwas davon haben. Für die Mithilfe in der Familie verdient Ihr Kind Anerkennung und Dank, aber kein Geld. Ihr Kind sollte sich nicht bezahlen lassen, wenn es Ihnen beim Bettenmachen oder Kochen hilft. Denn Hausarbeit ist eine Tätigkeit, die immer anfällt und immer erledigt werden muss – die Mithilfe dabei sollte selbstverständlich sein. Je früher Ihr Kind diese Botschaft verstanden hat, desto besser. Denken Sie daran, dass Sie wie so oft auch hier Vorbild sind. Wenn Sie also selbst Hausarbeit mit offensichtlichem Unwillen erledigen oder sie gerne anderen überlassen, wird Ihr Kind Ihre Einstellung übernehmen. Es ist deshalb von Vorteil, die tägliche Arbeit im Haushalt mit Freude zu erledigen. Schließlich gehört die Hausarbeit zu den Tätigkeiten, die einen spürbaren Erfolg zeigen – die frisch geputzte Wohnung oder das lecker zubereitete Essen machen schließlich allen Familienmitgliedern Freude. in einer Familie selbstMithelfen sollte verständlich sein. 13
Jetzt schon eine Zahnspange? Sie gehen mit IhremKind regelmäßig zum Zahnarzt. Und nun hat dieser eine Zahnfehlstellung festgestellt. Die Kieferorthopädin bestätigt es: Ihr Kind braucht eine Zahnspange. Die meisten Zahnspangenträger sind zwischen neun und 14 Jahren alt. Schon beim Zahnwechsel zeigt sich, ob die Zähne im Kiefer Platz haben werden oder nicht. Grundsätzlich kann jeder Zahnarzt eine Zahnspange verordnen und anpassen. Allerdings gibt es auch Kieferorthopädinnen, die hierfür eine mehrjährige Zusatzausbildung absolviert haben. Manchmal müssen nämlich nicht allein die Zähne, sondern auch der gesamte Kiefer mit Hilfe einer Zahnspange korrigiert werden. Es gibt herausnehmbare und feste Zahnspangen. Die zum Herausnehmen werden außerhalb des Mundes gereinigt und müssen oft nur für ein paar Stunden tagsüber und nachts getragen werden. Bei den festen Spangen gibt es verschiedene Arten. Am häufigsten sind die Brackets, bei denen auf jedem Zahn ein Metalloder Kunststoffplättchen befestigt wird und die einzelnen Plättchen dann mit einem Draht verbunden werden. Der Kieferorthopäde oder die Zahnärztin werden entscheiden, welche Art von Zahnspange für Ihr Kind die richtige ist. Sie und Ihr Kind werden vielleicht wenig begeistert sein, wenn eine Zahnspange verordnet und angepasst werden soll. Aber die Korrektur einer Zahnfehlstellung ist mehr als nur ein kosmetischer Eingriff: Es geht hier nicht allein um das schöne Lächeln und das gleichmäßige Gebiss. Eine Zahnoder Kieferfehlstellung kann später zu gesundheitlichen Kom- Spangen werden heutzutage au ch schon im Grundschulalter verordnet . © Anemone123 / Pixabay.com 14
plikationen führen: So können etwa bei schief stehenden Zähnen häufiger Zahnfleischerkrankungen auftreten, weil die Reinigung schwieriger ist. Auch Zahnverschiebungen oder Wurzelhautentzündungen können die Folge sein. Bei Kieferfehlstellungen ist es möglich, dass sich die Zähne übermäßig schnell abnutzen oder dass es zu schmerzhaften Kiefer- und Kiefergelenksproblemen kommt. Wenn ihr Kind informier t ist, abeitet es au ch besser mit . Erklären Sie Ihrem Kind, warum die Spange notwendig ist. Achten Sie auch darauf, dass Ihr Kind vom Zahnarzt oder der Kieferorthopädin gut aufgeklärt und über alles Wichtige informiert wird. Information ist wichtig für Ihr Kind. Schließlich muss es bei der Zahnkorrektur auch mitmachen. Besonders die herausnehmbaren Zahnspangen verführen dazu, sie häufig zu vergessen und sie lieber in der Box zu lassen. Bei den festen Spangen ist eine gründliche Reinigung besonders wichtig. Außerdem muss Ihr Kind regelmäßig zum Nachstellen gehen, damit auch immer der richtige „Zug“ auf der Spange ist. Versuchen Sie Ihr Kind zu motivieren, bei der Behandlung gut mitzumachen. Notfalls braucht es auch einmal sanften Druck, wenn Sie merken, dass die Zahnspange nicht regelmäßig zum Einsatz kommt oder nicht gründlich genug gereinigt wird. Wenn Ihr Kind von der Spange wieder einmal besonders genervt sein sollte, erinnern Sie es (und sich selbst) daran, dass auch diese Belastung einmal vorbeigehen wird und Ihr Kind sich nach der Behandlung über ein schönes, gesundes Gebiss freuen kann. Was bezahlt eigentlich die Kasse? Mit der Zahnspange kommen auch Kosten auf Sie zu. Die Krankenkassen übernehmen einen Großteil davon. Beim ersten Kind sind es in der Regel 80%, beim zweiten 90% der Kosten. Den Rest müssen Sie als Eltern zunächst selbst tragen. Am Ende einer erfolgreichen Behandlung kann dieser Eigenanteil aber ebenfalls zurückerstattet werden. Wenn es Ihnen nicht möglich ist, den Eigenanteil zunächst zu übernehmen, sprechen Sie mit dem Jobcenter, einer Sozialberatungsstelle oder Ihrer Krankenkasse. Kein Kind, das eine Zahnspange braucht, sollte aus finanziellen Gründen keine bekommen. 15
IJ FSC www.fsc.org ~ Bayerisches Staatsministerium für Famil ie, Arbeit und Soziales MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen FSC• C108626 B A Y E R I S C H E S L A N D E S J U G E N D A M T Weitere Informationen: Die Elternbriefe können Sie auch online lesen, herunterladen oder als Newsletter abonnieren: beim Online-Ratgeber „BAER“, www.baer.bayern.de, des Bayerischen Landesjugendamtes. Dort finden Sie auch weitere ausführliche Informationen zu vielen der hier genannten Themen. Kinderhandys / Medienerziehung Auf der Website „Schau hin! Was deine Kinder machen“, www.schau-hin.info, einer Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, finden Sie eine gute Übersicht zu den verschiedenen Aspekten rund um das Handy: Lesen Sie auf www.baer.bayern.de/medienbriefe unsere Medienbriefe rund um die Medienerziehung. Kinderfreizeiten / Ferienlager Informieren Sie sich am besten bei Ihrem zuständigen Jugendamt. Viele Jugendämter führen selbst Kinderfreizeiten durch, wissen aber auch, was der Kreisjugendring, die Kirchen und sonstige Wohlfahrtsverbände an Freizeitmaßnahmen für Kinder anbieten. Im nächsten Elternbrief: – Lernen auf allen Ebenen – Mir ist so langweilig! – Rund um die Schule: Keine Lust auf Schule? – Mehr Spaß in der Schule – Lernsoftware für Kinder – Zu jung fürs Internet? – Chatregeln, die Kinder beachten sollten – Endlich Urlaub! – Ab in den Sportverein Die Elternbriefe werden gefördert durch: 31 Herausgegeben vom Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt (BLJA) V.i.S.d.P.: Hans Reinfelder Postanschrift: Postfach 400260 80702 München www.blja.bayern.de Überreicht durch Ihr Jugendamt ClimatePartner 0 klimaneutral Druck 110: 10822-1-408·1001 Illustrationen: Birgit Baude, München – Druck: MKL Druck © Bayerisches Landesjugendamt, Stand: Januar 2022 ISBN 3-935960-23-9 Artikelnummer: 10202131
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